Für Seefahrer ist es lebensnotwendig, genaues Kartenmaterial zu haben, um ihr Ziel zu erreichen. Das ist Anfang des 16. Jahrhunderts noch Glückssache, weil die Karten nicht winkeltreu sind. Das bedeutet, dass damals ein Kurs nicht eindeutig berechenbar ist. Gerhard Mercator aber findet eine verlässliche Methode. Es gelingt ihm, die Oberfläche der Weltkugel so zweidimensional darzustellen, dass weder Breiten- noch Längenkreise gekrümmt werden. Die Karte zeigt durchwegs symmetrische Rechtecke. Bis heute ist die sogenannte Mercator-Projektion gültig und dient als Grundlage des Navigierens - auch auf den Straßen
Mercators Karten sind präziser als alle Konkurrenzprodukte und finden im Zeitalter der Entdeckungen reißenden Absatz - bei den Höfen und bei den Seefahrern.
Globus mit gekrümmten Linien
Bei seiner Geburt am 5. März 1512 im flämischen Rupelmonde heißt Gerhard Mercator noch Gerhard Kremer. Sein Vater ist Schuster und stammt aus Gangelt, einem Dorf nordwestlich von Jülich. Da er früh stirbt, wächst Gerhard bei seinem Onkel auf; einem Geistlichen, der Gerhards Intelligenz erkennt, und dafür sorgt, dass der Junge eine ausgezeichnete Schulbildung bekommt. Deshalb kann Gerhard studieren. Er schreibt sich an der Universität Löwen ein. Mercator nennt sich Kremer erst als Wissenschaftler, der seinen Namen nach Art der Humanisten latinisiert. "Mercator" bedeutet soviel wie Krämer oder Kaufmann.
Aber Theologie und Philosophie bringen Mercator nicht weiter, er möchte die Welt anders erklären. Um das tun zu können, muss er sie vermessen. Im Selbststudium erlernt er die mathematischen Grundlagen und baut zunächst einen Globus, den er 1541 fertigstellt. Auf ihm sind die Schiffskurse keine geraden Linien mehr wie bisher, sondern sogenannte Loxodrome - gekrümmte Linien, die die Längengrade des Globus immer im gleichen Winkel schneiden.
42 Jahre in Duisburg
1544 wird Mercator in Löwen wegen Ketzerei angeklagt und über ein halbes Jahr eingekerkert. Er wird lutherischer Gedanken verdächtigt. Die Inquisitoren machen ihm den Prozess, aber er bleibt unbestraft - wohl auch, weil er sich vom neuen Weltbild von Kopernikus distanziert.
1552 zieht Mercator nach Duisburg. Die Stadt gehört zum Herzogtum Kleve, das als religiös tolerant gilt. Dort kann er sich mit seiner Frau und seinen sechs Kindern sicher fühlen. Zudem soll dort eine Universität entstehen, deren Gründung Mercator allerdings nicht mehr erlebt. Er verbringt die folgenden 42 Jahre in Duisburg. 1554 erscheint die von ihm geschaffene Europakarte. 15 Jahre später schafft Mercator eine Weltkarte für Seefahrer, bei der er die "Mercator-Projektion" anwendet. Ein weiteres Werk kann Mercator nicht mehr vollenden: eine umfassende Zusammenstellung von Karten, der er den Namen "Atlas" gibt. Sie wird erst im Jahr nach seinem Tod veröffentlicht. Mercator stirbt am 2. Dezember 1594 in Duisburg.
Stand: 05.03.2012
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