Todestag von Bram Stoker am 20.April 1912

Stichtag

20. April 1912 – Bram Stoker stirbt in London

Vlad Drăculea ist ein Schlächter. Als der Herrscher des transsilvanischen Fürstentums Walachei 1462 die osmanischen Truppen unter Mehmed II. aus dem Land vertreibt, tränkt er die Äcker der Region mit Blut. Berühmt wird er vor allem dadurch, dass er seine Gegner auf einen Pfahl durch den After aufspießen lässt, der sich dann langsam durchs Fleisch treibt. Posthum bringt ihm dies den Beinahmen "der Pfähler" ein.

Ende des 19. Jahrhunderts erfährt der irische Autor Abraham ("Bram") Stoker von Vlad Drăculea. Stoker schreibt gerade an einem Buch über Untote, das aber ins Stocken geraten ist. Die historische Figur des Schlächters haucht dem blutleer gewordenen Projekt neues Leben ein: Der 1897 erschienene Roman "Dracula", der die ursprünglich in der Steiermark spielende Handlung in ein düster überzeichnetes Transsilvanien verlegt, wird zum Welterfolg. Bezeichnenderweise ist dem vampirischen Titelhelden im Buch nur durch Pfählung beizukommen – allerdings etwas weniger eklig, nämlich mitten durchs Herz.

Scheintot in Zeiten der Cholera

Geboren wird Stoker 1847 in Marino Crescent bei Dublin. Als Kind kann er aufgrund einer rätselhaften Krankheit mehrere Jahre lang nicht laufen und muss oft im Zimmer bleiben. Die traumatische Erfahrung, eingeschlossen und fremden Mächten ausgeliefert zu sein, mag sein Interesse für alles Gruselige ebenso beflügelt haben wie die Geschichten der Mutter aus ihrer eigenen Jugend, als die Cholera in Irland wütete: Geschichten von lebendig begrabenen Menschen und wieder geöffneten Gräbern gehören zum Erzählschatz fest dazu.

Von 1864 bis 1870 studiert Stoker unter anderem Literatur und Geschichte am berühmten Trinity College, danach wird er Beamter. Gleichzeitig ist er als Journalist tätig. 1878 heiratet er die eher kühle Londoner Schönheit Florence Balcombe, an der zuvor auch Oscar Wilde interessiert war, und zieht mit ihr nach London, wo er als Manager für das Theater des gefeierten Shakespeare-Schauspielers Henry Irving schuftet. Viele Stoker-Experten vermuten, dass die Dracula-Figur auch deutlich Züge Irvings trägt.

Erster Vampirroman der Weltliteratur

In "Dracula" erzählt Stoker die Geschichte des Londoner Rechtsanwalts Jonathan Harker, der nach Transsilvanien reist, um den Immobilienkauf und die Übersiedlung eines Grafen nach London zu klären – wobei sich der Graf als Vampir entpuppt und am Ende von Harker und seinem Verbündeten Professor Abraham von Helsing zur Strecke gebracht werden kann. "Dracula" ist nicht das erste Produkt des Genres, das wohl mit den Erzählungen "Der Vampyr" (1819) von John Polidori und "Carmilla" (1872) von Joseph Sheridan Le Fanu beginnt. Aber Stokers Buch gilt als erster Vampirroman der Weltliteratur. Und er gibt der Figur mit ihrer Angst vor Knoblauch, christlichen Symbolen und Sonnenlicht ihr modernes Gepräge.

Sieben Jahre arbeitet Stoker an "Dracula" – vor allem auch deshalb, weil ihn Irving als Arbeitgeber zu sehr aussaugt. Zu seinen Lebzeiten verkauft sich der Roman eher mittelmäßig. Unsterblich wird "Dracula" erst durch die Verfilmungen mit Schauspielern wie Max Schreck, Bela Lugosi, Christopher Lee oder Klaus Kinski, aber da ist Stoker schon tot. Er stirbt am 20. April 1912 in London.

Stand: 20.04.2012

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