Schauspieler Pierre Brice erhält Orden der Französischen Ehrenlegion

Stichtag

19. Mai 1802 - Napoleon stiftet die Legion d'Honneur

Kaum ist Frankreichs neuer Präsident im Élysée-Palast angekommen, da trägt er schon die höchste Würde der stolzen Nation. Direkt nach dem Adieu für seinen Vorgänger Nicolas Sarkozy und bevor er ein Wort gesprochen hat, wird François Hollande die goldene Ordenskette der Légion d’honneur überreicht. Sie zeichnet ihn als Großmeister der Ehrenlegion aus, des höchsten Verdienstordens der Grande Nation. Als Staatspräsident entscheidet allein Hollande, wer mit dem Orden geehrt wird.

Stifter der Legion ist Napoleon Bonaparte, Erster Konsul der Französischen Republik und Triumphator über Europas Großmächte in den Koalitionskriegen. 1802 ist Napoleons Eroberungshunger längst nicht gestillt, und der Stratege weiß, wie er die Kriegslust seiner Soldaten hoch hält: Er packt sie bei der Ehre. "Ich wette", erklärt er hinter verschlossenen Türen dem Staatsrat, "dass man mir keine neue und alte Republik nennen kann, die keine Auszeichnungen vergeben hat. Und das nennt man Spielzeug und Flitterkram. Sehr gut! Aber mit solchem Flitterkram leitet man die Menschen."

Goethe wird erster deutscher Ehrenlegionär

So gründet Napoleon am 19. Mai 1802 per Gesetz den Orden der Ehrenlegion. Nach der Trennung von Staat und Kirche ist es kein Kreuz mehr, sondern ein fünfzackiger, weiß emaillierter Stern mit grün-goldenem Kranz an rotem Band. Gemäß dem Grundsatz der Égalité (Gleichheit) kann vom General über den einfachen Soldaten bis zum Zivilisten jeder Ordensträger werden – aufgeteilt in fünf Klassen, vom einfachen Chevalier (Ritter) bis zum Großkreuzträger. Mit dem Stern erhalten die Geehrten auch eine Rente, was die Auszeichnung umso erstrebenswerter macht.

Als Konsul und Kaiser verteilt Napoleon seinen Motivations-Flitterkram sehr großzügig. Von der ersten Verleihung 1804 bis zu seiner Verbannung 1815 wächst die Ehrenlegion auf 6.512 Mitglieder. Die meisten sind Militärs, doch zur Stärkung der nationalen Begeisterung ehrt Napoleon demonstrativ auch Maler, Erfinder oder einen mutigen Bergmann. Als erster Deutscher erhält Johann Wolfgang von Goethe das Kreuz der Ehrenlegion. Bei den Franzosen ist der Orden so begehrt, dass selbst die auf Napoleon folgenden Monarchen es nicht wagen, dessen Légion d'honneur abzuschaffen.

Inflationäre Verteilung in Kriegszeiten

Auch Otto von Bismarck empfängt 1865 von Napoleon III. das Großkreuz der Légion d’honneur - und bedankt sich überschwänglich. Fünf Jahre später sitzt der Kaiser bei Sedan als Gefangener neben dem Kriegssieger Bismarck. Im Ersten Weltkrieg greift Frankreich derart tief in die Ordenskiste, dass die einst auf eine feste Mitgliederzahl begrenzte Ehrenlegion zur Massenorganisation mutiert. Selbst Gegenstände und ganze Dörfer werden bedacht, ja sogar eine Brieftaube. Die allerdings posthum, da sie den Flug durch eine Giftgaswolke bei Verdun nicht überlebte. Nach dem Zweiten Weltkrieg können sich bereits 300.000 Menschen mit dem Kreuz der Ehrenlegion schmücken.

Um Frankreichs höchsten Würdenbeweis wieder aufzuwerten, stiftet Charles de Gaulle einen neuen Verdienstorden und begrenzt die Zahl lebender Ehrenlegionäre auf 125.000. Die meisten tragen zwar weiter Uniform, doch vermehrt werden auch verdiente zivile Idole von Marlene Dietrich bis Zinedine Zidane ausgezeichnet. Auch Pierre Louis Baron de Bris, den Deutschen besser bekannt als Pierre Brice alias Winnetou, trägt den Orden mit Stolz. Dass man aber nicht zwangsläufig auf Lebenszeit Ehrenlegionär bleibt, erfährt selbst ein Nationalstar wie Gérard Dépardieu. Nach einer Haftstrafe auf Bewährung wegen einer Unfallfahrt mit 2,55 Promille droht ihm 1998 kurzzeitig die Aberkennung der Ritterwürde.

Stand: 19.05.2012

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.