Im Juli 1969 nimmt der WDR-Journalist Günther Siefarth Millionen Deutsche mit auf den Mond. Gebannt verfolgt die Bundesrepublik vor dem Fernseher, ob es der Crew von Apollo 11 gelingt, den Mond zu erreichen – und ihn zu betreten.
Mit Kommentaren und Simulationen überbrückt Siefarth von einem Kölner Sonderstudio aus teils sehr spontan die lange Zeit bis zum eigentlichen Ereignis – und zu den ersten NASA-Fernsehbildern, die noch viel Interpretationsspielraum lassen. "Das ist offenbar ein Teil der Mondlandefläche", heißt es damals. Oder: "Hier wurde eben die Vermutung geäußert, dass das Bild auf dem Kopf stünde".
Dann endlich ist zu sehen, wie der Fuß von Neil Armstrong über die Leiter steigt. Die erste Mondlandung ist geglückt, Siefarth hat einen Sende-Marathon hinter sich. Am Ende sind es 27 Stunden Dauer-Liveberichterstattung: Rekord im deutschen Fernsehen.
Warum einen Fernsehmacher heiraten?
Geboren wird Siefarth 1929 in Düsseldorf. Sein Vater ist Versicherungskaufmann, die Mutter Hausfrau, Siefarth treibt es von Anfang an in die weite Welt. Er baut Schiffsmodelle, die Fliegerei wird zum Jugendtraum. Um Skifahren zu können, zieht er zum Studium nach Freiburg und Innsbruck, wo er über "Das Problem der Friedenssicherung in der deutschen Publizistik" promoviert.
1957 beginnt Siefarth als Journalist bei der NWDR-Sendung "Hier und Heute", mit der das Regionalfernsehen beginnt. Der nicht gerade angesehene Beruf des Fernsehmachers bedroht dabei sogar die Beziehung zur späteren Ehefrau Rosemarie. Der Verwandtschaft ist nicht einsichtig, warum sie auf einen windigen TV-Journalisten setzt, statt einen Arzt oder Rechtsanwalt zum Mann zu nehmen. Sie heiratet Siefarth trotzdem. Sie bekommen drei Kinder.
Revolutionär der Wahlberichterstattung
Derweil hebt Siefarth neue Fernsehformate aus der Taufe. 1961 begründet er mit Ernst Huberty und Addi Furler die ARD-"Sportschau". Die Berichterstattungen vom Raumfahrt-Programm der NASA bringt ihm den Beinamen "Mister Apollo" ein. In den 80er Jahren revolutioniert er die Wahlberichterstattung, indem er ein Konzept entwickelt, wie man dem Publikum die Ergebnisse und Hochrechnungen durch bewegte Grafiken anschaulich illustrieren kann.
1992 scheidet Siefarth aus dem Berufsleben aus, um Bücher zu schreiben, Vorträge zu halten – und mit seiner Frau auf Reisen zu gehen. Er stirbt am 1. Juli 2002 an den Folgen einer Bluterkrankung in einem Krankenhaus in Leverkusen.
Stand: 01.07.2012
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 1. Juli 2012 ebenfalls an Günther Siefarth. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.