Während des ersten Kreuzzuges unter Gottfried von Bouillon erobern die Kreuzritter 1099 Jerusalem und richten unter den Bewohnern ein Blutbad an. Seitdem ist Palästina in christlicher Hand. Neben den wichtigsten heiligen Stätten wie dem Grab Jesu Christi kontrollieren die Ordensritter mit ihren Städten und Burgen das komplette östliche Ufer des Mittelmeers.
In Jerusalem befindet sich mit dem Felsendom auf dem Tempelberg aber auch die drittwichtigste heilige Stätte des Islam. Der Konflikt mit den Muslims ist also vorprogrammiert. Später wird Sultan Saladin Jerusalem zurückerobern.
Jerusalem ist nicht das erste Ziel
Geboren wird Sultan Saladin 1138 als Salah ad-Din Yusuf ibn Ayyub ad-Dawīnī in der heute zum Irak gehörenden Stadt Tikrit im Zweistromland. Im Emirat Damaskus, wo sein Vater ein hohes Hofamt innehat, genießt er eine ausgezeichnete Erziehung. Sein Onkel ist Oberbefehlshaber des Emirs: So erlebt Saladin von Kindesbeinen an die Konflikte mit anderen Herrscherhäusern und den christlichen Besatzern mit. Er lernt offenbar so schnell, dass ihn sein Onkel schließlich mit militärischen Aufgaben betraut.
1169 wird Saladin Oberbefehlshaber über Ägypten. Zwei Jahre später sitzt er in Kairo selbst auf dem ägyptischen Thron. Unter den argwöhnischen Augen des Emirs von Damaskus, in dessen Diensten er eigentlich steht, baut er seine Stellung systematisch aus. Als der Emir stirbt, sichert sich Saladin in kriegerischen Auseinandersetzungen die Macht über Syrien. Die Eroberung Jerusalems ist da noch nicht sein vorrangiges Ziel. Vielmehr handelt er mit den Christen einen Waffenstillstand aus.
"Ich schwöre es bei Gott"
Dann aber beginnt Rainald von Chatillon, seit 1180 Herrscher über das östliche Jordanien, mit der Plünderung muslimischer Pilgerkarawanen. Saladin muss handeln. Mit seinem Heer greift er die Burgen der Kreuzritter an. Die Kräfteverhältnisse sind ausgeglichen, aber mit militärischem Geschick gelingt es Saladin in der Schlacht bei Hattin im Juli 1187, die aus allen Richtungen herbeigeströmten Kreuzritter vernichtend zu schlagen. Auch Rainald von Chatillon gerät in Gefangenschaft und wird von Saladin persönlich hingerichtet.
Danach erobert Saladin eine christliche Festung nach der anderen. Oft lässt er die Bewohner abziehen, wenn sie ihm die Burg kampflos übergeben. Auch als das Heer Saladins im September 1187 an den Stadtmauern Jerusalems erscheint, macht der Sultan den kriegsmüden Christen nach zähen Gefechten den Vorschlag, jeder aufgebenden "Seele freien Abzug in christliches Land" zu gewähren: "Ich schwöre es bei Gott". Am 2. Oktober 1887 wird Jerusalem von den Kreuzrittern an Saladin übergeben. Sultan Saladin hält sein Wort – ein Vorgehen, das ihm bei den Christen, die selbst bei ihrer Eroberung ein Massaker angerichtet hatten, das Image des edlen Heiden einbringt. Vor allem die Aufklärer des 18. Jahrhunderts wählen den Moslem zum Vorbild des toleranten Monarchen.
Gegen Richard Löwenherz
Ab 1189 muss sich Saladin im dritten Kreuzzug gegen Richard Löwenherz erwehren. Dieser Kreuzzug scheitert, Löwenherz zieht 1192 nach Europa zurück, ohne in Jerusalem angekommen zu sein. Saladin stirbt 1193 in Damaskus.
Stand: 02.10.2012
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