Mit ihren sieben Astronauten an Bord sollte die Raumfähre Columbia im Februar 2003 wieder sicher auf der Erde gelandet sein. Doch an Stelle der Crew tritt damals US-Präsident George W. Bush vor die Mikrofone. "Dieser Tag hat schreckliche Nachrichten gebracht. Um neun Uhr heute Morgen ist der Kontakt zwischen dem Kontrollzentrum in Houston und der Raumfähre Columbia abgebrochen. Die Columbia ist verloren. Es gibt keine Überlebenden." Die Columbia war beim Eintritt in die Atmosphäre auseinander gebrochen und in 80.000 Einzelteilen auf die Erde niedergeprasselt.
Popcorn beschädigt Hitzekacheln
Bereits 81 Sekunden nach dem Start der Columbia am 16. Januar 2003 deutet sich ihr Schicksal an. Vom Außentank löst sich ein Stück Schaumstoff und trifft auf die Vorderkante der linken Tragfläche. Das Problem ist bekannt: Immer wieder hatten sich beim Start oder während des Fluges Teile von Space Shuttles gelöst und waren unkontrolliert umher geschossen. Popcorn nennen NASA-Mitarbeiter diese Stückchen, die manchmal auch auf die Hitzekacheln treffen. Sie sind der Schutzpanzer der Raumgleiter und sorgen dafür, dass sie beim Landeanflug nicht in der Atmosphäre verglühen. Doch die NASA geht davon aus, dass die Raumfähren kleineren Beschädigungen standhalten.
1.600 Grad Celsius an der Außenhülle
Zunächst funktioniert die Columbia. Die NASA hat den Vorfall als Video aufgezeichnet und glaubt, das Schaumstoffteil habe keinen Schaden am Flügel verursacht. Im All geht die Crew ihren Aufgaben nach: Die Wissenschaftler sammeln Blut, Speichel und Urin und beobachten, wie Spinnen in der Schwerelosigkeit ihr Netz bauen. Am 1. Februar nehmen die Astronauten ihre Positionen ein und bereiten sich auf den Landeanflug zum Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida vor.
Alles verläuft nach Plan: Die Bremsraketen zünden. Die Raumfähre wird langsamer und beginnt mit dem Sinkflug. Als die Columbia in die Atmosphäre eintritt, betragen die Temperaturen an der Außenhülle rund 1.600 Grad Celsius. Zuerst sind es nur einige Sensoren, die eine erhöhte Temperatur in der linken Tragfläche anzeigen. Dann fallen diese Sensoren aus – und das Kontrollzentrum in Houston verliert den Kontakt zur Raumfähre.
Ein Schaumstoffteil so groß wie ein Aktenordner
Das gelöste Schaumstoffteil hatte beim Starten ein Loch in die Vorderkante des linken Flügels gerissen. Im Abschlussbericht heißt es, das Stück sei so groß gewesen wie ein Aktenordner. Durch diese Stelle gelangt heiße Luft in den Flügel und die Tragfläche beginnt zu schmelzen. "Der Flügel ist abgebrochen und dann war es vorbei: Der Shuttle ist nach und nach auseinandergebrochen", erklärt Volker Sobick vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, damals zuständig für die Bemannte Raumfahrt.
Viele kleine Lichtpunkte rasen zu Boden
Im frühen Dämmerlicht des Tages zeigen die Bilder einen hellen Punkt, der mit großer Geschwindigkeit auf die Erde zurast. Dann spaltet sich der Punkt auf, erst in wenige, dann in scheinbar unendlich viele kleine Lichtpunkte, die nebeneinander zu Boden rasen. Zuletzt zerfällt das Cockpit mit der Crew.
Im Jahr 2010 kündigt US-Präsident Bush an, dass die Space Shuttles nach fast 30 Jahren Dienst ausgemustert werden. Im Juli 2011 startet das letzte Shuttle. Das Ende der Columbia hatte das Ende des gesamten Shuttle-Programms eingeläutet.
Stand: 16.01.2013
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 16. Januar 2013 ebenfalls an das Columbia-Unglück. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
- 01. Februar 2008 - Vor 5 Jahren: Die US-Raumfähre Columbia verglüht | mehr
-
- 09. Dezember 2008 - Vor 25 Jahren: Der erste Spacelab-Flug endet | mehr
- 21. Februar 2005 - Vor 5 Jahren: Raumfähre Endeavour schließt Erdvermessung ab | mehr