Nach dem Zweiten Weltkrieg liegt Köln in Trümmern. Trotz oder gerade wegen aller Zerstörung wollen sich die Bewohner das Singen und Feiern nicht verbieten lassen. Bereits 1949 zieht der erste Rosenmontagszug in Köln wieder seine Runden. Da die Innenstadt großteils noch nicht wieder begehbar ist, kreist er über Straßen weiter außerhalb.
Verhöhnung der Sieger?
Die auch in Düsseldorf, Aachen, Mainz und München schnell wieder erwachte fünfte Jahreszeit ist nicht allen eine Freude. Vor allem das Ausland zeigt sich irritiert über die Schunkelei. "Die Deutschen feiern Karneval so ausgiebig und so laut, als wenn in Europa in den letzten Jahren nichts geschehen sei", zitiert ein dpa-Korrespondent aus Rom die italienische Presse.
Vor allem die "neue deutsche Nationalhymne" der Narren wird dabei offenbar als Verhöhnung der Geld gebenden Siegermächte verstanden: "Wer soll das bezahlen" von Jupp Schmitz – eigentlich ein satirischer Seitenhieb auf die rasanten Preissteigerungen im Land.
Brauchtum und modernste Technik
Bereits seit seinem ersten Auftritt 1823 gibt es immer wieder Kräfte, die den Kölner Rosenmontagszug wegen seiner ausschweifenden Lebensfreude verbieten sollen. Nicht umsonst heißt das Festkomitee anfangs "Festordnendes Komitee". Dessen ehrenamtliche Mitarbeiter sorgen von Anfang an dafür, dass der größte Volksfestumzug Europas trotz überbordenden Frohsinns nicht aus dem Ruder läuft.
Im Februar 1953 will Köln seine Vorstellung von Frohsinn und Heiterkeit erstmals nach ganz Deutschland hinaustragen. Als Vorläufer des WDR sendet der NWDR das Großereignis bei bestem Wetter über ein System aus Parabolspiegeln in Echtzeit für die rund 4.000 Haushalte mit Fernsehgerät – die erste große Live-Übertragung der deutschen TV-Geschichte. Als "närrisches Funkhaus" zeigt das gerade erst fertig gestellte Funkhaus am Kölner Wallrafplatz seine technische Modernität.
Kameramänner und Übertragungswagen allerdings müssen vom Hessischen Rundfunk ausgeliehen werden: Im NWDR in Köln sitzen vor allem Programmmacher.
"Kölsch Thiater"
Karnevalshit der eröffnenden Musikkappelle des Kölner Rosenmontagszugs von 1953 ist der "Treue Husar", sein zentrales Motto das "Kölsch Thiater": Die Kölner sollen laut Reporterkommentar "gewonnen werden für die Freude am Theater und vor allen Dingen dafür, dass hier endlich einmal wieder ein neues Stadttheater gebaut wird".
Aber auch der bevorstehende Nato-Beitritt Deutschlands ist ein Thema – ebenso wie die Rundfunkgebühren. Auf einem Opel Kapitän liegt laut NWDR-Reportage "der gequälte Rundfunkhörer, mit zwei Mark in der Hand – und die Nase, die schaut recht traurig zum Pflaster hinunter".
Stand: 11.02.2013
Programmtipps:
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. Februar 2013 ebenfalls an den ersten Rosenmontagszug im Fernsehent. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.