Stichtag

24. Juni 2004 - Vor 50 Jahren: Billy Graham predigt in Deutschland

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Zuerst singt ein riesiger Chor rhythmische Gospel. Dann folgt der Posaunenchor. Und dann erst der Redner: 1,88 groß, in maßgeschneidertem Zweireiher, ein amerikanischer Gentleman mit eindeutiger, fordernder Botschaft: "We want you to follow Jesus Christ" (Wir wollen, dass Ihr Jesus Christus folgt!"), ruft Billy Graham. Am Ende der Kundgebung sollen alle aufstehen, die bisher ungläubig waren, sich aber nun bekehren wollen. Stets sind es Hunderte. Und wenn keiner den Anfang machen will, helfen die in der Menge verteilten Mitarbeiter nach und spielen die Neubekehrten.

Bis 1949 ist Billy Graham ein unbekannter Baptisten-Pastor aus North Carolina. Dann beginnt er seine Kreuzzüge für das Christentum und "gegen Liberalismus, Kommunismus und Unmoral". 1954 missioniert er erstmals in Deutschland: 25.000 Menschen versammelt er am 24. Juni im Düsseldorfer Eislaufstadion. Zwei Tage später sind es im Berliner Olympiastadion 80.000. Beobachter sprechen von Massenpsychologie, Orientierungsbedürfnis und - Amerikabegeisterung.

Graham führt seine Mission als Firma: Die "Billy Graham Evangelistic Association Inc." macht schon 1954 einen Millionenumsatz. Später wird Graham Teilhaber eines konservativen Medienunternehmens. 1985 gelingt ihm seine prominenteste Bekehrung: Auf dem Landsitz der Familie Bush wendet sich der junge George W. Bush jun. unter Grahams Einfluss vom Alkohol ab und der Religion zu. "An jenem Wochenende pflanzte Pastor Billy Graham ein Senfkorn in meine Seele. Das war der Beginn eines neuen Weges", sagt der heutige Präsident. Die Verbindung von Kreuzzugsdenken und Frömmigkeit, die man Bush nachsagt, ist typisch für Graham: Im Koreakrieg besucht er die Frontsoldaten, in den 80er Jahren unterstützt er die Rüstungspolitik Ronald Reagans. 1954 bei seinem Deutschlandbesuch eilt ihm sein Spitzname voraus: "Das Maschinengewehr Gottes".

Stand: 24.06.04

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