Stichtag

14. Mai 1958 – Erste Dosenravioli von Maggi

In der italienischen Küche haben gefüllte Teigtaschen namens "Ravioli" eine lange Tradition. Schon im Mittelalter sind sie eine Gaumenfreude; im "Libro per Cuoco", einem der ältesten Kochbücher der Welt, findet sich eine Variante mit grünen Kräutern, Ei und frischem Käse. 1549 werden den Kardinälen des päpstlichen Konklaves nachweislich Ravioli mit Hühnchenfüllung serviert.

Bis die Delikatesse in die Konserve wandert und zur Lieblingsfertigspeise für deutsche Kinder, Singles und Studenten avanciert, ist es allerdings noch ein langer Weg.

Für Vati: mit Spiegelei

Die ersten, denen man Dosenravioli vorsetzt, sind italienische Soldaten: Im Ersten Weltkrieg ernähren sie sich mit der haltbaren Pasta an der Front. 40 Jahre erreicht die Idee, wohl ausgelöst durch die Reiselust und Italieneuphorie der Wirtschaftswunderzeit, auch Westdeutschland. Am 14. Mai 1958 startet die Produktion tafelfertiger Ravioli in Konserven im Werk der Firma Maggi in Singen. "Wenn Gäste zu Ihnen kommen, dann: Maggi-Eierravioli mit Schinkenspeck-Röllchen und Kopfsalat", wirbt das eigentlich auf Brühwürfel und Flüssigwürze spezialisierte Unternehmen. "Und für den Vati: Ravioli mit Spiegelei."

In Deutschland trifft das haltbare Teigtaschenfertiggericht auf Haushalte, in denen der Kühlschränke noch Mangelware ist. Ursprünglich auch für den schnellen und unkomplizierten Gebrauch während des Campingurlaubs gedacht, entwickeln sich die Dosenravioli später vor allem bei Studenten und vorwiegend männlichen Singles zum Verkaufsschlager.

"Wunderbare Einfachheit"

Die praktische Konservenpasta hat aber auch Fans unter den Freunden von Livemusik: "Festival-Besucher lieben Ravioli, weil man sie kalt essen kann", sagt Oliver Uschmann, der das Buch "Überleben auf Festivals" geschrieben hat, "und weil sie diese wunderbare Einfachheit haben, diese Haptik. Meistens haben sie auch noch eine Lasche. Man braucht noch nicht mal einen Dosenöffner."

Die Leidenschaft der Deutschen zur Konservenpasta lässt auch die Kassen klingeln: Heute wandern mehr als 40 Millionen Dosenraviolidosen in die Supermarktregale.

Stand: 14.05.2013

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