"Ich träumte davon, alle weißen, noch unerforschten Flecken auf der Landkarte Afrikas englisch-rot zu färben", schreibt der Brite Cecil Rhodes. Er ist Ende des 19. Jahrhunderts einer der führenden Imperialisten seines Landes: "Ich hatte immer nur ein Ziel vor Augen: Ein neues Weltreich zu gründen, wie es den Römern einmal gelungen war. Aber diesmal unter Führung der englischen Krone." Rhodes sieht die Briten als "erste Rasse der Welt". Neben Rassismus dienen ihm auch angebliche Platzprobleme als Rechtfertigung: "Um die 40 Millionen Einwohner des Vereinigten Königreiches vor einem mörderischen Bürgerkrieg zu schützen, müssen wir Kolonialpolitiker neue Ländereien erschließen."
Geboren wird Cecil John Rhodes am 5. Juli 1853 in der südenglischen Kleinstadt Bishop's Stortford. Der Vater ist Pfarrer, Cecil hat zehn Geschwister. "Meine Mutter war während 20 Jahren ihres Lebens pausenlos entweder schwanger oder stillte Säuglinge", so Rhodes später. "Mein Vater war ein sturer Kerl, der ihren Körper rücksichtslos strapazierte. Aber das ist wohl das Los der Frauen." Cecil ist ein furchtsames, schwächliches Kind. Als er Tuberkulose bekommt, schickt ihn der Vater zur Kur nach Südafrika zu seinem Sohn Herbert, einem Baumwollfarmer. Dort beginnt gerade der erste südafrikanische Diamantenrausch und der Teenager steigt in den Edelsteinhandel ein. Schon mit 20 Jahren macht er glänzende Geschäfte, besitzt bald eigene Minen und wird mit seiner Firma "de Beers" schließlich Weltmarktführer bei Diamanten. Auch mit Gold handelt er. "Ich hatte in kurzer Zeit so viel Geld verdient, dass ich mich in Oxford immatrikulieren konnte", so Rhodes, der an der dortigen Universtität seinen Magister Artium macht.
Eroberte Gebiete heißen Rhodesien
Allmählich konzentriert sich Rhodes immer mehr auf die Politik. Er ist zunächst Abgeordneter, bevor er in der britischen Kap-Kolonie 1890 Premierminister wird. Sein Ziel ist es, das britische Territorium zu erweitern. Die von ihm eroberten Gebiete werden nach ihm benannt: als Nord- und Südrhodesien. Heute heißen sie Sambia und Simbabwe. Rhodes ist ein Imperialist neuer Schule. Zuvor wollten die Kolonialmächte vor allem Handel treiben, aber aus Kostengründen die Binnenstruktur der dominierten Länder nicht zerstören. Rhodes dagegen will die totale Beherrschung.
Er plant, den Kontinent "vom Kap bis Kairo" unter seine Kontrolle zu bringen. Eine Eisenbahnverbindung über den ganzen Kontinent soll entstehen. Mit der Bahn können schnell Truppen, Waffen und Rohstoffe transportiert werden. In Südafrika macht Rhodes vor, wie das geht: Auf eigene Kosten lässt er Eisenbahnen bauen und Bergwerke errichten. Einheimische werden gezwungen, für die Weißen nach Diamanten und Gold zu graben. Doch am Ende missglückt der Plan, denn in der Mitte Afrikas versperren die Kolonialmächte Belgien und Deutschland den Weg nach Norden - mit Belgisch-Kongo und Deutsch-Ostafrika.
Konflikt mit benachbarten Buren
Politisch scheitert Rhodes allerdings nicht am Kap-Kairo-Plan, sondern am Dauerkonflikt mit den benachbarten Buren in Südafrika. Er zettelt 1895 einen Aufstand gegen die Konkurrenten an, der aber scheitert. Rhodes muss als Premierminister der Kap-Provinz zurücktreten. Seine letzten Jahre verbringt er meist am Meer in Kapstadt. Er stirbt am 26. März 1902 in Muizenberg bei Kapstadt im Alter von 48 Jahren an Herzversagen - ohne Kinder, ohne Frau: "Ich habe nie geheiratet, mich wenig um Weiber gekümmert. Eigentlich überhaupt nicht. Hatte gar keine Zeit dazu."
Testametarisch bestimmt Rhodes, dass ein großer Teil seines Vermögens in einen Studienfonds fließt. Noch heute können in Oxford Studenten von einem Rhodes-Stipendium leben. Einer von ihnen war der spätere US-Präsident Bill Clinton. Inzwischen dürfen sich - gegen die Anweisung von Rhodes - auch Frauen um ein Stipendium bewerben.
Stand: 05.07.2013
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