"Es ist alles sehr ungewöhnlich. Ich bin noch niemals mit einem Mann allein gewesen. Nicht mal mit einem Kleid an. Aber mit keinem Kleid an, ist es noch mehr als ungewöhnlich", gesteht die Königstochter dem abgebrühten Reporter, der sie eingenickt auf einer Parkbank gefunden hat. "Ein Herz und eine Krone" ist ein modernes Märchen: Junge Prinzessin aus einem fiktiven Land entkommt in Rom ihren Aufpassern, lässt sich die Mähne abschneiden, geht Eis essen und findet Gefallen am Leben jenseits des Hofes.
"Als schleiche man durch Dickicht, um ein Rehkitz zu betrachten"
Durch eine kurze Szene wird die Darstellerin der Prinzessin Ann, die 24-jährige Audrey Hepburn, zum Star. Sie betritt den Laden eines römischen Friseurs und zwingt ihn, ihre langen Haare abzuschneiden. Dadurch tritt zum ersten Mal Hepburns anmutiges, zartes Gesicht richtig hervor. Als sie im Film ihr Spiegelbild sieht, kommt der Gesichtsausdruck zum Vorschein, den ihr Sohn Sean Hepburn Ferrer beschrieben hat: "Sie anzusehen, das war, als schleiche man durch das Dickicht, um ein Rehkitz näher betrachten zu können – und dabei trat man versehentlich auf einen Zweig. Das Rehkitz, durch das Knicken des Zweiges aufgeschreckt, schaute einen direkt an."
Audrey Hepburn bezaubert alle am Set
Unterdessen versucht in den 1950er-Jahren auch eine echte Prinzessin, die Fesseln des Protokolls abzustreifen. Margaret, die jüngere Schwester von Königin Elisabeth II., geht während einer Italienreise im knappen Einteiler baden. Sie ist nur wenige Monate jünger als Audrey Hepburn. Hepburn selbst sagte über ihre Filmrolle: "Ich hatte keine Ahnung, was ich eigentlich mache. Ich habe nur nach Instinkt gespielt." Und bezaubert damit alle am Set.
Ihr Filmpartner Gregory Peck ruft bereits kurz nach Drehbeginn die Produzenten an. Auf den Plakaten zum Film soll sein Name ganz oben stehen. Er sagt jedoch: "Das müsst ihr ändern. Sie ist der Star. Wenn ihr Name nicht ganz oben steht, dann sehe ich aus wie ein Trottel. Denn Audrey wird für diese Rolle den Oscar bekommen."
Im Film entdeckt Audrey Hepburn Rom - in einem wippenden Tellerrock mit Wespentaille und einem Nickituch um den Hals. Sie scheint verletzlich und strahlt gleichzeitig Glamour und Kultiviertheit aus. Die zierliche Audrey Hepburn ist der Gegenentwurf zu den kurvenreichen Blondinen Hollywoods wie Marilyn Monroe und Jayne Mansfield. Billy Wilder, Regisseur von "Manche mögen's heiß" und Freund des "Ein Herz und eine Krone"-Regisseurs William Wyler, sagt zu dieser Zeit: "Das ganze Land ist besessen von Brüsten. Aber dieses Mädchen allein könnte es schaffen, dass Brüste eine Sache der Vergangenheit sein werden." Ihre Bewunderer beschreiben Hepburn als Elfe oder Gazelle, was sie in einem Interview trocken kommentiert: "Ich nehme an, die meinen, dass ich groß und mager bin."
Einer der schönsten Liebesfilme aller Zeiten
Der Film, der am 27. August 1953 in die Kinos kommt, wird ein Kassenschlager, und die Stadt Rom wird als Reiseziel populär. Audrey Hepburn erhält ihren ersten und einzigen Oscar. Bis heute schafft es die Romanze immer wieder, auf die Liste der schönsten Liebesfilme aller Zeiten.
"Ein Herz und eine Krone" kommt ohne Happy End aus. Anders als die Paparazzi, die sich im Ausland an die Fersen der lebenslustigen Prinzessin Margaret heften, erweist sich der Reporter im Film als Kavalier. Er veröffentlicht keine Geschichte über seinen Tag mit der Prinzessin. Und die Königstochter selbst kehrt pflichtbewusst heim - mit einer wunderbaren Erinnerung: "Rom, Rom war unbeschreiblich schön", sagt sie am Ende. Auch die Schauspielerin Audrey Hepburn verliebt sich in Rom und verbringt dort fast 20 Jahre ihres Lebens.
Stand: 27.08.2013
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