Im Februar 1953 verwüstet eine gewaltige Sturmflut Hollands Küsten. In letzter Sekunde kann die Stadt Amsterdam geschützt werden - durch Deiche, an denen auch viele Deutsche mitarbeiten. Es ist der allererste Auslandseinsatz des Technischen Hilfswerks (THW), das erst seit 1950 besteht. Die Mission begründet den Ruf des THW als friedlicher Botschafter Deutschlands. Wegen ihrer dunkelblauen Arbeitskleidung werden die Helfer auch blaue Engel genannt. "Wir sind besonders befriedigt darüber, dass die deutsche Hilfsaktion über ihren eigentlichen Zweck hinaus mit dazu beigetragen hat, das deutsche und das niederländische Volk wieder einander näher zu bringen", sagt ein Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums damals. Acht Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist das Verhältnis der beiden Nachbarländer noch immer gestört.
Hauptamtliche Zivilschützer sind zu teuer
"Das THW wurde in einer Zeit gegründet, in der auch die Bundeswehr neu aufgebaut wurde", sagt Albrecht Broemme, heute Präsident des THW. Neben der Bundeswehr sollte ein Zivilschutzkorps entstehen. Allerdings war unklar, wie eine große Zahl an hauptberuflichen Zivilschützern bezahlt werden soll. In dieser Zeit erhielt der damalige Innenminister Gustav Heinemann 1950 einen Brief von Otto Lummitzsch, der bis 1934 die Technische Nothilfe geleitet hat, den Vorläufer des THW. "Im Jahr 1919 habe ich die Technische Nothilfe beim Reichsminister des Inneren gegründet, im damaligen Reichsgebiet ausgebaut und 15 Jahre geleitet", schreibt er. Von den Nazis abgesetzt, bringt er nach dem Krieg die Idee der Technischen Nothilfe in Erinnerung: Wenn hauptamtliche Zivilschützer zu teuer sind, sollen Freiwillige den Dienst übernehmen. Lummitzsch wird 1950 erster Präsident des THW. Und am 25. August 1953 ernennt die CDU-Regierung das Technische Hilfswerk zur Bundesanstalt. Damit untersteht das THW direkt dem Bundesinnenministerium.
Wegfall der Wehrpflicht macht sich bemerkbar
Rund 80.000 ehrenamtliche Helfer und 800 feste Mitarbeiter sind heute für das THW im Einsatz – im Inland und weltweit. Es sind Freiwillige aus allen Bereichen: Handwerker und Akademiker, Lehrlinge und Direktoren. Sie bauen Flüchtlingslager und Schulen, bohren Brunnen, suchen nach Verschütteten bei Erdbeben oder Lawinen, sind im Einsatz bei Verkehrsunfällen und Hochwasserkatastrophen. Wer als Jugendlicher beim THW anfängt, lernt alles, was ein Helfer später benötigt: Bagger fahren, Rohrleitungen verlegen, Bergungstechnik, Maschinenkunde, Brückenbau, Reparatur von Stromnetzen und von Versorgungsleitungen. Nachwuchs wird stets gesucht, denn der Wegfall der Wehrpflicht macht sich bemerkbar. Und Frauen sind mit nur elf Prozent der Freiwilligen stark unterrepräsentiert.
Stand: 25.08.2013
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