Mantel statt Strickjacke, Anzug statt Jeans: Die Friedensdemonstranten Ende der 50er Jahre sehen noch ganz anders aus als ihre Nachfahren bei den großen Demonstrationen Anfang der 80er Jahre. Vor allem Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Intellektuelle und Kirchengruppen engagieren sich gegen die atomare Bewaffnung der gerade gegründeten Bundeswehr. "Kampf dem Atomtod" heißt die Aktion, die Tausende von Menschen auf die Straße bringt. Am 4. Februar 1959 sind es rund 80.000, die in Dortmund gegen britische Pläne demonstrieren, in der Nähe der Stadt Atomraketen zu stationieren. "Auch wir wollen so alt werden wie unser Kanzler", fordern sie in Anspielung auf den 83-jährigen Adenauer. Der Stadtrat protestiert bei Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Strauß, und zehn Minuten stoppt das öffentliche Leben in Dortmund: Busse und Bahnen stehen still, Kirchenglocken läuten, in vielen Betrieben ruht die Arbeit, sogar Ampeln werden aus Protest abgeschaltet.
Doch noch im gleichen Jahr verliert die Bewegung "Kampf dem Atomtod" an Schwung. Die SPD vollzieht in ihrem Godesberger Programm einen politischen Kurswechsel. Die Proteste gegen Atomwaffen und Rüstungswettlauf werden in der Folge vor allem von außerparlamentarischen Gruppen getragen, etwa bei den 1960 einsetzenden Ostermärschen.
Stand: 04.02.04