Stichtag

6. November 1893 – Peter Tschaikowski stirbt in St. Petersburg

Die Inspiration zu seinen Kompositionen holt sich Peter Tschaikowsky oftmals auf Reisen. Dann wandert er stundenlang herum und lässt die Noten, emotional ergriffen, in seinem Kopf tanzen. "Welch unermessliche Seligkeit ergreift mich, wenn der Hauptgedanke empfangen ist und sich zu entwickeln beginnt", wird er einmal notieren. "Man vergißt alles um sich herum, gebärdet sich wie ein Verrückter. Alles im Innern zittert."

Seelentrösterin Musik

Geboren wird Tschaikowsky 1840 im Provinzstädtchen Wotkinsk im Ural. Später wird er seine Familie als vollkommen unmusikalisch beschreiben. Trotzdem spult im Haushalt ein Orchestrion mechanisch Melodien von Mozart und Verdi herunter, die schon der Fünfjährige versucht nachzuspielen. So reift der Wunsch, Musiker zu werden.

Seine Eltern indes haben anderes mit Tschaikowsky vor und schicken ihn 1850 auf die Rechtsschule von Sankt Petersburg, um ihn zum Juristen ausbilden zu lassen. Zudem wird er getrennt von seiner abgöttisch geliebten Mutter, die vier Jahre später an Cholera verstirbt. Das Klavier, an dem sich Tschaikowsky parallel zu seiner juristischen Ausbildung unterrichten lässt, hilft dem Komponisten nur mühsam über den Schmerz hinweg: "Ich spiele jetzt öfter für mich selbst, wenn ich traurig bin. Nicht nur einstudierte Stücke, sondern was mir gerade in den Kopf geht."

Reinfall mit "Schwanensee"

Ab 1862 besucht Tschaikowsky das Petersburger Konservatorium, wo er seinen Abschluss macht. 1866 übersiedelt er nach Moskau und erwirbt sich unter anderem mit der Ouvertüre "Romeo und Julia" allmählich auch international einen Ruf als Komponist. Das bis heute populäre "1. Klavierkonzert op. 23 in b-Moll" wird 1875 in Boston mit überwältigendem Erfolg uraufgeführt. Als Reinfall indes entpuppt sich die Uraufführung von Tschaikowskys Ballettmusik "Schwanensee" 1877 am Moskauer Bolschojtheater. Das Stück gilt heute als berühmtestes Werk der Ballettgeschichte.

1892 ist Peter Tschaikowsky unterwegs in Paris. In seinem Kopf geht er schwanger mit der Idee zu einer sechsten Sinfonie, die seinem emotionalen Wesen wohl am ehesten entspricht, der "Pathétique", die er selbst "die Programmatische" nennt: "Dieses Programm ist durch und durch subjektiv, und ich habe nicht selten während meiner Wanderungen, sie in Gedanken komponierend, bitterlich geweint." In weniger als vier Tagen ist der erste Satz fertiggestellt und der Rest im Kopf schon klar umrissen.

Krämpfe nach der Uraufführung

Eine Woche vor seinem Tod dirigiert Tschaikowsky die Uraufführung der "Pathétique" im Großen Saal der Philharmonie von Sankt Petersburg. Kurz darauf rebelliert sein Magen. Unter Krämpfen wird er ins Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte vier Tage lang um sein Leben ringen. Am 6. November 1893 stirbt Russlands größter Komponist. Obwohl sich Selbstmordgerüchte hartnäckig halten, ist die Todesursache vermutlich eine Blutvergiftung infolge einer nicht auskurierten Choleraerkrankung.

Stand: 06.11.2013

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