Der Name Krupp hat eine umstrittene Tradition: Als größtes Rüstungsunternehmen des Deutschen Reiches produzierte die Essener Industriellen-Dynastie über Generationen hinweg Waffen für preußische Könige, deutsche Kaiser und schließlich Adolf Hitler. Machthaber aus aller Welt gehen in der Villa Hügel ein und aus. Krupp macht Politik, vor allem Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, der vierte Firmenchef - obwohl er als Ehemann von Bertha Krupp nur angeheiratet ist. Er versteht es meisterhaft, sich mit den jeweiligen Herrschern zu arrangieren.
Gustav von Bohlen und Halbach wird am 7. August 1870 als Sohn des damaligen badischen Ministerpräsidenten im heutigen Den Haag geboren. Er studiert Jura und tritt in den diplomatischen Dienst des Reiches ein. Als Attaché beim Vatikan lernt er die 16 Jahre jüngere und einen Kopf größere Bertha kennen. Sie ist nach dem Tod ihres Vaters Friedrich Alfred Alleinerbin der Firma Krupp. Nach ihr wird im Ersten Weltkrieg das deutsche 42-Zentimeter-Geschütz die "Dicke Bertha" genannt. Die beiden heiraten 1906. An der Hochzeit nimmt Kaiser Wilhelm II. teil und verleiht dem Paar den Namen "Krupp von Bohlen und Halbach". 1910 übernimmt Gustav die Leitung der Firma und liefert dem Kaiser die Waffen für den Ersten Weltkrieg. Als Wilhelm II. Ende 1918 abdanken muss, passt sich Gustav den neuen Bedingungen an. Er stellt die aufgeblähte Kriegsindustrie auf Friedensproduktion um und entlässt rund 100.000 Mitarbeiter, mehr als die Hälfte der Belegschaft.
"Wehrwirtschaftsführer" und "Goldenes Ehrenabzeichen" der NSDAP
1931 wird Gustav Krupp von Bohlen und Halbach Chef des "Reichsverbands der Deutschen Industrie" und baut ihn zwei Jahre später nach dem Führerprinzip zum "Reichsstand der Deutschen Industrie" um. Hitler ernennt ihn zum "Wehrwirtschaftsführer". 1940 wird der Konzern-Chef NSDAP-Mitglied, als Hitler ihm anlässlich seines 70. Geburtstages das "Goldene Ehrenabzeichen" der Partei überreicht. Ein Jahr später sagt Gustav Krupp von Bohlen und Halbach: "Kruppianer wissen die Waffen nicht nur zu schmieden, sondern auch zu führen."
Ende 1943 zieht sich Gustav Krupp von Bohlen und Halbach aus dem Unternehmen zurück. An seine Stelle tritt sein Sohn Alfried. Vater Gustav wird 1945 im Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozess angeklagt: "Der Kruppsche Einfluss bestärkte in weitem Maße den Nazi-Plan, einen Angriff in Europa zu entfachen. Er selbst hielt wiederholt öffentliche Reden, in denen er Hitlers Angriffsprogramm billigte und ihn dazu anreizte." Rund 100.000 Zwangsarbeiter mussten während des Krieges bei Krupp arbeiten. Nach mehreren Schlaganfällen ist Krupp senior jedoch nicht mehr verhandlungsfähig. Er stirbt am 16. Januar 1950 im Alter von 80 Jahren auf seinem Gut in der Nähe von Salzburg.
Stand: 16.01.05