Jahrtausendelang schauen die Menschen zum Himmel und glauben sich im Zentrum des Kosmos. Erst Mitte des 16. Jahrhunderts erkennt der Astronom Nikolaus Kopernikus, dass die Erde wie die anderen Planeten um die Sonne kreist. Ein Menschenleben später baut Johannes Kepler ein Teleskop, das ihn weiter als je zuvor ins All blicken lässt. So entdeckt er die Bahnen, auf denen sich die Planeten um die Sonne drehen.
Vier Jahrhunderte nach Johannes Kepler, am 7. März 2009, startet die US-Raumfahrtbehörde NASA in Cape Canaveral eine Delta-II-Rakete. Sie befördert ein nach Kepler benanntes Weltraumteleskop in eine Umlaufbahn um die Sonne. Das Hightech-Fernrohr soll Antworten liefern auf die uralte Frage: Ist der Mensch allein im Universum? Oder existiert doch irgendwo in einem anderen Sonnensystem eine zweite Erde?
Planetenspur im Sternenlicht
Geoffrey Marcy ist einer der renommiertesten Erforscher von Planeten, die um ferne Sonnen kreisen. 70 dieser Exo-Planeten hat der amerikanische Astronom und Astrophysiker entdeckt. Von "Kepler" erhofft sich Marcy bahnbrechende Erkenntnisse über Lichtjahre entfernte Planeten, auf denen Leben möglich wäre. Denn die Chancen, Exo-Planeten von der Erde aus aufzuspüren, sind begrenzt, da diese nur schwach das Licht ihres Sterns reflektieren. "Durch Kettenreaktionen im Inneren leuchten Sterne milliardenfach heller als ihre Planeten und überstrahlen sie total", erklärt Marcy. "Um trotzdem einen zu finden, braucht es ausgefuchste Verfahren."
Zum Beispiel ein Weltraum-Teleskop mit den Fähigkeiten von "Kepler", das Helligkeitsschwankungen und Farbänderungen im Licht der Sterne analysiert. Die treten auf, wenn sich die Bahn eines Sterns durch die Schwerkraft seines Planeten verändert. Ist der Planet hinter dem Stern, zieht er ihn von "Kepler" weg. Bewegt er sich vor dem Stern, zieht er ihn auf das Teleskop zu. Die Möglichkeiten, die sich durch "Kepler" eröffnen, bringen den Astrophysiker Marcy ins Schwärmen: "Kein anderes Gerät vorher hatte diese fantastische Fähigkeit, selbst erdkleine Planeten um andere Sonnen zu erkennen."
Steuerung nach vier Jahren irreparabel
In einem kleinen Himmelsbereich beim Sternbild Schwan überwacht "Kepler" rund 150.000 Sterne auf periodische Lichtschwankungen. Daraus lassen sich Größe und Umlaufzeit der selbst für das Teleskop optisch unsichtbaren Planeten-Kandidaten errechnen. Von der Erde aus untersuchen Astronomen dann die Messungen auf Farbverschiebungen im Licht. Beides zusammen zeigt ihnen an, ob es sich um einen Felsplaneten wie die Erde oder einen Gasriesen wie den Jupiter handelt. Im Mai 2013 treten allerdings erstmals Probleme an der Steuerungsmechanik des Teleskops auf. Drei Monate später muss die NASA das endgültige Aus der "Kepler"-Mission verkünden.
Auch ohne das umgerechnet 450 Millionen Euro teure Weltraum-Teleskop wartet noch viel Arbeit auf die Planetenjäger. Mehr als 3.500 unbekannte Himmelskörper hat "Kepler" aufgespürt, die alle auf Farbverschiebungen getestet werden müssen. Bis zum Februar 2014 konnten so 715 Planeten als möglicherweise erdähnlich identifiziert werden. Ob diese auch von einer Atmosphäre umgeben sind - Voraussetzung für Leben im All, werden die Astronomen frühestens 2018 erfahren. Dann will die NASA die nächste Teleskop-Generation, das "James Webb Space Telescope", auf die Reise in die Milchstraße schicken.
Stand: 07.03.2014
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 7. März 2014 ebenfalls an den Start von "Kepler". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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