Stichtag

29. September 2005 - Vor 355 Jahren: Erstes Heiratsinstitut in London

Im 17. Jahrhundert werden die europäischen Großstädte zunehmend modern - größer und unübersichtlicher. Die größte unter ihnen ist London. Deshalb gedeihen hier auch moderne Dienstleistungen - Führer durch das Chaos. Am 29. September 1650 eröffnet Henry Robinson in der Londoner Threadneedle Street sein "Office of Addresses and Encounters": Robinson vermittelt Adressen von Arbeitskräften, von Immobilien oder zwischen Anbietern und Abnehmern von Waren. "Encounters", Begegnungen arrangiert er zwischen Heiratswilligen. Robinsons Büro ist das erste dokumentierte Eheanbahnungsinstitut.

Die Ehe ist eine geschäftliche Angelegenheit und wird meist durch die Familie, einen Vormund oder den Gutsherren arrangiert. Wenn diese Vermittlung durch das neue Institut übernommen wird, gibt der Ehesuchende eine Anzeige auf. Die beschreibt das Anliegen recht direkt: "Sir John Dimly, Lord of Manor of Charleton and Henry Castle, wünscht einen Vertrag der Ehe mit einer jungen Frau zu schließen. Die Frau muss ein eigenes Vermögen von 300 Guineas besitzen. Es ist gleich, ob sie Jungfrau oder Witwe ist oder ob sie von ihrem vorherigen Ehemann schwanger ist. Weitere intime Informationen können ggf. von Sir John Dimly persönlich eingeholt werden oder per Brief. In letzterem Fall muss das Porto allerdings bezahlt sein."

Robinsons Büro gibt sich seriös. Das war wichtig, schließen in London doch bald kommerzielle Heiratsbasare aus dem Boden, bei der man schon für fünf Pfund sein Ehegesuch aufgeben kann. Die Basare sind jedoch oft Betrug, eine Vermittlung findet gar nicht statt. Ob Robinson da erfolgreicher war und ob sein Institut tatsächlich Ehen gestiftet hat, ist allerdings nicht überliefert.

Stand: 29.09.05