1994 eröffnet Königin Elizabeth II. ein neues Juwelenhaus im Londoner Tower. Hier werden die Kronjuwelen aufbewahrt - unter ihnen auch Bruchstücke von "Cullinan", dem größten Rohdiamanten, der bisher gefunden wurde. Benannt ist der Stein nach Thomas Cullinan, einem Grubenbesitzer in der Nähe von Pretoria, der heutigen Hauptstadt Südafrikas. In seiner Mine wird am 25. Januar 1905 ein riesiger Diamant entdeckt. Er ist größer als eine Faust und wiegt 3.106 Karat, was 621, 2 Gramm entspricht - die Karatangaben bei Edelsteinen beziehen sich, anders als bei Gold, nicht auf die Qualität, sondern auf das Gewicht.
Die damalige Regierung von Transvaal, eine britische Kolonie im heutigen Südafrika, kauft die entdeckte Kostbarkeit und schenkt sie 1907 dem englischen König Edward VII. zum Geburtstag. Um Diebe zu täuschen, wird der Diamant als normales Postpaket nach London geschickt und im Safe des Schiffes stattdessen eine Attrape deponiert. Englands König ist enttäuscht über das unscheinbare Äußere des Steins: "Hätte ich ihn gefunden, ich hätte ihn als Glas mit dem Fuß beiseite geschoben." Er lädt den Amsterdamer Diamantenschleifer Joseph Asscher zur Begutachtung nach England ein. Die Bedingungen des Königshauses: Der Stein muss innerhalb eines Jahres in London bearbeitet werden - und er muss ganz bleiben. Asscher hingegen will den Diamanten spalten, um Unreinheiten aus ihm zu entfernen. Der König lässt sich schließlich überzeugen. Doch der erste Versuch scheitert. Die Werkzeuge zerbrechen, der Diamant bleibt heil. Erst am 10. Februar 1908 klappt es: 105 Diamanten entstehen aus dem "Cullinan". Die beiden größten werden zu Kronjuwelen geschliffen. Der birnenförmige "Cullinan I." ist 530 Karat schwer und ziert das englische Königszepter. "Cullinan II." wiegt immerhin noch 317 Karat und wird in die englische Königskrone eingefasst.
Stand: 25.01.05