Ihre Geschichte verliert sich im Dunkel: Wie jeder Mythos so ist auch der Gartenzwerg in seinem Ursprung ungeklärt. Manche halten ihn für 130 Jahre alt, weil Philipp Griebel im thüringischen Gräfenroda schon 1872 einen Terrakotta-Zwerg geformt und in seinen Garten gestellt haben soll. Sein Vorbild könnten Kobolt-Zeichnungen in amerikanischen Weihnachtsbildern vom Anfang des 19. Jahrhunderts gewesen sein. Philipp Griebel betreibt eine Terrakotta-Manufaktur. So macht er aus seiner Idee ein Geschäft: Er bringt die Ton-Zwerge in Serie. Am 10. November 1890 kommt die erste große Ofenladung auf den Markt: der Beginn eines Welterfolgs.
Anfangs heißen die Zwerge noch "Gnome" und ihre Hersteller "Gnömchenmacher". Die Firma Griebel, bis heute im Zwergen-Geschäft, wirbt mit lieblichen Gedichten wie etwa: "Im Tal der Gera, zwischen den Bergen, liegt die Heimat von den Zwergen." Die sind maximal 68 Zentimeter groß, handbemalt, und lächeln immer. Die Erfindung ist nicht patentiert und wird bald überall nachempfunden. Seine höchste Bevölkerungsdichte erlebt der Gartenzwerg in der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit: In den 50er- und 60er Jahren erfüllt er das Bedürfnis nach heiler Welt und Ordnung in zahllosen Vor- und Schrebergärten. In der DDR dagegen ist er von 1948 bis 1952 als "kleinbürgerlich" verboten. In den 90er Jahren wird er dann durch "Anti-Zwerge" ironisch ergänzt, die sich mitunter entkleiden oder als Zwergen-Domina in Lack und Leder auftreten. Das führt in Deutschland zu manchem Gerichtsverfahren zwischen Nachbarn. In Frankreich nehmen sich "Anarchisten" des Zwergs an: Eine "Befreiungsfront für Gartenzwerge" stiehlt sie aus den Vorgärten und setzt sie im Wald aus. In der Schweiz wiederum gründet Fritz Friedmann die "Internationale Vereinigung zum Schutz der Gartenzwerge". Sie wehrt sich auch gegen Vergleiche von Politikern mit den possierlichen Wesen.
Stand: 10.11.05