Die Oberweite von Jane Russell bringt 1941 die USA in Aufruhr: Auf dem Filmplakat für ihren ersten Film rekelt sie sich als Westerngirl im Heu, den Busen nur knapp von ihrer Bluse bedeckt. Die katholische Kirche ist entsetzt, Hollywoods Zensurbehörde hält "The Outlaw" mehrere Jahre zurück, weil der Film "lüsterne Interessen" wecke. Jane Russell ist berühmt und berüchtigt, lange bevor man sie zum ersten Mal auf der Leinwand sieht.
Das ist genau nach dem Geschmack von Produzent und Regisseur Howard Hughes. "Sex sells", weiß der gewiefte Geschäftsmann. Er lässt extra einen BH entwickeln, der Russels üppigen Busen besser in Szene setzen soll - den sie aber nie trägt. "Ich zog meinen alten BH an, füllte ihn mit Papiertaschentüchern und ich ging raus", erinnert Russell sich später an die Anprobe des unbequemen Modells. Sie habe ja gewusst, dass niemand nachgucken würde, ob sie die Sonderanfertigung tatsächlich trage.
Fotos für 4.000 Dollar
Geboren wird Ernestine Jane Geraldine Russell 1921 in einer Kleinstadt in Minnesota als Tochter einer Schauspielerin und eines Soldaten. Ihre Mutter ist eine strenge Bibel-Lehrerin. So wird Russell ebenfalls mit sechs Jahren zur überzeugten Christin. Um die Familie nach dem Tod des Vaters finanziell zu unterstützen, arbeitet sie als Sprechstundenhilfe bei einem Arzt und jobbt nebenberuflich als Fotomodell. Howard Hughes sieht ein Foto und engagiert die 18-Jährige als Darstellerin für den Western "The Outlaw".
Um den Film zu vermarkten, lässt der exzentrische Filmstudiobesitzer für 4.000 Dollar Fotos von Jane Russell machen. Lasziv und verrucht lächelt die Dunkelhaarige von den Plakaten - den Oberkörper geschickt betonend. Als amerikanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg einen Doppelhügel erobern, nennen sie ihn "Russel Hill". Schließlich kommt 1946 "The Outlaw" landesweit in die Kinos. Trotz - oder gerade wegen - der moralischen Diskussionen strömen die Menschen in die Filmhäuser.
Weitere Filme mit Marilyn Monroe
Jane Russell wird fortan zum Kassenmagnet, auch wenn Hughes zunächst mehr Wert auf ihr Aussehen als auf die Qualität der Drehbücher legt. Für das Musical "The French Line" lautet der Werbeslogan schlicht: "J.R. in 3 D - müssen wir noch mehr sagen?" Aber die Schauspielerin versteht sich trotz ihres Images nicht als Sexsymbol. Immer öfters verkörpert sie souveräne Frauen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Russell spielt Seite an Seite mit Robert Mitchum ("Ein Satansweib" und "Macao"), dreht mit Frank Sinatra, Groucho Marx und Clark Gable.
Ihren größten Erfolg feiert Russell mit Marilyn Monroe in dem Musical "Gentlemen Prefer Blondes". Als brünette Dorothy ist sie zwar nicht die bevorzugte Blondine, hat aber als gute Freundin den sympathischeren Part. Mit Mitte 30 ist ihre Hollywood-Filmkarriere bereits vorbei. Russell spielt nun in Fernsehserien, macht Werbung für BHs, tritt am Broadway und in Shows in Las Vegas auf. Privat gilt sie als bodenständig, pragmatisch ohne große Allüren. Sie heiratet drei Mal, leitet in Hollywood eine "christliche Gruppe" und ist bekennende Republikanerin. Jane Russell stirbt am 28. Februar 2011 mit 89 Jahren an den Folgen einer Atemwegserkrankung im kalifornischen Santa Maria.
Stand: 28.02.2016
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