Falco: Provokateur, Pop-Dandy, Zweifler

Von Stefanie Hallberg

"Rock Me Amadeus" machte Falco zum internationalen Superstar. Und sein von der Figur des Major Kottan inspirierter Song "Der Kommissar" verschaffte dem Wiener zu Anfang seiner Pop-Karriere 1982 in etlichen Ländern Platz 1 in den Singlecharts. Am 19. Februar 2025 hätte Falco seinen 68. Geburtstag gefeiert.

Falco-Porträt, undatiert (sw)

Als Johann "Hans" Hölzel wurde Falco 1957 in Wien geboren, er war der einzige Überlebende von Drillingen. "Hier, Frau Hölzel, da haben Sie Ihren Sängerknaben", soll die Hebamme zur Mutter gesagt haben. Diese erkannte früh das musikalische Talent ihres Sohnes. Als Fünfjähriger habe er Dutzende Schlager auf dem Klavier ganz ohne Noten gespielt, erinnert sich Falcos Mutter im ORF. Hans wird beim Vorspielen an der Wiener Musikakademie ein absolutes Gehör bescheinigt. Er lernt Klavier und Gitarre spielen, wechselt aber später zu seinem Lieblingsinstrument, dem Bass.

Als Johann "Hans" Hölzel wurde Falco 1957 in Wien geboren, er war der einzige Überlebende von Drillingen. "Hier, Frau Hölzel, da haben Sie Ihren Sängerknaben", soll die Hebamme zur Mutter gesagt haben. Diese erkannte früh das musikalische Talent ihres Sohnes. Als Fünfjähriger habe er Dutzende Schlager auf dem Klavier ganz ohne Noten gespielt, erinnert sich Falcos Mutter im ORF. Hans wird beim Vorspielen an der Wiener Musikakademie ein absolutes Gehör bescheinigt. Er lernt Klavier und Gitarre spielen, wechselt aber später zu seinem Lieblingsinstrument, dem Bass.

Mit 16 Jahren verlässt Hans Hölzel die Schule. Er hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Ein Studium am Wiener Musikkonservatorium bricht er nach einem Semester ab, um ein "richtiger Musiker" zu werden, wie er sagt. Sein großes Idol in der Zeit: der britische Popstar David Bowie. Als Sänger und Bassist steigt Hölzel in die Wiener Anarcho-Kunst-Band "Drahdiwaberl" ein. Der von ihm geschriebene Song "Ganz Wien", mit dem Falco die Drogenszene in seiner Heimatstadt thematisiert, wird sein erster großer Hit – obwohl er in den Medien verboten ist. Damals habe man bereits sein Charisma spüren können, sagen Bandkollegen.

Im Sog der "Neuen Deutschen Welle" schießt Falcos Stück "Der Kommissar" Anfang der 80er Jahre in den Hitparaden ganz nach oben. Mit "Rock Me Amadeus" gelingt ihm dann 1986, was vor ihm kein deutschsprachiger Künstler geschafft hat: Er ist der erste und bislang einzige Musiker, der mit einem deutschsprachigen Lied auf Platz eins der US-Charts kommt. Plötzlich ist Falco ein Weltstar. Sein Markenzeichen ist deutsch-englischer Sprechgesang. Viele sehen ihn als Vorreiter des weißen Rap.

Als Falcos Manager die sensationelle Nachricht in Wien mit Champagner feiern will, ist Falco der Einzige in der Runde, der am Boden zerstört ist. "Des schoff i nie wieder", soll er gesagt haben. "Jetzt is' aus." Hans Hölzel aka Falco ist an der Spitze, will dort auch bleiben – und befürchtet, an seinen großen Erfolg nicht mehr anknüpfen zu können.

Falco führt das Leben eines Rockstars. Exzessiv konsumiert er Whisky und Kokain, verwüstet seine Hotelzimmer. Als sein Manager für ihn einen äußerst lukrativen Vertrag in den USA ausgehandelt hat, verschläft er so oft den Start seines Flugzeugs, bis das Unternehmen platzt. Ein Angebot, mit dem Star Madonna ein Duett zu singen, weist er zurück. Seinen Ruf, der von "schwierig" bis zu einem "definitiven Arschloch" reiche, müsse er schließlich verteidigen, sagt er. "Skandal! Schlagzeile! Skandal et cetera. Das ist gut, das ist Showbiz."

"Sie kommen, dich zu holen. Sie werden dich nicht finden. Niemand wird dich finden! Du bist bei mir." Mit dem Skandalhit "Jeanny" ist Falco 1986 wochenlang in den Schlagzeilen. Im "heute journal" wirft Moderator Dieter Kronzucker dem Musiker vor, Entführung, Vergewaltigung und Ermordung eines jungen Mädchens zu glorifizieren. Falco selbst weist die Vorwürfe zurück. Viele Radiosender spielen das Lied nicht, das Video wird verboten. Nichtsdestotrotz wird der Song in mehreren europäischen Ländern ein Nummer-eins-Hit.

Falcos Privatleben steht spätestens seit der Schwangerschaft seiner Freundin Isabella Vitkovic im Blickpunkt der Presse. Der Sänger ist auf einer Entziehungskur, als er von der Geburt seiner Tochter erfährt und gleich zur Klinik eilt. "Er hat sie irrsinnig verwöhnt", sagt sein Biograf Lanz. Dann kommt ein schlimmer Moment in Falcos Leben: 1993 ergibt ein Vaterschaftstest, dass er nicht der Erzeuger seiner Tochter ist. "Das hat ihn aus der Bahn geworfen", ist sein Vater Alois Hölzel überzeugt. 

Nach seinen Erfolgen in den 80er Jahren sinkt Falcos Stern am Pophimmel. Einzig die Techno-Version eines Gassenhauers der 20er Jahre, "Mutter, der Mann mit dem Koks ist da", wird Mitte der 90er Jahre noch mal ein etwas schräger Hit für die tanzende MTV-Generation.

"Wenn ich schon mal zu früh sterben sollte, dann wie James Dean: auf einer Kreuzung, im Porsche. Zack. Aus", sagt Falco 1983 in einem Interview. Am 6. Februar 1998 kommt der Ausnahmekünstler ums Leben, als er betrunken und zugekokst im Norden der Dominikanischen Republik den Parkplatz der "Turist Disco" verlässt und frontal mit einem Reisebus zusammenstößt. Falco ist 40, als er stirbt. Es gibt Gerüchte über einen Selbstmord. Das entbehre jeder Grundlage, ist Biograf Peter Lanz auch 20 Jahre nach dem Tod von Österreichs Poplegende überzeugt.

Der Schock über Falcos Tod sitzt tief in der Musikwelt und bei seinen Fans. Mehrere tausend Menschen begleiten ihn auf seinem letzten Weg auf dem Wiener Zentralfriedhof. Dort bekommt der Künstler ein Ehrengrab. In einer Dokumentation sagt er einmal: "Wenn ich morgen meinem Gott gegenüberstehe, kann ich sagen: 'Ich bin unschuldig. Ich habe niemanden betrogen. Ich habe niemandem wehgetan – außer mir selbst.' Und das wird er mir verzeihen."

Als Musikgenie und Künstler sei Falco lebendiger als je zuvor, meint sein Biograf. Das durch viele Städte tourende Falco-Musical sei oft ausverkauft. Und das posthum veröffentlichte Album "Out of the Dark" soll mehr als 2,5 Millionen Mal verkauft worden sein. Vielleicht stimmt es ja, was Falco einst meinte: "In Wien, musst' erst sterben, dass dich hochleben lassen. Aber dann lebst lang."

Stand: 18.02.2025, 13:00 Uhr