Mit Blick in die Zukunft: Was wird Ihrer Meinung nach in der zweiten Hälfte der Amtszeit die Arbeit des Rundfunkrats prägen?
Eine der größten Aufgaben wird sicherlich die weitere Begleitung der ARD-Reform sein. Diese ist eng verknüpft mit der Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Bevölkerung und damit, wie die Menschen im Land die Legitimität der Sender bewerten. Hier ist es auch an uns Gremien, die programmlichen und strukturellen Reformen mit einem unverstellten und kritischen Blick von außen zu beurteilen. Indem wir unsere eigene Arbeit noch transparenter machen, können wir ebenfalls dazu beitragen, den Nutzerinnen und Nutzern die Bedeutung eines hochwertigen öffentlich-rechtlichen Programms nahe zu bringen – denn das leistet schließlich jeden Tag einen Beitrag zu einer offenen und freiheitlichen Gesellschaft und letztlich zu unserer Demokratie.
Einen großen Faktor bei der Legitimität der Öffentlich-Rechtlichen stellt auch die Diskussion um die Höhe des Rundfunkbeitrags dar. Ob die KEF-Empfehlung, die den Rahmen für die Finanzplanung des WDR vorgibt, umgesetzt wird, ist unklar. Das bringt die Sender in eine schwierige Lage: Wie kann etwa der Haushalt 2025 geplant werden, wenn die Einnahmenseite unsicher ist? Klar ist in jedem Fall, dass die Mittel knapper werden, auch durch steigende Preise und die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Für die Sender wird es darum gehen, ihre Haushalte weiter zu konsolidieren. Der Ausschuss für Haushalt und Finanzen setzt bei den Haushaltsberatungen gerade deshalb auf klare strategische Leitlinien, die auf die Zukunft des WDR einzahlen, und treibt die Etat-Steuerung anhand von Kennzahlen nach Maßgabe von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit voran.
Um die Qualität der WDR-Programme bestmöglich überprüfen zu können, haben die Gremien der ARD eine Richtlinie erarbeitet, mit der das Programm anhand von Qualitätsstandards geprüft werden kann, das die ARD gemeinsam erstellt und für die ganze Bundesrepublik verbreitet. So sollen die Angebote z.B. alle Menschen gleichermaßen erreichen und damit einen Beitrag zur Teilhabe leisten, die eigenständige Meinungsbildung fördern und die Vielfalt unserer und anderer Gesellschaften abbilden.
Im Unterschied zu den ARD-Programmen spielen für den WDR als Sender für NRW das regionale Profil der Programme sowie die Radiowellen eine große Rolle. Um diese WDR-spezifischen Anforderungen abzudecken, wird die Richtlinie im Laufe des Jahres 2024 an die WDR-Angebote angepasst umgesetzt werden. Um alle Menschen zu erreichen, müssen auch bei der Verbreitung des Programms neue Wege gegangen werden. Ob auf Streaming-Plattformen wie Twitch oder auf TikTok – jüngere Menschen muss der WDR auf neuen Wegen ansprechen. Wir als Gremien stellen uns dabei der Herausforderung, diese neuen Ausspielwege gleichberechtigt mit Fernseh- und Radioprogramm in den Blick zu nehmen, ihre Qualität, plattformgerechte Gestaltung und mögliche Risiken zu beurteilen. Auch die weiteren Entwicklungen zu künstlicher Intelligenz und ihrer Anwendung im Medien-Kontext wird uns in der kommenden Zeit stark beschäftigen.
Inhaltsverzeichnis
- Teil 1/5 - Themen- und Arbeitsschwerpunkte des 13. WDR-Rundfunkrats
- Teil 2/5 - Arbeitsweise des Rundfunkrats
- Teil 3/5 - Mitglieder in anderen Aufsichtsgremien
- Ausgewählter Teil: Teil 4/5 - Zukünftige Themenschwerpunkte der Gremienarbeit
- Teil 5/5 - Arbeitsschwerpunkte der Fachausschüsse