ADAC-Staubilanz 2024: NRW bleibt Hotspot  

Stand: 06.02.2025, 00:01 Uhr

Wer in Nordrhein-Westfalen im Auto unterwegs ist, benötigt häufig starke Nerven und Geduld - besonders im Berufsverkehr. Volle Autobahnen und lange Staus zu den Stoßzeiten gehören in NRW das ganze Jahr über zum Alltag.

Laut der aktuellen Staubilanz des ADAC entfällt auch 2024 ein Drittel aller Staus auf NRW. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Wert noch einmal weiter angestiegen. "Auf den rund 2250 Autobahnkilometern summierte sich die Dauer aller Verkehrsstörungen auf 154.964 Stunden. Das sind rund acht Prozent mehr als 2023", so der ADAC. Auf den weiteren Plätzen folgen Bayern und Baden-Württemberg. Das Ergebnis ist nicht verwunderlich, immerhin hat NRW knapp 18 Millionen Einwohner und einen stark ausgeprägten Berufsverkehr. Dazu kommt der Transitverkehr.

Pendlerland: Lange Staus und volle Autobahnen

Im WDR-Verkehrsstudio ist man nicht sehr überrascht über die aktuellen ADAC-Zahlen: Nordrhein-Westfalen führt traditionell die Staustatistiken bundesweit an. Bedingt wird das hohe Stauaufkommen vor allem durch die hohe Bevölkerungsdichte und der ansässigen Industrie. Hinzu kommt, dass hier viele Menschen täglich zur Arbeit pendeln. Der Berufsverkehr in der Region ist stark ausgeprägt: Gesamt fuhren 2023 fünf Millionen Menschen in NRW zur Arbeit in eine andere Stadt, so teilte das Statistische Landesamt des Landes Nordrhein-Westfalen im Oktober 2024 mit. Die meisten Menschen (525.269) pendelten demnach 2023 nach München. Doch gleich drei NRW-Städte sind unter den Top 10 Pendlerstädten in Deutschland: Köln (362.000), Düsseldorf (335.754) und Essen (167.76).

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Kürzere Baustellenzeiten durch bessere Koordination

Die Forderungen des ADAC, insbesondere nach besserer Baustellenkoordination und effizienterer Projektplanung, sind absolut berechtigt. Die verstärkte Nutzung von Funktionsbauverträgen könnte ebenfalls eine spürbare Verbesserung bringen. Indem verschiedene Bauabschnitte durch einen einzelnen Auftragnehmer ausgeführt werden, könnte es eine schnellere Umsetzung von Bauprojekten geben. Eine kürzere Baustellenzeit wäre für jeden Autofahrenden von Vorteil.

"Viele kennen das: Eine neue Baustelle ist eingerichtet, Fahrstreifen fallen weg oder werden verengt - doch von tatsächlichen Bauarbeiten ist nichts zu sehen , sagt Frank Schewe, Leiter des WDR-Verkehrsstudios. Teils bleibe das über Tage oder Wochen so. "Ein Grund dafür kann die Aufgabenverteilung an verschiedene Firmen sein. Während Firma A bereits Zeit und Kapazitäten hat, um die notwendige Verkehrsführung einzurichten, ist Firma, die mit den eigentlichen Bauarbeiten beauftragt wurde, noch anderweitig gebunden, so Schewe weiter. Verzögerungen an anderer Stelle verhinderten so den sofortigen Baustart. Ergebnis: Ein Engpass mit unnötigen Verkehrsstörungen.

Der Leiter des WDR-Verkehrsstudios verweist auch noch auf ein anderes Problem: "Auch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass immer mehr Autos und LKW auf den Straßen unterwegs sind. Weshalb es langfristige Lösungen braucht: Der ÖPNV muss attraktiver werden."

"Es geht darum echte Alternativen zu schaffen, die die Leute dazu bewegen, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern” Frank Schewe, Leiter des WDR-Verkehrsstudios

Hohes Niveau an PKW-Zulassungen 

Ein Blick in die Statistik zeigt: 2024 wurden in Deutschland insgesamt 2,8 Millionen Autos zugelassen, das gab das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am 6. Januar 2025 bekannt. Auch die Gesamtzahl der zugelassenen Autos auf den Straßen in Deutschland ist weiterhin hoch. Zum Stichtag am 1. Januar 2024 lag der PKW-Bestand bundesweit bei 49,1 Millionen Pkw, so das Statistische Bundesamt. 2023 waren es noch 48,8 Millionen. In Nordrhein-Westfalen waren es mehr als 10,5 Millionen.

Stauzahlen vom WDR-Verkehrsstudio 

Die vom WDR-Verkehrsstudio ermittelten Stauzahlen sind nicht unmittelbar mit den vom ADAC ermittelten Werten vergleichbar. "Wir schauen immer auf den Zeitpunkt mit der höchsten Anzahl an Staukilometern im Land, welchen wir als Spitzenwert bezeichnen. Damit lassen sich einzelne Tage gut vergleichen. Die Stoßzeiten im Berufsverkehr sorgen in NRW für die meisten Staus, besonders auf den Pendlerstrecken. Die einzelnen Stauwerte oder Kilometer eines Tages werden aber nicht addiert", sagt Melina Helf aus dem WDR-Verkehrsstudio. Meldet das WDR-Verkehrsstudio also 350 Staukilometer in der Spitze, so beschreibt das die Summe aller gezählten Staus zu einem bestimmten Zeitpunkt in NRW. Danach nimmt der Verkehr allmählich wieder ab.

Rekord-Staus vor den Brückentagen in NRW 

Echte Staukracher sind immer wieder die Tage vor den langen Feiertags-Wochenenden im Mai und Juni. Logisch, denn dann sind Pendler, Urlauber und LKW in einem relativ kurzen Zeitfenster auf denselben Autobahnen unterwegs. So zählte das Verkehrsstudio am Mittwoch vor Fronleichnam (29. Mai 2024) rund 450 Kilometer in der Spitze am Nachmittag. Viel mehr Stau ist dann kaum möglich. 

Die staureichsten Wochentage in Nordrhein-Westfalen 

In NRW bleibt der Berufsverkehr eine Herausforderung. Eng wird es in der Regel an Baustellen und je nach Wetter auch nach möglichen Unfällen oder Sperrungen. Unterschiede gibt es zudem je nach Wochentag. Mittwochs verteilt sich der Verkehr rege über den Tag und freitags steigt das Stauaufkommen ab Mittag spürbar an. Das Verkehrsstudio beobachtet aber auch, dass der Montagmorgen nicht mehr so stauanfällig ist, wie noch vor Corona. Dank flexiblen Arbeitszeiten und Home-Office scheinen die Stauzeiten etwas aufgeweicht zu sein. Eine Möglichkeit: Pendelnde können flexibler auf Besonderheiten wie Wetter, Streiks und Sperrungen reagieren und umplanen. 

Weitere Infos zur aktuellen Verkehrslage und zu Baustellen in NRW:

ADAC-Staubilanz 2024 WDR Studios NRW 06.02.2025 00:52 Min. Verfügbar bis 06.02.2027 WDR Online

Über diese Themen berichten wir auch im Fernsehen und im Radio.

Unsere Quellen:  

  • WDR Verkehrsstudio
  • ADAC
  • Statistisches Bundesamt
  • Umweltbundesamt