Der 15. September 2008 ging als "Schwarzer Montag" in die Geschichte ein: Die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers meldete Insolvenz an. Eine Großpleite, die Tausende von Anlegern in Deutschland um ihr Geld brachte. Denn die hatten über hiesige Banken Zertifikate gekauft, die plötzlich wertlos waren. Der Verlust bei den deutschen Kunden: rund 750 Millionen Euro.
Die Anleger, oft Senioren, mochten sich nicht damit abfinden, dass ihr Geld weg war. Sie organisierten sich in Gruppen und Stammtischen und schrieben auch an die Verbraucherzentrale NRW. Dort klagten sie über die schlechte Beratung der Banken, die die amerikanischen Zertifikate als sicher angepriesen hatten. Vor allem die Citibank wurde scharf angegriffen. Die Verbraucherzentrale nahm das zum Anlass, mit einer Betrugsanzeige zu drohen. Dazu kam es doch nicht: Stattdessen habe man sich, so heißt es in einer Pressemitteilung, "in einer Vereinbarung mit dem Kreditinstitut auf Regeln für die Auszahlung von Geldern an geschädigte Kunden verständigt".
Profitieren sollen vor allem die älteren Anleger
Was das konkret bedeutet, haben Vertreter der Verbraucherzentrale und der Citibank am Donnerstag (28.05.2009) in Düsseldorf erläutert. Es soll ein Punktesystem geben, mit dem Betroffene auf dem Kulanzweg einen Teil des ursprünglichen Kaufwertes zurück bekommen können. Die Punkte werden danach errechnet, wie alt der Anleger war und welche Anlagestrategie er gewählt hat. Damit sollen vor allem die älteren Bankkunden entschädigt werden, die normalerweise auf sichere Geldanlagen achten und auf die spekulativen Lehman-Papiere gesetzt haben, weil die Bank sie empfohlen hat. Das gilt übrigens für die Kunden in der ganzen Bundesrepublik, sofern sie sich bis zum 31.12.2009 bei der Citibank melden.
NRW-Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg (CDU) bezeichnete das Entschädigungsverfahren als "vorbildlichen Weg". Es helfe dabei, der tiefen Verunsicherung der Kunden entgegenzuwirken und neues Vertrauen aufzubauen.
27 Millionen im Topf
Erfahrene Anleger, die seit Jahren in Aktien und Zertifikate investiert haben, werden allerdings nicht entschädigt. Von den 27 Millionen Euro im Topf werde rund ein Viertel der Geschädigten profitieren, so die Verbraucherzentrale. Ausgeschlossen sind auch Fälle, die mehr als drei Jahre zurückliegen und damit verjährt sind, oder in denen schon ein Gerichtsverfahren läuft.
Wer aber den Gang vor Gericht scheut, weil ein Prozess zu lange dauern oder zu teuer sein könnte, kann sich mit Hilfe von Rechentabellen bei der Verbraucherzentrale selber ausrechnen, wie viel Geld er erwarten kann. Dass es mit der Zahlung auch klappt, will die Verbraucherzentrale überwachen. Dort hofft man nun, dass andere Banken dem Beispiel der Citibank folgen und das "transparente Kulanzverfahren" nutzen.