Betriebsversammlung mit enttäuschendem Ergebnis
Kein klares Bekenntnis zu Opel Bochum
Stand: 21.05.2012, 12:16 Uhr
Steht das Opel-Werk Bochum vor dem Aus? Die Belegschaft befürchtet, dass die Zafira-Produktion nach Rüsselsheim verlagert wird. Ein klares Bekenntnis zum Standort gab Opel-Chef Stracke am Montag (21.05.2012) auf der Betriebsversammlung nicht. Bis zum 28. Juni will der Konzern sein Gesamtkonzept für die europäischen Werke vorlegen.
Von Stefanie Hallberg
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) kam mit "keinem guten Gefühl" zur Betriebsversammlung der Bochumer Opelaner. Sie sollte recht behalten. Opel-Vorstandsvorsitzender Karl-Friedrich Stracke legte sich in seiner Rede vor den Beschäftigten wieder nicht fest. Es gebe bislang noch keine Entscheidung darüber, was mit dem Werk Bochum nach 2014 passiere, sagte er. Stracke verwies in seiner Rede auf den 28 Juni. Bis dahin werde Opel ein Gesamtkonzept für die europäischen Werke vorlegen.
Gerüchte um Verlagerung der Zafira-Produktion
Die Opelaner in Bochum befürchten, dass bei ihnen die Bänder bald ganz stillstehen. Sie hatten gehofft, den Zuschlag für die Astra-Produktion zu bekommen. Doch die geht 2015 komplett nach England und Polen, wie seit Donnerstag (17.05.2012) feststeht. Und es könnte noch schlimmer kommen: Spekuliert wird, dass die Zafira-Produktion vom Werk Bochum nach Rüsselsheim verlagert werden könnte, als Ausgleich für die dort wegfallende Astra-Produktion. Dies wies Stracke in Bochum zurück: "Ich habe zu keinem Zeitpunkt den Zafira von Bochum in Rüsselsheim angeboten."
Der Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel hatte vor der Versammlung ein klares Bekenntnis von Stracke zum Bochumer Werk verlangt. Das forderten die Arbeitnehmervertreter in ihren Reden auch noch einmal am Montag ein. Einenkel zufolge sei das Vertrauen der Mitarbeiter in den Vorstandsvorsitzenden bei Null. Die Opelaner blieben während Strackes Rede still. Der Opel-Chef wurde nicht einmal ausgepfiffen.
Kraft: "So verkauft man hier keine Autos"
NRW-Regierungschefin Kraft kritisierte in ihrer Rede, dass Stracke sich wieder nicht festgelegt hatte. Sie forderte ein Ende der Spekulationen über die Zukunft des Opel-Werks in Bochum. "Wir wollen, dass endlich das Totenglöckchen vergraben wird", sagte die SPD-Politikerin am Montag auf der Opel-Betriebsversammlung in Bochum. Es erzeuge viel Frust und Hoffnungslosigkeit, wenn ein Werk immer wieder totgeredet werde.
Mitarbeiter kommen im Opel-Werk in Bochum zu einer Belegschaftsversammlung.
Kraft bot Stracke an, bis zum 28. Juni an einer Strategie für die Opel-Werke in Deutschland mitzuarbeiten. Kraft verwies auf die große Bedeutung Nordrhein-Westfalens als Absatzmarkt. Der könnte für Opel durch eine Entscheidung gegen den Standort Bochum gefährdet werden, warnte sie. "So verkauft man hier keine Autos". Auch NRW-Wirtschaftsministers Harry Kurt Voigtsberger (SPD) nahm an der Betriebsversammlung teil, die am Mittag endete.
Bürgermeister veröffentlichen Resolution
Die Oberbürgermeister und Bürgermeister der sieben Städte, die von einer Schließung des Standorts Bochum am meisten betroffen wären, veröffentlichten am Montag eine gemeinsame Resolution für den Erhalt des Werks. "Uns wurde gesagt, dass es bei GM durchaus registriert wird, wenn hier vor Ort Aktionen laufen, um den Standort zu retten", sagte Bürgermeister Beisenherz mit Blick auf den Mutterkonzern von Opel, General Motors (GM).
Experte: "Nur ein Wunder kann das Werk noch retten"
Eine Arbeiterin schreibt vor dem Tor 4 des Opel-Werks in Bochum am Rande einer Betriebsversammlung den Schriftzug "Wir stehen hinter Euch!" auf ein Plakat.
"Bochum hat sehr schlechte Karten, das Aus ist jetzt näher denn je", sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen zu WDR.de. Das Opel-Werk sei schon älter und damit weniger effizient als andere, seine Mitarbeiter seien besser bezahlt als die in Osteuropa. Und: "Bochum war immer schon ein Schließungskandidat. Nur ein Wunder kann das Werk noch retten."
Die IHK Bochum fürchtet mit Blick auf die Zuliefererindustrie um insgesamt 20.000 Jobs. Sollte das Werk in Bochum wirklich geschlossen werden, wäre das "ein Schlag ins Gesicht" für den Standort Ruhrgebiet und die Zulieferer, sagte der Bürgermeister von Bochums Nachbarstadt Castrop-Rauxel, Johannes Beisenherz (SPD).
Bisher schon mehrere Schließungspläne
Der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass der Standort erhalten bleibt. "Ich habe schon sechs oder sieben Schließungsplane in der Schublade gehabt, und immer haben wir überlebt." Der Betriebsratschef hat auch schon einen Lösungsvorschlag für Bochum: Dort könnten Chevrolets für den europäischen Markt gebaut werden. Und General Motors müsse seiner Tochter Opel endlich erlauben, auch auf den Wachstumsmärkten außerhalb Europas Autos zu verkaufen.