Wer die Internetseite von Google Maps Street View aufruft und einen bestimmten Ort eingibt, kann sich per Mausklick auf den Straßen wie in einem dreidimensionalen Stadtplan bewegen. Gezeigt wird eine 360-Grad-Ansicht. Die Orte wurden mit einer Kamera auf einem fahrenden Auto Bild für Bild aufgenommen und zu einem Panorama zusammengesetzt - es handelt sich also nicht um Live-Bilder. Zu sehen sind aber sehr detailreiche Szenen mit Menschen und Autos, die sich zum Zeitpunkt der Kamerafahrt dort aufgehalten haben.
Etliche Gesichter doch zu erkennen
Das Unternehmen hatte angekündigt, mit einer speziellen Software alle Autokennzeichen und Gesichter zu "verpixeln", also zu verwischen und damit unkenntlich zu machen. Weil aber nun etliche Gesichter unverpixelt zu erkennen sind, ist die öffentliche Debatte über Persönlichkeitsrechte und Datenschutz wieder entbrannt. Die FDP-Landtagsfraktion in Düsseldorf etwa warf Google am Donnerstag vor, "Rechtsbruch im großen Stil" zu begehen. Google müsse sofort wieder offline gehen und die Verstöße uneingeschränkt beheben. Eine Sprecherin von Google hatte vor dem Start gesagt, die Erfolgsquote der Software liege "im neunzig-prozentigen Bereich".
Eingriff in die Privatsphäre?
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar hat Google dazu aufgerufen, die Anonymisierung von Personen in dem neuen Panorama-Dienst Street View zu verbessern. Die Gesichter von Passanten seien oftmals nicht ausreichend unkenntlich gemacht worden. Er forderte zudem, für Street View und vergleichbare Dienste ein zentrales Widerspruchsregister einzurichten, damit sich Betroffene nicht bei jedem einzelnen Dienst melden müssten. Anders als in anderen Ländern war der Dienst in Deutschland auf heftigen Widerstand von Politikern und Datenschützern gestoßen. Unter anderem Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) kritisierte den Dienst als Eingriff in die Privatsphäre.
250.000 Widersprüche
Gegen den Dienst hatten 250.000 Bürger Widerspruch eingelegt, weil sie ihre Häuser nicht abgebildet sehen wollen. Die Anträge, Häuser unkenntlich zu machen, sorgen für zahlreiche verschwommene Flecken auf den Bildern. Ganze Gebäude wurden unscharf dargestellt, wenn auch nur ein Mieter dies verlangte. Laut Google handelt es sich aber lediglich um knapp drei Prozent der betroffenen Haushalte - relativ wenig nach der großen Aufregung und Umfragen, in denen zum Teil die Hälfte der Bürger sich gegen Street View ausgesprochen hatte. Google betont, dass Widersprüche jederzeit auch nach dem Start des Dienstes möglich sind.
Start mit Pannen
Streetview ist mittlerweile für 25 Länder verfügbar. In den USA deckt der virtuelle Straßenatlas nahezu das ganze Land ab. Obwohl Google die Straßen schon lange mit seinen Kamerawagen abfotografiert hatte, ließ der Start lange auf sich warten. Die Panoramen sind daher nicht auf dem neuesten Stand, zumindest nicht in Köln - zum Beispiel ist das im März 2009 eingestürzte Stadtarchiv bei Street View noch zu sehen.
Anfang November gab der Internet-Riese bereits einen ersten kleinen Vorgeschmack: Google stellte Panorama-Bilder von bekannten Sehenswürdigkeiten aus fünf Städten ins Netz und ermöglichte virtuelle Rundgänge durch zehn Fußballstadien sowie die Gemeinde Oberstaufen im Allgäu. Dabei blieb eine Panne nicht aus: Auf dem iPhone konnte man bei einigen Blickwinkeln auch manche Gebäude erkennen, die auf Wunsch von Mietern oder Eigentümern unkenntlich gemacht werden sollten.
Google hatte angekündigt, dass dies passieren könnte. Jedes Haus muss auf mehreren Bildern verwischt werden. Nach früheren Angaben stellte der Konzern extra dafür 200 Mitarbeiter ein. Für solche Fälle gibt es auf den Bildern den Link "Ein Problem melden". Eine Sprecherin des Landesbeauftragten für Datenschutz forderte die Menschen am Donnerstag auf, über diesen Link Verstöße sofort zu melden: "Die Menschen sollten das aktiv überprüfen, ob sie oder auch ihr Haus wirklich verpixelt sind. Wir hoffen, dass das von Google auch zügig umgesetzt wird."