Markus Beyer hat den Bundesverband Bürohund e.V. gegründet. Mit seinen Kollegen klärt er auf, hilft Unternehmen und Arbeitnehmern bei der Einführung der Hunde und kämpft gegen etliche Vorurteile.
TSEZ: Herr Beyer, wir wollen Sie mit den gängigen Bedenken der Kritiker von Hunden im Büro konfrontieren. Sind sie bereit?
Markus Beyer: Selbstverständlich, damit habe ich leider immer noch tagtäglich zu tun.
TSEZ: Die Produktivität leidet unter einem Bürohund. Schließlich ist der Hundehalter ständig abgelenkt, weil er auf seinen Hund achtet, damit sich niemand gestört fühlt.
Markus Beyer: Wenn das so ist, dann läuft etwas schief. Zunächst einmal muss das Hund-Halter-Verhältnis stimmen. Denn dann verlässt sich der Hund auf die Kompetenz seines Menschen und kann entspannen. Stimmt das Verhältnis nicht, wird der Hund in die Verantwortung gehen und zum Beispiel die Tür sichern. Sprich: Als erstes muss die Voraussetzung erfüllt sein, dass der Hund sozialverträglich ist und das Verhältnis zu seinem Halter stimmt. Insgesamt sollte der Arbeitgeber Regeln für den Bürohund aufstellen und schriftlich festhalten. Sinnvoll ist es etwa einen Hundetrainer auszuwählen, bei dem die Hundehalter ein Zertifikat bekommen können. Wenn dann im Büro trotzdem Probleme auftauchen, muss der Trainer das in Ordnung bringen.
Das Zweite was schief laufen kann: Der Hundehalter ist angespannt, weil der Hund nur geduldet wird, aber nicht richtig willkommen ist. Das schaukelt sich dann schnell hoch. Der Hund spürt die Anspannung und reagiert mit Unruhe, der Halter wird noch angespannter…
TSEZ: Aber die Kollegen werden doch vom Hund abgelenkt.
Markus Beyer: Das ist gewollt! Natürlich nur bis zu einem gewissen Grad. <lacht> Ein Bürohund kann so nämlich die Gefahr des chronischen Stress‘ verringern. Indem er uns hin und wieder anstupst – vielleicht sogar, weil er merkt, dass wir gestresst sind – unterbricht er uns in krankmachenden Mechanismen. Das mag erstmal einfach als Arbeitsunterbrechung wahrgenommen werden, ist auf lange Sicht aber sehr sinnvoll. Chronischer Stress baut sich nämlich über Jahre hinweg auf und die Leistung des betroffenen Mitarbeiters wird immer schlechter, bis er ganz ausfällt. Durch das Streicheln des Hundes aber wird das Hormon Oxytocin gebildet, welches dem Stress entgegen wirkt. Man sollte seinen Kollegen also genau das sagen: Wenn der Hund euch anstupst, streichelt ihn ruhig kurz – arbeitet dann aber natürlich weiter.
TSEZ: Der Hund macht doch Schmutz.
Markus Beyer: Dann macht der Hundehalter ihn halt weg, sollte man meinen. Aber es gibt leider immer die, die das nicht machen und dann für alle anderen den Ruf ruinieren. Darum sollte es auch hierfür festgelegte Regeln geben – und natürlich auch Pflichten, Rechte und die daraus resultierenden Konsequenzen. Das gilt übrigens für alle: den Arbeitgeber, die Menschen mit Hund, die Menschen ohne Hund und auch für den Hund. Wer also gegen eine Regel verstößt, hat mit einer Sanktion zu rechnen. – Wir haben übrigens Musterverträge auf unserer Homepage.
TSEZ: Aber die Kollegen könnten Angst haben.
Markus Beyer: Statistisch haben 3,5 Prozent der Deutschen Angst vor Hunden. Also sehr wenige. Viel mehr Menschen besitzen einen Hund. Trotzdem muss man natürlich Rücksicht auf die Kollegen nehmen, die tatsächlich Angst haben. Einfach mal freundlich fragen, unter welchen Bedingungen sie mit im Boot wären. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass ein Bürohund dann sogar Hundeangst abbauen kann.
TSEZ: Und wenn jemand eine Allergie hat?
Markus Beyer: Auch hier sage ich: 3,5 Prozent. Das ist die Zahl des Robert-Koch-Instituts, wie viele Menschen tatsächlich allergisch auf Hunde reagieren. Da muss man unterschieden zwischen denen, bei denen vielleicht ein Allergietest positiv ist, die aber keinerlei Symptome haben und jenen, die wirklich Symptome haben. Wenn jemand im Büro sitzt, der tatsächlich allergisch reagiert, muss man das natürlich ernst nehmen und schauen, ob es trotzdem eine Lösung gibt. Manchmal klappt das. Aber wenn nicht, dann ist hier vielleicht wirklich kein Bürohund möglich, weil derjenige krank werden könnte. Auch wenn ich natürlich dazu sagen muss: Jemand der Burnout gefährdet ist, hat doch auch ein Recht auf Prävention, oder?!