Warna, Sweti Konstantin, Sonnenstrand, Nessebar
Stand: 14.08.2022, 20:15 Uhr
Warna (oft auch "Varna" geschrieben) ist mit 400.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Bulgariens und wird oft "Perle am Schwarzen Meer" genannt. Denn in ihrer Blütezeit im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Warna eine elegante Stadt.
Klassizistische Gebäude bis hin zu Jugendstilarchitektur beeindrucken bis heute. Allerdings sind einige der prunkvollen Altbauten immer noch in keinem guten Zustand. Die Architektin Ventsislava Nedjalkova setzt sich zusammen mit Kolleginnen und Kollegen in einer Initiative dafür ein, dass die historische Bausubstanz nach und nach restauriert wird, damit das Stadtbild vergangener Zeiten erhalten bleibt.
Eine der Hauptattraktionen der Stadt kann man im Archäologischen Museum bestaunen. Der "Goldschatz von Varna", der erst im 20. Jahrhundert bei Ausgrabungen entdeckt wurde, wird auf die Zeit um 4.500 v. Chr. datiert. Die über 3.000 (Schmuck-)Stücke sind aus reinem Gold und wurden in Gräbern ganz in der Nähe von Warna gefunden. Forschende schließen aus dem Fund, dass es hier schon vor 6.500 Jahren eine hoch entwickelte Gesellschaft gegeben haben muss. Viel mehr weiß man darüber allerdings nicht.
Um die sozialistische Ära Bulgariens, die Volksrepublik Bulgarien kennenzulernen, geht man in Warna in ein Einkaufszentrum: Im sogenannten Retro-Museum sind Erzeugnisse und Produkte des Ostblocks ausgestellt und geben einen Einblick in die jüngere Geschichte des Landes. Auf einer Zeitreise "begegnet" man hier auch Marx, Engels, Lenin, dem ehemaligen bulgarischen Staatschef Todor Schiwkow sowie weiteren Größen der kommunistischen Partei.
Sweti Konstantin
Sweti Konstantin war der erste Badeort Bulgariens. Seit 1880 werden hier die heißen Thermalquellen für Kuren und Anwendungen genutzt. Das Thermalwasser, das zwischen 40 und 60 Grad heiß ist, wird auch in eine schicke (und teure) Badeanstalt gepumpt. Es gibt aber eine Stelle am Meer, an der das heiße Wasser aus einem Ruhr in eine Art Naturpool fließt. Hier kann man kostenlos das Thermalwasser nutzen und sich anschließend in der Meeresbrandung abkühlen.
Der Badeort Sweti Konstantin ist eine eher lockere Ansammlung von Hotels und touristischer Infrastruktur mit viel Grün dazwischen. Vor allem die einheimische Bevölkerung macht hier Urlaub. Daher werden auch weiterhin neue Hotels gebaut – in zum Teil historisch anmutenden Baustilen, die sich dann unmittelbar gegenüber von typischen Häusern aus sozialistischer Zeit befinden.
Der Badeort wurde nach dem christlich-orthodoxen Kloster benannt, das es hier gibt. Es heißt "Sweti sweti Konstantin i Elena", übersetzt: Heiliger Konstantin und heilige Helena. Es hat sich dann eingebürgert, den Frauennamen der Kürze willen wegzulassen.
Ein Ort der Ruhe und Besinnlichkeit ist das kleine Kloster "Die Heiligen Konstantin und Helena", das im 14. Jahrhundert gegründet wurde. Der Überlieferung nach waren es Mönche, die vor den Osmanen auf der Flucht waren. Als es dann unter osmanischer (also muslimischer) Herrschaft gebaut und erweitert wurde, unterlag es strengen Vorschriften. Später wurde es teils zerstört und im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut. In der Kapelle sind farbenprächtige Ikonen und Malereien zu sehen.
Unter der Herrschaft der Osmanen durften Gotteshäuser wie das Kloster "Heiliger Konstantin und heilige Helena" in Sweti Konstantin nicht höher sein als ein osmanischer Reiter auf seinem Pferd.
Sonnenstrand
Sonnenstrand ist der größte Tourismusort des Landes. Der Strand ist acht Kilometer lang und bis zu 100 Meter breit. Im Jahre 1989 verfügte der Badeort über 108 Hotels mit über 27.000 Betten und über 130 Restaurants. Heute sind es mehrere Hundert Restaurants, Bars und Kneipen sowie mindestens 800 Hotels, von denen der Großteil in den vergangenen 20 Jahren entstanden ist. Hier können über 200.000 Menschen untergebracht werden. Der Ort hat damit seine Kapazitäten gegenüber der sozialistischen Ära fast verzehnfacht.
Sonnenstrand ist der größte Tourismusort des Landes und hat über 800 Hotels.
Nessebar – 4.000 Jahre Schwarzmeergeschichte
An seinem südlichen Teil "wächst" der Sonnenstrandfast in das UNESCO Weltkulturerbe Nessebar hinein. Der historisch bedeutendste Teil liegt jedoch etwas entfernt auf einer kleinen Halbinsel. Das gepflasterte Gassengewirr gilt schon lange als Freilichtmuseum – mit Gebäuden aus 4.000 Jahren Schwarzmeergeschichte. Es gibt Tempel, Überreste thrakischer Befestigungsanlagen, eine mittelalterliche Festung und alte Windmühlen. Einst gab es hier mehr als 40 Gotteshäuser. Heute ist die dreischiffige Basilika St. Sophia aus dem 5. bis 9. Jahrhundert die größte von zehn erhaltenen Kirchen. Besonders auffällig im Zentrum sind auch rund 80 flache Holzgebäude auf Steinfundamenten aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die vielen bedeutenden Bauwerke in Nessebar zogen schon in den 1930er-Jahren architekturinteressierte Besucher an.
Die Altstadt von Nessebar liegt auf einer Landzunge und ist Weltkulturerbe.
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