Rügens Schönheit und Entstehung
„Rügen ist so schön, dass man es keinem erzählen kann.“
(Gerhard Hauptmann)
Sie hat eine Fläche von 976 Quadratkilometern und ist damit Deutschlands größte Insel. Rügen hat viel zu bieten: schöne Badeorte, romantische Dörfer, Herrenhäuser, Schlösser, viel unverbaute Natur und Sandstrände, soweit das Auge reicht. Wer auf Rügen Urlaub macht, hat viele Möglichkeiten. Man kann die berühmten Kreidefelsen besuchen, das Wahrzeichen der Insel, Inspiration für das berühmte Gemälde „Kreidefelsen auf Rügen“ von Caspar David Friedrich. Man kann wandern oder Rad fahren. Einsamkeit und Ruhe findet man im Mönchgut und auf der vorgelagerten Schwesterinsel Hiddensee. Quirliges Badeleben dagegen gibt es in den Seebädern entlang der Ostküste.
Durch die stark zerklüftete Küstenlinie mit zahlreichen Meeresbuchten, Bodden und Wieken, Halbinseln und Landzungen hat die Außenküste eine beachtliche Länge von 574 Kilometern. Davon sind 56 Kilometer feiner Sandstrand. Durch die starke Zerklüftung liegt kein Ort auf der Insel mehr als sieben Kilometer vom Meer entfernt. Besonders schön sind die Strände an der Schaabe, die Prorarer Wiek (Binzer Bucht) und die Ostküste der Halbinsel Mönchgut.
Entstehung der Insel
Geologisch gesehen geht die Geschichte des Archipels Rügen bis in die Kreidezeit zurück, als sich Kalkalgen, sogenannte Coccolithen, zu gewaltigen Massiven verbanden. Damals war das heutige Europa noch von einem tropischen Schelfmeer bedeckt. Dann kamen die Eiszeiten. Als das Eis verschwand, bildete sich der sogenannte „Baltische Eissee“. Rügen war zu dieser Zeit zunächst noch Festland. Das ist 10.000 Jahre her. Wissenschaftler messen heute die Schichtlinien der Kreide und können so rekonstruieren, wie gigantische Eisgletscher aus dem Norden die Kreide in die Höhe schoben. In diesem zangenartigen Prozess werden die horizontalen Kalkschichten als riesige Berge nach oben gepresst. Danach wurde Rügen vom Festland abgetrennt. Durch Sinken und Steigen des Meeresspiegels, durch Brandung, Sturmfluten und Ansandungen trennten sich Teile der Insel Rügen ab und die sogenannten Bodden entstanden. Heute ist Rügen ein wahrer Archipel aus 30 Halbinseln und Inselchen und verändert noch immer die Form.
Die berühmten Kreidefelsen, die 2011 zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt wurden, bröckeln in den letzten Jahren mehr, als den Wissenschaftlern lieb ist. Immer wieder kommt es zu Abbrüchen. Sie stehen unter strenger Beobachtung.
Die Kreidefelsen gehören seit 2011 zum UNESCO Weltnaturerbe.
Das Mönchgut - eine Welt für sich
Wiesen und Hügel, Buchten und Seen prägen die Halbinsel Mönchgut im Süden Rügens zwischen Greifswalder Bodden und Ostsee. Bis Ende des 19. Jahrhunderts waren die Dörfer inmitten der malerischen Landschaft eine abgeschiedene kleine Welt. Denn das Mönchgut erhielt seinen Namen, weil es über Jahrhunderte den Mönchen des Klosters Eldena gehörte. Die Mönche und ihre Bauern lebten nach strengen Regeln von Fischfang und Landwirtschaft - isoliert vom Rest der Insel - hart arbeitende, aber wenig kontaktfreudige Menschen in einer wunderschönen, sehr bergigen Gegend. Heute ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle der Menschen auf Mönchgut.
Die Dorfkirche in Göhren auf der Halbinsel Mönchgut
Bekannte Badeorte sind Baabe, Göhren und Thiessow. Der Hafen in Gager ist sehenswert! Kleine beschauliche Dörfer wie Großzicker können idyllischer nicht sein. Eine Spezialität: das Zuckerhutrohrdach des dortigen Pfarrwitwenhauses, erbaut 1720. Wer die Zickerschen Berge erobern will, braucht Wanderschuhe. Aber das Mönchgut ist auch ein Paradies für Radfahrer und Wassersportler.
Hiddensee - „Perle der Ostsee“
Hiddensee liegt vor der Nordwestküste Rügens. Man erreicht die kleine Insel nur mit dem Schiff von Schaprode aus. Das langgestreckte Eiland besteht aus vier Orten mit reichlich Land und Strand drum herum, 1.200 Menschen leben hier normalerweise. In der Saison kommen rund 7.000 Tagestouristen dazu. Hiddensee ist autofrei. Man bewegt sich auf der 19 Kilometer langen Insel mit Kutschen, Fahrrädern oder geht einfach zu Fuß. Sichtbares Wahrzeichen der Insel auf der höchsten Erhebung ist der Leuchtturm auf dem Dornbusch.
Weithin sichtbar ist der Leuchtturm auf der höchsten Erhebung auf Hiddensee.
Hiddensee wird auch die „Perle der Ostsee“ genannt. Sie gilt als „Künstlerinsel“ oder das „geistigste aller deutschen Seebäder“. Die berühmte dänische Schauspielerin Asta Nielsen hatte hier Anfang des 20. Jahrhunderts ihr Haus und lud viele Freunde ein, zum Beispiel Joachim Ringelnatz und Gustav Gründgens. Auch den deutschen Dichter Gerhart Hauptmann zog es hierher. Thomas Mann, Gottfried Benn, Albert Einstein - alle suchten auf Hiddensee die Ruhe.
Binz und Sellin: die Entstehung des Bädertourismus auf Rügen
Der Charme der Jahrhundertwende spiegelt sich in der Bäderarchitektur auf Rügen, die in den Jahrzehnten nach der Wende wiederhergestellt wurde. Liebevoll renovierte und rekonstruierte weiße Villen mit verspielten Jugendstilelementen, verschnörkelten Balkonen aus Holz oder Metall und kunstvoll verzierten Erkern, Türmchen oder Säulen erwarten die Touristen. Besonders schön zu sehen sind sie in den Ostseebadeorten Binz und Sellin, wo viele Villen vom Ende des 19. Jahrhunderts stammen. Im Schmücken ihrer Häuser übertrumpften sich die Hausbesitzer damals gegenseitig. Die vielen weißen Schmuckelemente galten als „Lockmittel“, als die Gäste im 19. Jahrhundert üblicherweise ihre Unterkunft vom Schiff aus nach Schönheit auswählten.
Die Seebrücke im Ostseebadeort Binz führt mehr als 300 Meter weit in die Ostsee.
Die Geschichte des Bädertourismus auf Rügen geht bis in das Jahr 1818 auf den Rügenschen Fürsten Wilhelm Malte I. zu Putbus zurück. Der erklärte seine Residenzstadt Putbus im Landesinneren zum Seebad, merkte aber bald, dass seine Gäste nicht nur in Badewannen mit Meerwasser baden wollten. Sein Badehaus Goor bei Lauterbach wurde nicht so recht angenommen.
So brachte er die Gäste mit Kutschen über holprige Straßen in das damals winzige Fischerdorf Binz - das auch zu seinen Besitzungen gehörte - zum Baden in der Ostsee. In Binz entstand ein reges Badeleben, natürlich getrennt nach Geschlechtern, das von den Einheimischen bestaunt und beobachtet wurde. Für sie galt das Meer als gefährlich. Sie wären nie freiwillig in die Ostsee gestiegen. Irgendwann wollten die Gäste nicht mehr nach Putbus zurückfahren, denn das waren immerhin zwei Kilometer. Da brauchte die Kutsche gute zwei Stunden.
Und die Rufe nach Übernachtungsmöglichkeiten in Binz und Sellin wurden laut. Doch in den Fischerhütten war kein Platz für Sommergäste. In Binz entstanden erste Logierhäuser und 1876 ein erstes Hotel mit 40 Betten. Weitere Hotels direkt am Strand folgten. Das prächtige Binzer Kurhaus öffnete im Juli 1890 seine Pforten und entwickelte sich schnell zum Mittelpunkt der Gesellschaft. Bereits 1891 wurde Binz von fast 4.000 Sommergästen besucht.
Ähnlich verlief die Geschichte im Ostseebad Sellin, dem heute zweitgrößten Seebad der Insel Rügen. Ursprünglich war auch Sellin nur ein kleines Fischerdorf in den ausgedehnten Ländereien des Fürsten von Putbus. Der Aufschwung des Dorfes erfolgte mit dem Anschluss an die Schmalspurbahn „Rasender Roland“ im Jahre 1895. Ein Jahr später ließ der Fürst eine Flaniermeile anlegen, die Wilhelmstraße, natürlich benannt nach Fürst Wilhelm Malte I., und es entstanden auch hier erste Hotels am Hochufer. 1906 wurde eine prächtige Seebrücke gebaut, das stolze Wahrzeichen des Badeortes. Die Entwicklung Sellins zum Badeort hat der Selliner Fotograf Hans Knospe wunderbar in Fotos und später mit Filmaufnahmen dokumentiert. Sowohl in Binz als auch in Sellin werden von den Kurverwaltungen historische Führungen angeboten.
Das Naturerbezentrum Rügen
Vor ein paar Jahren wurde in Prora das Naturerbezentrum eröffnet, ein ehrgeiziges Projekt auf einem früheren Militärübungsplatz. Über helle Holzstege geht es auf einen Baumwipfelpfad, vorbei an „Erlebnisstationen“, immer weiter hinauf, in einem Spiralweg um eine alte Buche herum bis auf eine Aussichtsplattform in 82 Meter Höhe über NN. Von hier hat man einen phantastischen Blick über die Bodden- und Naturlandschaften der Insel Rügen. Der Abstieg endet in einer Ausstellung zu den ökologischen Themen des Naturschutzes. Natürlich gibt es auch ein Restaurant. „Auf Augenhöhe mit der Natur“ lautet das Motto des neuen Zentrums, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geplant und umgesetzt wurde. Ein Besuch im Naturerbezentrum lohnt sich auf jeden Fall. Es werden auch Führungen angeboten.
Im Naturerbezentrum führt ein Spiralweg um eine alte Buche bis in 82 Meter Höhe.
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Autorin: Monika Winhuisen