Um das Jahr 1600 entstehen viele Leih- und Pfandhäuser in Deutschland, denn die "kleine Eiszeit" macht viele Menschen arm. Die erste belegbare Eröffnung findet 1603 in Augsburg statt.
Die Art des Pfands hat sich gewandelt, doch das Prinzip ist noch immer das gleiche wie 1603 in Augsburg: Menschen bringen einen wertvollen Gegenstand in ein Pfandleihhaus und bekommen dafür schnelles Geld. Das Risiko trägt damals wie heute der Pfandleiher - der nimmt dafür aber auch hohe Gebühren. Auch ein Grund, warum es mittlerweile nur noch ein städtisches Leihamt in Deutschland gibt.
*** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Jürgen Rackwitz (Leiter des Leihamtes Mannheim), Barbara Rajkay (Stadtarchiv Augsburg)
*** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Marko Rösseler, Redaktion: David Rother
Die Idee der öffentlichen Leihhäuser stammt von Mönchen aus Italien, die sich gegen den Wucher privater Pfandleiher richtet. In Deutschland ist das 1603 gegründete Städtische Leihamt in Augsburg die erste Einrichtung dieser Art. Dabei dienen zunächst eine Kammer und der Dachboden des Almosenhauses als Verwahrort für die noch spärlichen Pfänder. Am Anfang sind das vor allem kleine Gegenstände wie silberne Löffel, Kleidung oder Stoff.
Die Schuldner können ihre Pfänder wieder auslösen - mit einem Aufschlag von fünf Prozent. Pfandstücke, die nicht binnen Jahresfrist ausgelöst werden, werden versteigert. Der Gewinn wird an den Schuldner weitergegeben. Weil dieses Modell in Augsburg so gut läuft, eröffnen in den nächsten drei Jahrhunderten immer mehr Städte Leihhäuser. 34 Leihämter existieren zeitweise in Deutschland.
Doch die Zeiten ändern sich. Nach 415 Jahren stellt die Stadt Augsburg den Betrieb ihrer Pfandleihe Ende 2018 ein - zu groß ist die private Konkurrenz, zu verlockend der Handel via Internet. Heute gibt es nur noch ein städtisches Leihamt in Deutschland und das gehört der Stadt Mannheim. Das aber schreibt weiterhin schwarze Zahlen.
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Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Jürgen Rackwitz (Leiter des Leihamtes Mannheim)
- Barbara Rajkay (Stadtarchiv Augsburg)
- Albert Saulacher (Hg.): Die Geschichte über Gründung, Entwicklung und Verwaltung des Leihamtes der Stadt Augsburg von 1573 bis 1917. (vergriffen)
- Carl-Jochen Müller: Der große Schrank von Mannheim. Aus der Chronik des Städtischen Leihamts. Mannheim 2009. (antiquarisch erhältlich)
- Homepage von Deutschlands letztem öffentlichen Leihamt
Weiterführender Link:- Lokalzeit: Hoher Zulauf bei Pfandleihhäusern
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Redaktion: David Rother