WDR Zeitzeichen

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Filmkomiker-Legende Stan Laurel: Großmeister des Slapstick

Filmkomiker-Legende Stan Laurel: Großmeister des Slapstick WDR Zeitzeichen 23.02.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 24.02.2099 WDR 5

Stan Laurel (gestorben am 23.2.1965) war der geniale Kopf des legendären Duos "Laurel und Hardy" oder "Dick und Doof" - das berühmteste Komikerduo der Filmgeschichte.

Schon in jungen Jahren entdeckt Stan Laurel seine Leidenschaft für die Bühne. Als Kind gründet er die "Stanley Jefferson Amateur Dramatic Society" und inszeniert eigene Stücke – ein erster Meilenstein auf seinem Weg zur Filmlegende. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Norbert Aping, Autor, Experte für Stummfilm-Komiker, Buxtehude ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • wie der kindlich-charmante Komiker Filmszenen meisterhaft ins Chaos stürzt,
  • von nächtlichen Feinarbeiten im Schnittraum – mit Stoppuhr, um das Publikumslachen präzise zu timen,
  • welche kreative Kraft hinter den zeitlosen Klassikern von "Stan und Ollie" steckt,
  • und warum ihr Witz trotz des Übergangs vom Stumm- zum Tonfilm seinen unverwechselbaren Charme nie verliert.

Geboren als Arthur Stanley Jefferson im Jahr 1890 in Ulverston, entdeckt Stan Laurel schon früh seine Leidenschaft für die Bühne und sammelt erste Erfahrungen im Varieté. 1910 entdeckt ihn der Theaterproduzent Fred Karno und nimmt ihn unter Vertrag – ein Schlüsselmoment, der dem jungen Mann den Weg in die Welt der Komödie ebnet.

Als Darsteller, Regisseur und Drehbuchautor prägt Stan Laurel die Stummfilmzeit und entwickelt zusammen mit Oliver Hardy einen einzigartigen Slapstick, der auch heute noch Menschen zum Lachen bringt. Anders als sein turbulentes Privatleben bleibt die enge Freundschaft zu Hardy stets beständig – ein verlässlicher Rückhalt, der das Fundament für Laurels nachhaltiges filmisches Schaffen bildet.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Dr. Norbert Aping, Autor, Experte für Stummfilm-Komiker, Buxtehude

Und das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Norbert Aping: Das Dick & Doof-Buch, Marburg 2004.
  • Rainer Dick: Laurel & Hardy: Sehr viel mehr als dick und doof, Neustadt an der Weinstraße 2022.
  • Sven Hanuschek: Laurel & Hardy. Eine Revision, Wien 2010.

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Christoph Tiegel & Matti Hesse
Technik: Theo Kramer

Mittelalterkrimi: Die Kammerfrau, die Ungarns Krone stiehlt

Mittelalterkrimi: Die Kammerfrau, die Ungarns Krone stiehlt WDR Zeitzeichen 22.02.2025 14:48 Min. Verfügbar bis 23.02.2099 WDR 5

Am 22.2.1440 wird Helene Kottannerin zur Kriminellen: Sie stiehlt die ungarische Königskrone - im Auftrag der Königin. Ein Diebstahl, der die Geschichte Europas verändert.

Dass man einen Auftrag von seiner Chefin bekommt, eine Krone zu rauben, ist spektakulär. Dass man einen solchen Auftrag auch annimmt, ihn erfolgreich durchführt und darüber auch noch eine Geschichte schreibt - das ist etwas, was tatsächlich in jeder Hinsicht das Maß des Üblichen sprengt. Doch all das ist Helene Kottannerin wirklich passiert. Ein wahrer Mittelalterkrimi - zumindest für Helene mit Happy End. ** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Prof. Julia Burkhardt (Uni München) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Maren Gottschalk:
  • mit welcher klugen Taktik sich Helene Kottannerin den Weg zur Krone bahnt,
  • wie Helene erst Diebin, dann Kindermädchen und später Schriftstellerin wird,
  • warum zunächst nicht Thronfolger Ladislaus, sondern der polnische König Wladislaw Herrscher über Ungarn wird,
  • vom plötzlichen Tod Ladislaus' und wer ihm auf den Thron folgt.

Was Helene Kottannerin sich für die Nacht vom 21. auf den 22. Februar 1440 vorgenommen hat, ist ungeheuerlich: Sie ist dabei, die ungarische Königskrone zu rauben. Ein waghalsiger, verrückter Plan. Und einer, der die europäische Geschichte verändern könnte, wenn er denn gelingt.

Der besondere Clou: Es gibt einen Bericht über den Kronenraub, verfasst von Helene Kottannerin selbst. Es sind die frühesten deutschsprachigen Memoiren einer Frau, in denen Helene klarstellt: Das Ganze ist nicht ihre Idee, sondern die der ungarischen Königin Elisabeth. Diese hat vor kurzem ihren Mann verloren und will nun mithilfe der heiligen Krone ihrem ungeborenen Kind die Thronfolge sichern. Das klappt schließlich - doch Ladislaus‘ Königsherrschaft ist nur von kurzer Dauer.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Prof. Julia Burkhardt (Ludwig-Maximilians-Universität München)
  • Prof. Christina Lutter (Universität Wien)
  • Julia Burckhardt, Christina Lutter: Ich, Helene Kottannerin. Die Kammerfrau, die Ungarns Krone raubte (2023)

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Autorin: Maren Gottschalk
Redaktion: Carolin Rückl und David Rother
Technik: Sascha Schiemann

Urban, anspruchsvoll, hip: Das Magazin "The New Yorker"

Urban, anspruchsvoll, hip: Das Magazin "The New Yorker" WDR Zeitzeichen 21.02.2025 14:55 Min. Verfügbar bis 22.02.2099 WDR 5

Herausragender Journalismus, literarische Reportagen und ausgezeichnete Cartoons - das sind die Markenzeichen des "The New Yorker". Am 21.02.1925 erschien die erste Ausgabe.

Harold Wallace Ross. Geboren 1892 in Colorado. Schulabbrecher, Lokalzeitungsreporter und während des Ersten Weltkriegs Herausgeber der Soldatenzeitung "Stars and Stripes". Mit Beginn der 1920er-Jahre will Ross unbedingt ein Printprodukt von metropolitaner Würde und Qualität auf den Markt bringen. Bei den Tageszeitungen ist die Konkurrenz groß. Und so verlegt sich Ross auf das Konzept eines wöchentlich erscheinenden Magazins. Er tauft seine Idee: "The New Yorker". Am 21. Februar 1925 erscheint die erste Ausgabe. *** Für dieses Zeitzeichen sprachen wir mit dem Grafiker und Illustrator Christoph Niemann. ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Fritz Schaefer:
  • wie Hefe zum Triebmittel für eine der weltweit renommiertesten Nachrichten-, Kultur- und Literaturzeitschriften wurde,
  • warum nach der Premiere im Februar 1925 im Mai 1925 fast schon wieder Schluss für den "New Yorker" ist,
  • welche besondere Funktion der "New Yorker" in Wohnungen seiner hippen Leser erfüllt,
  • wie Jutebeutel im Marketing des Magazins zentrale Bedeutung bekommen.

Anfang des Jahres 1925 macht ein Werbeprospekt den Bewohnern New Yorks große Versprechungen. Ein Magazin wird angekündigt, das in Wort und Bild großstädtisches Leben widerspiegelt. Es soll für Menschen unverzichtbar werden, die wissen oder wissen wollen, wie die Welt sich bewegt.

Tatsächlich hat "The New Yorker"-Gründer und erste Chefredakteur Harold Ross Erfolg mit seinem Projekt. Während die New Yorker Skyline mit jedem Jahr stolzer in den Himmel ragt, wächst auch der Erfolg des Magazins in ungeahnte Höhen. Wirtschaftlich und gesellschaftlich.

Zum Erfolg des Magazins trägt auch bei, dass schon unter Harold Ross Faktentreue das oberste Gebot ist. Bis heute hält man sich an strikte Vorgaben: Die unerbittliche Faktenprüfung beim "New Yorker" verlangt den Mitarbeitern manche Strapaze ab. Ein vielköpfiges Team akribischer Faktenprüfer ist damit betraut, jedes einzelne Wort im Heft auseinander zu pflücken und auf seinen Wahrheitsgehalt hin abzuklopfen.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Christoph Niemann, Grafiker und Illustrator.

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Fritz Schaefer
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Subiaco: der römische Staudamm, der (fast) ewig hielt

Subiaco: der römische Staudamm, der (fast) ewig hielt WDR Zeitzeichen 20.02.2025 14:40 Min. Verfügbar bis 21.02.2099 WDR 5

Der Staudamm von Subiaco, erbaut in der römischen Antike, brach am 20. Februar 1305. Heute erstaunt uns vor allem, wie er über 1.200 Jahre dem Wasserdruck stand hielt.

Die Überwindung von Natur durch Kultur: Die Staumauer von Subiaco ist über Jahrhunderte hinweg nicht das einzige, aber ein einzigartiges Symbol für diese hochentwickelte römische Kultur des Wasserbaus. Die antiken Wasserexperten errichten nach den Bauprinzipien des Vitruvius gleich drei solcher Mauern. In der Regierungszeit des Kaisers Claudius und am heutigen Ort Subiaco, etwa 75 Kilometer östlich von Rom. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Alexander Bätz (Althistoriker und wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universität Konstanz) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
  • welchen drei Eigenschaften gute Architektur Rechnung tragen muss,
  • wieso Wasserversorgung bis heute eines der bedeutendsten Symbole römischer Kultur ist,
  • mit welchen Wassermengen neun Aquädukte das antike Rom versorgen,
  • warum Kaiser Nero die Wasserversorgung Roms unter Aufsicht stellt,
  • wie zwei Mönche im 14. Jahrhundert angeblich das Schicksal der Staumauer von Subiaco besiegeln.

Der römische Architekt Marcus Vitruvius Pollio gilt als der erste Architekt überhaupt, der Bücher über Architektur schreibt und damit so etwas wie die Architekturtheorie ins Leben ruft. Auf Grundlage seines Wissens wird während der Regentschaft Kaiser Neros (54 bis 68 n. Chr.) die Staumauer von Subiaco gebaut.

Mit ihrer Höhe von 40 bis 50 Metern Höhe ist sie die höchste je von den Römern gebaute Staumauer, und bildet lange Zeit die größte Talsperre Europas. Die antiken Wasserexperten errichten nach den Bauprinzipien des Vitruvius gleich drei solcher Mauern. Die malerische Lage lockt Roms High Society. Kaiser Nero lässt sich dort eine Villa mit allem erdenklichen Luxus und Blick aufs Wasser bauen.

Über 1.200 Jahre hält die Staumauer von Subiaco. Um ihren Einsturz ranken sich einige Geschichten. Waren zwei Mönche Schuld, oder zwangen die Folgen eines Hochwassers das monumentale Bauwerk in die Knie?

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Alexander Bätz, Althistoriker und wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universität Konstanz
  • Alexander Bätz: Nero - Wahnsinn und Wirklichkeit, 2023
  • Trevor Hodge: Roman Aqueducts & Water Supply. London 1992

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse

George Bridgetower: Der Mann hinter Beethovens Kreutzer-Sonate

George Bridgetower: Der Mann hinter Beethovens Kreutzer-Sonate WDR Zeitzeichen 19.02.2025 14:41 Min. Verfügbar bis 20.02.2099 WDR 5

Bridgetower wird als Wunderkind und "Schwarzer Geiger" berühmt. Am 19.02.1790 wird er entdeckt - und begeistert Beethoven später so, dass der ihm ein Meisterwerk widmet.

Die Kreutzer-Sonate von Ludwig van Beethoven ist weltbekannt. Nur die wenigsten wissen jedoch, dass das Violinstück eigentlich dem "Schwarzen Geiger" George Bridgetower gewidmet war. Am 19.02.1790 als Elfjähriger durch den Prince of Wales entdeckt, spielt das Wunderkind Bridgetower für den amerikanischen Präsidenten und den englischen König, verstirbt aber arm. ** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Christine Siegert, Bonner Beethoven-Archiv ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Holger Noltze:
  • wie improvisiert und gleichzeitig erfolgreich der gemeinsame Auftritt von Bridgetower und Beethoven ist,
  • von europäischem Rassismus, der Bridgetowers Leben von Beginn an prägt,
  • wie das ursprünglich für Bridgetower geschriebene Werk als "Kreutzer-Sonate" Geschichte macht,
  • vom wenig prominenten Wanderleben des einstigen Geigen-Wunderkinds.

George Bridgetower ist das, was man ein Wunderkind nennt: Mit sieben Jahren tritt der Afro-Europäer erstmals öffentlich als Geiger auf. Mit elf zieht er mit seinem Vater nach London, wo ihn am 19. Februar 1790 der britische Thronfolger, der spätere König George IV. entdeckt. Bridgetower ist eine Zeit lang bei ihm angestellt und gibt in seinem Namen Konzerte in ganz England.

Zu Gast in Wien wird Bridgetower auch hier schnell zur Sensation. Sein "extravagantes Spiel", so wird es dokumentiert, erregt viel Aufmerksamkeit. Er lernt Fürsten und Mäzene kennen, vergnügt sich in Kaffeehäusern und musiziert mit Beethoven. Der schreibt Bridgetower sogar eine Sonate, doch die Freundschaft währt nicht lang. Es ist wohl der Streit um eine Frau, der dazu führt, dass Beethoven die Sonate letztlich nicht Bridgetower, sondern dem französischen Geiger Rodolphe Kreutzer widmet. Obwohl Kreutzer das Stück nie spielt, ist es seitdem als Kreutzer-Sonate bekannt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Holger Noltze
Redaktion: Carolin Rückl und Matti Hesse
Technik: Sascha Schiemann

Robert R. Jenkins: Der Amerikaner, der nach Nordkorea floh

Robert R. Jenkins: Der Amerikaner, der nach Nordkorea floh WDR Zeitzeichen 18.02.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 19.02.2099 WDR 5

Der US-Soldat Robert R. Jenkins (geboren am 18.2.1940) trifft einen fatalen Entschluss: Er desertiert über den Todesstreifen nach Nordkorea. So beginnt seine tragische und bewegende Geschichte.

US-Soldaten wie Charles Robert Jenkins sind für Nordkorea Propaganda-Gold. Denn sie sind freiwillig vom "imperialistischen Erzfeind USA" ins kommunistische Nordkorea desertiert. In der Gefangenschaft bekommt Jenkins zwar mehr zu essen als die ausgemergelte Bevölkerung, doch er leidet unter der Isolation und Gewalt. Sein tragisches Leben bietet einen seltenen Blick in das abgeschottete Land. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Dr. Florian Pölking. Koreanist und Sinologe, Ruhr Universität Bochum ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:
  • wie Charles Robert Jenkins nachts den Todesstreifen zwischen Süd- und Nordkorea durchquert,
  • wieso er diese Entscheidung trifft,
  • wie er in Nordkorea zwischendurch unfreiwillig zum Filmstar wird,
  • dass seine Frau von einer japanischen Insel entführt wird,
  • über das Wiedersehen mit seiner 91-jährigen Mutter.

Schon kurz nach seiner Ankunft wird Charles Robert Jenkins klar, dass seine Flucht in den Kommunismus ein Fehler war. Der US-Soldat hatte gehofft, die mit Nordkorea verbündeten Russen würden ihn in den USA austauschen. Dann wäre er wieder zu Hause und einem Einsatz im eskalierenden Vietnamkrieg entgangen.

Der Plan geht nicht auf. Stattdessen muss er die Lehren von Staatschef Kim Il Sung studieren, erst auf Englisch, dann auf Koreanisch. Jenkins hat keinen Kontakt zur Außenwelt, niemand weiß, dass er noch lebt.

In Nordkorea wird er zu Propagandazwecken instrumentalisiert, leidet unter Hunger, Kälte und Gewalt. Sein einziges Glück: Er verliebt sich in eine von Nordkorea entführte Japanerin, die beiden gründen eine Familie. Erst im Juli 2003 kann er nach Verhandlungen der japanischen Regierung aus Nordkorea ausreisen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Florian Pölking. Koreanist und Sinologe, Ruhr Universität Bochum
  • Charles Robert Jenkins/Jim Frederick: The Reluctant Communist: My desertion, Court-Martial, and Forty Year Imprisonment in North Korea. Berkeley 2008
  • Thomas Kern, Patrick Köllner: Südkorea und Nordkorea, Einführung in Geschichte, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Frankfurt am Main 2005

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Matti Hesse

Die falsche Zarentochter: Geburt der Anastasia-Legende

Die falsche Zarentochter: Geburt der Anastasia-Legende WDR Zeitzeichen 17.02.2025 15:21 Min. Verfügbar bis 18.02.2035 WDR 5

War sie eine psychisch kranke Frau oder die jüngste Zarentochter, die das Blutbad an der Zarenfamilie überlebt hat? Am 17.02.1920 beginnt die Anastasia-Legende in Berlin.

Monatelang schweigt die junge Frau, die im Februar 1920 aus dem Berliner Landwehrkanal gerettet wird. Aus dem Krankenhaus wird sie später in eine "Irrenanstalt" verlegt, wie man damals noch sagt. Es entwickelt sich die Legende, dass es sich bei der jungen Frau um die Tochter Anastasia der ermordeten Zarenfamilie Romanow handelt. Im Exil lebende Anhänger des Zaren verehren sie. Anna Manahan, wie sie nach der Eheschließung heißt, ist als Anastasia für viele die Inkarnation der monarchischen, glanzvollen Welt. Bis die Legende sich Jahrzehnte später in Reagenzgläsern buchstäblich auflöst. ***Für dieses Zeitzeichen sprachen wir mit Alexander Waschkau, deutscher Psychologe, Podcaster und Publizist.***


In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg :
  • warum die Anastasia-Legende heutzutage kaum überlebensfähig wäre,
  • wie die vermeintliche Anastasia zum Spielball verschiedener Interessen wird,
  • welchen Nutzen Anastasia aus den Verfilmungen ihrer Geschichte ziehen kann,
  • warum trotz forensischer Gegenbeweise noch so viele Menschen an der Anastasia-Legende hängen.

Im Februar 1920 rettet ein Polizist eine junge Frau aus dem Berliner Landwehrkanal. Bei den folgenden Befragungen zieht sie sich nur die Decke über den Kopf und wird schließlich mit schweren Depressionen in eine Heilanstalt überwiesen. Zu diesem Zeitpunkt kommen Gerüchte auf, laut denen jemand das Massaker der sowjetischen Revolutionäre an der russischen Zarenfamilie überlebt hat. Dann glaubt eine Mitpatientin in der Berliner Heilanstalt in der Unbekannten eine Zarentochter zu erkennen: Eine Legende ist geboren.

64 Jahre lang gibt "Anastasia" sich überzeugt als Zarentochter aus. 1984 stirbt Anna Manahan, wie sie nach der Eheschließung heißt. Am Tag nach ihrem Tod wird ihr Körper eingeäschert und in Bayern beigesetzt. Mitte der 1990er Jahre löst sich die Anastasia-Legende in Reagenzgläsern auf. Bereits in den 1920er Jahren stellt ein Privatdetektiv die Theorie auf, dass es sich bei Fräulein Unbekannt in Wahrheit um eine polnische Arbeiterin namens Franziska Schanzkowski handelt. Mittels DNA-Vergleich mit einem Nachkommen der Familie Schanzkowski zeigt sich schließlich, dass diese Theorie stimmt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Alexander Waschkau, deutscher Psychologe, Podcaster und Publizist
  • Peter Kurth: Anastasia. Die letzte Zarentochter. Das Geheimnis der Anna Anderson. Bergisch Gladbach, 1988.
  • Greg King, Greg; PennyWilson: The Resurrection of the Romanovs. Anastasia, Anna Anderson and the World's Greatest Royal Mystery. New Jersey, 2011
  • Petra Cichos: Ermittlungsakte Zarentochter Anastasia. 2019.

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Der Podcast "HOAXILLA" von unserem Interviewpartner Alexander Waschkau beschäftigt sich mit Modernen Sagen (Urban Legends), Medien, Kultur und Wissenschaft.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autoinr: Daniela Wakonigg
Redaktion: Sefa İnci Suvak

Brutal und erfolgreich wie Dschingis Khan: Timur Lenk

Brutal und erfolgreich wie Dschingis Khan: Timur Lenk WDR Zeitzeichen 16.02.2025 13:08 Min. Verfügbar bis 17.02.2099 WDR 5

Seine Verletzung müsste ein Todesurteil sein, doch Timur Lenk errichtet trotzdem ein Großreich vom Schwarzen Meer bis Indien. Im Februar 1405 stirbt der asiatische Eroberer.

Eroberer, brutaler Tyrann, kunstsinniger Monogolenführer: Timur Lenk ist eine schillernde historische Figur. Außerdem trägt er durch einen Krieg dazu bei, das Oströmische Reich zu retten. Fest steht: Ohne den zentralasiatischen Militärführer Timur Lenk wäre die Geschichte des 14. Jahrhunderts anders verlaufen. *** Für dieses Zeitzeichen sprachen wir mit: Prof. Dr. Robert Kindler, Professor für die Geschichte Osteuropas an der Freien Universität Berlin. ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi:
  • wie Timur Lenk trotz körperlicher Einschränkungen zum gefürchteten Feldherren wird,
  • wie er weniger durch wahre Genialität als durch Cleverness an die Spitze gelangt,
  • welche Rolle Kriegsbeute in der Wirtschaftspolitik des Eroberers spielt,
  • dass Timur Lenk nicht bloß grausamer Herrscher, sondern auch Förderer der Wissenschaft, Kultur und Bildung ist.

Mitte des 14. Jahrhunderts schlagen sich Timur ibn Taraghai Barlas, ein Angehöriger der niederen Adelsschicht, und eine Handvoll seiner Gefolgsleute auf dem Gebiet des heutigen Usbekistans mit Viehdiebstahl und Raubzügen durch. Beim Schafestehlen erleidet der Anführer der kleinen Horde mehrere Verwundungen, die seine Beweglichkeit zeitlebens einschränken. Insgesamt schlechte Aussichten für Timur, den Lahmen, denn das bedeutet der Name Timur Lenk, unter dem er in die Geschichte eingeht.

Aber der junge Mann hat Charisma. Und Ehrgeiz. Timur führt Krieg in allen Himmelsrichtungen. Seine Maxime: Es ist die Pflicht eines jeden Fürsten, in jedes Land einzudringen, wo Tyrannei, Unterdrückung und Ungleichheit herrschen. Timur entscheidet selbst, wo gerade Bedarf besteht. Egal, ob Persien, Irak, am Kaspischen Meer, von der Wolga bis nach Indien: 35 Jahre lang führt er Krieg und dehnt sein Reich immer weiter aus.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Robert Kindler, Professor für die Geschichte Osteuropas an der Freien Universität Berlin.
  • Sir Clements Markham (Hrsg.): Narrative of the Embassy of Ruy Gonzalez De Clavijo to the Court of Timour, at Samarcand, 1403 - 1406. Translated, for the First Time, with Notes, a Preface and an Introductory Life of Timour Beg, London 1859
  • Beatrice Forbes Manz: The Rise and Rule of Tamerlane. Cambridge University Press, Cambridge 1989.

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Autor: Murat Kayi
Redaktion: Carolin Rückl und Matti Hesse

Fahrrad und Feminismus: die irische Pädagogin Sophie Bryant

Fahrrad und Feminismus: die irische Pädagogin Sophie Bryant WDR Zeitzeichen 15.02.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 16.02.2099 WDR 5

Sie war Mathematikerin, Philosophin, irische Patriotin, Suffragette und Bildungs-Pionierin: Sophie Bryant, geboren am 15. Februar 1850 in Sandymount, südlich von Dublin.

Sophie Bryant interessiert sich für irische Politik, schreibt Bücher über irische Geschichte und altes irisches Recht. Sie unterstützt das Frauenwahlrecht, befürwortet jedoch die Verschiebung, bis die Frauen besser ausgebildet sind. Sie ist sportlich und besteigt zweimal das Matterhorn. 1922 stirbt sie während eines Wanderurlaubs. Ihre Leiche wird am 28. August 1922 gefunden - einige Tage nachdem sie von einer Wanderung nicht in ihre Unterkunft zurückgekehrt ist. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Marlena Tronicke, Literaturwissenschaftlerin an der Universität zu Köln ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
  • welche lobenden Worte der berühmte Schriftsteller George Bernard Shaw über seine Jugendfreundin Sophie findet,
  • mit welchem Hobby Sophie Bryant hoch hinausgeht,
  • wie Irland zum Brotkorb und Schlachthof des britischen Weltreichs wird,
  • warum im Schatten des Mont Blanc ein keltisches Steinkreuz steht - und was das Kreuz mit Sophie Bryant zu tun hat.

Sophie Bryant setzt sich ihr ganzes Leben lang für die Bildung von Mädchen ein. Mit Leib und Seele ist sie Ende des 19. Jahrhunderts Lehrerin, unterrichtet in London Mathematik an der North London Collegiate School for Girls - Englands erster Schule für Mädchen. Sie begeistert ihre Schülerinnen so sehr für das Fach, dass einige von ihnen am ersten Frauencollege der Universität Cambridge Mathe studieren und erfolgreich abschließen.

Sophie Bryant schreibt Fachbücher und veröffentlicht Artikel zu verschiedenen Themen: Philosophie, Mathematik, irische Geschichte, Pädagogik. In Fachkreisen gilt sie als DIE Bildungsexpertin. In vielerei Hinsicht ist sie Pionierin. Als erste Frau erhält sie im Vereinigten Königreich den Titel Doktor of Science. Ebenfalls als erste Frau wird sie in den Senat der London University gewählt.

Ende August 1922 finden Wanderer die Leiche der 72-jährigen Sophie Bryant im Tal von Chamonix. Die Pädagogin ist unter ungeklärten Umständen auf einer Wanderung gestorben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Marlena Tronicke, Literaturwissenschaftlerin an der Universität zu Köln.
  • Èamonn Ó Ciardha, Historiker und Literaturwissenschaftler, Ulster University in Derry/ Londonderry, Nordirland. Zur Zeit Gastprofessor an der Universität Saarbrücken.
  • Sophie Bryant: Celtic Ireland. London 1889. Hansebooks Nachdruck 2017
  • Sophie Bryant: The Teaching of morality in the family and the school. Swan Sonnenschein & Co. London 1897. Nachdruck 2017
  • Sophie Bryant: The Genius of the Gael. a study in Celtic psychology and its manifestations. London 1913
  • Sophie Bryant: Liberty, Order & Law. A Study in the Book of the Ancient Laws of Ireland. London. 1923
  • North London Collegiate School (Hg.): Sophie Bryant, Doctor of Science, Doctor of Letters 1850-1922. Memorial Volume. London 1922

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Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Claudia Friedrich

Liebe und Legende: Die Geschichte des Valentinstages

Liebe und Legende: Die Geschichte des Valentinstages WDR Zeitzeichen 14.02.2025 14:35 Min. Verfügbar bis 15.02.2099 WDR 5

Am 14. Februar wird der Valentinstag gefeiert. Aber welchen der sieben heiligen Valentins feiern wir eigentlich? Und was haben diese mit der Christenverfolgung zu tun?

Am Valentinstag wird die Liebe gefeiert. Blumen, Pralinen und Herzen allen Variationen bescheren dem Einzelhandel satte Umsätze. Dass der Valentinstag auf den 14. Februar fällt, hat vermutlich nichts mit dem Hinrichtungstag des Heiligen Valentin zu tun. Vielmehr diente sein Gedenktag dazu, eine Lücke im kirchlichen Kalender zu füllen, nachdem die Kirche das Weihnachtsfest verschoben hatte. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Dr. David Kästle-Lampartner (Rechtshistoriker) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Tiemann:
  • dass Valentinus eigentlich "der Gesunde" oder "der Starke" bedeutet und nichts mit Liebe zu tun hat,
  • welche Wunder der Bischof Valentin vollbracht haben soll,
  • warum der Gedenktag des Heiligen Valentin 1969 beinahe aus dem katholischen Heiligenkalender gestrichen worden wäre.

Der Valentinstag geht vermutlich auf den Bischof Valentin zurück, der im dritten Jahrhundert lebte. Dieser wurde eher zufällig zum Schutzpatron der Liebenden. Der Schriftsteller Geoffrey Chaucer lässt 1382 in seinem Gedicht "Das Parlament der Vögel" den Erzähler den Vögeln zuhören, die über die richtige Partnerwahl diskutieren – am "Saint Valentines Day". Dies dient im Gedicht wohl nur der Datierung des Tages.

Ungefähr zu dieser Zeit gibt es erste Belege dafür, dass sich Verliebte am 14. Februar Briefe oder kleine Geschenke schickten. Kaum Beweise gibt es hingegen dafür, dass schon der antike Valentin Trostsuchende mit Blumen beschenkte und in Partnerschaftskrisen half. Das sind eher moderne, zum Teil erst vor wenigen Jahren erfundene Ableitungen heutiger Bräuche.

Das sind unsere Interviewpartner:
  • Dr. David Kästle-Lampartner, Rechtshistoriker
  • Professor Manfred Becker-Huberti, Kirchengeschichtler
  • Pfarrer Joachim Schäfer, Herausgeber von Heiligenlexikon.de

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Autor: Christoph Tiemann
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Moritz Raestrup

"Black Sabbath": Das Album, das den Heavy Metal erschuf

"Black Sabbath": Das Album, das den Heavy Metal erschuf WDR Zeitzeichen 13.02.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 14.02.2099 WDR 5

Die britische Rockband "Black Sabbath" gilt mit ihrem gleichnamigen Debütalbum als Wegbereiterin für das Genre Heavy Metal. Die Platte erscheint am 13. Februar 1970.

"Lauter, härter, schneller" - das Heavy-Metal-Motto befeuert bis heute den Wettbewerb unter Musikerinnen und Musikern – ähnlich wie bestimmte Literatur der Klassik weiterhin stilprägend ist. Den Grundstein dafür hat "Black Sabbath" gelegt. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dietmar Elflein (Musikwissenschaftler an der TU Braunschweig) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Simon Schomäcker:
  • was Trashfilme mit der Band "Black Sabbath" zu tun haben,
  • wie ein satanisches Symbol auf das Cover des Debütalbums kommt,
  • welchen schmerzhaften Ursprung der wuchtige Gitarrensound der Band hat,
  • was "Black Sabbath" von "Led Zeppelin" und "Deep Purple" unterscheidet,
  • wann sich "Heavy Metal" offiziell als Genrebezeichnung durchsetzt.

Mit Tony Iommi an der Gitarre, Geezer Butler am Bass und Bill Ward am Schlagzeug gründet der 19-jährige Sänger Ozzy Osbourne 1968 die Blues-Band "Earth". Dann orientieren sich die Jungs musikalisch um und ändern den Bandnamen: Schon auf dem Debütalbum von "Black Sabbath" sind musikalische Besonderheiten zu hören, die später stilprägend für Heavy Metal werden sollen.

Mehreren Stücken, auch dem Titelsong, fehlt die klassische Struktur mit Strophe, Refrain und Bridge. Stattdessen gibt es häufige Takt- und Rhythmuswechsel. Dazu kommen Anleihen an klassische Musik. Damit inspiriert "Black Sabbath" ungezählte Bands wie Metallica und Megadeth.

Obwohl fast alle großen Metal-Bands "Black Sabbath" als eines ihrer Vorbilder nennen: Die britische Band, die sich 2017 offiziell auflöst, spielt in ihrer Urbesetzung nie auf dem "Wacken Open Air"-Festival - dem norddeutschen Treffpunkt der internationalen Metal-Szene.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dietmar Elflein (Musikwissenschaftler an der TU Braunschweig)
  • Thomas Jensen (Gründer des "Wacken Open Air"-Festival)

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Autor: Simon Schomäcker
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins

Als Charlie Brown seinen Vater verlor (am 12.02.2000)

Als Charlie Brown seinen Vater verlor (am 12.02.2000) WDR Zeitzeichen 12.02.2025 14:50 Min. Verfügbar bis 13.02.2099 WDR 5

Seine Peanuts-Comics machten Charles M. Schulz weltberühmt. Wie viel von ihm steckte in der präzisen Mischung aus Humor und menschlicher Tragik?

Charles Schulz ist 27 Jahre alt, als 1950 sein erster Peanuts-Comic in sieben Zeitungen erscheint. Schulz ahnt nicht, dass ihn die Geschichten von Charly Brown und seinen Freunden zum Multi-Millionär machen werden. Die Weisheiten der Figuren sind universell. So ist Linus und seine Faszination für den großen Kürbis eine Metapher für die Erfüllung und gleichzeitig für die Unerfüllbarkeit all dessen, was wir uns im Leben überhaupt wünschen können. *** Unsere wichtigste Quelle für dieses Zeitzeichen: David Michaelis: Schulz and Peanuts - A Biography. ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Uwe Schulz:
  • warum Peanuts-Zeichner Charles M. Schulz oft mit halbfertiger Frisur aus dem Friseurladen läuft,
  • wie der kleine Charles zum Spitznamen "Sparky" kommt,
  • wer als Vorlage für "das kleine rothaarige Mädchen" dient,
  • welches Ereignis der Schulz-Biograf David Michaelis als Schlüsselmoment in Schulz' Leben ansieht,
  • welche allgemeingültigen Weisheiten in den Peanuts stecken, dass sie in rund 2.600 Zeitungen in 75 Staaten und über 20 Sprachen veröffentlicht sind.

"Ich mag sie alle, weil in jeder ein bisschen von mir steckt. Der sarkastische Teil von mir gehört Lucy, der Wischiwaschi-Teil gehört Charlie Brown – und der Träumer gehört natürlich Snoopy", das erklärt Charles M. Schulz auf die Frage, welche seiner Peanuts-Figuren er am liebsten mag.

Er selbst bleibt auch als erfolgreicher Comic-Zeichner und Millionär noch voller Angst und Zweifel. So sind die kleinen Figuren mit den großen Köpfen für den gläubigen Schulz auch ein Versuch, den Sinn des Lebens zu erfassen. Sie sind gemein, niederträchtig, gehässig, aber auch voller Liebe und Fürsorge füreinander. Sie sind das Leben.

Das neue Jahrtausend und den Social-Media-Hype erleben Charly Brown, Lucy & Co nicht mehr. Charles M. Schulz hatte vor seinem Tod am 12. Februar 2000 vertraglich festgelegt, dass kein anderer seine Geschichten weiterzeichnen darf.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Joachim Kalka: Peanuts, 2017
  • David Michaelis: Schulz and Peanuts – A Biography, 2008

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Autor: Uwe Schulz
Redaktion: Frank Zirpins

Befreite Frauenbeine: Mary Quant "erfindet" den Minirock

Befreite Frauenbeine: Mary Quant "erfindet" den Minirock WDR Zeitzeichen 11.02.2025 14:46 Min. Verfügbar bis 12.02.2099 WDR 5

Ihre Mode sollte unkompliziert und sexy sein. Mit ihrem Minirock prägte Mary Quant (geboren am 11.02.1930) die Modewelt.

Mary Quant hat eine entscheidende Rolle bei der Erfindung des Minirocks. Was macht die Britin aus? Und was ist am Minirock so besonders? Ist er ein Zeichen der Emanzipation oder steht er für die Sexualisierung der Frau? *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Heather Tilbury-Philipps (Marketing-Leiterin und Freundin von Mary Quant) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Amy Zayed:
  • mit wem die Modedesignerin Mary Quant 1955 ihren Laden in London eröffnet,
  • was sie über die Erfindung des Minirocks und ihren Anteil daran sagt,
  • warum Promis wie Brigitte Bardot und Prinzessin Margaret nachts um eins in Quants Laden einkaufen,
  • was die britische Vogue mit dem Durchbruch des Minirocks zu tun hat,
  • was die so unterschiedlichen Kleidungsstücke Minirock und Hijab gemeinsam haben.

Ihre Mode ist schrill und provokativ: Die Modedesignerin Mary Quant reagiert auf die Aufbruchstimmung in den 1960er-Jahren. Frauen wollen Emanzipation. Sie wollen sexy, selbstbestimmt und frei sein - und der Minirock ist das perfekte Symbol. Das passt nicht allen: Der Vatikan bezeichnet ihn als unzüchtiges Garderobenteil und ältere Leute klopfen gegen Mary Quants Schaufenster.

Mary Quant ist eine Trendsetterin. Sie bringt auch den Hosenanzug und die Hotpants in die Damenkleiderschränke. Sie experimentiert mit Textilien, macht Plastikkrägen, PVC-Mäntel und - als Friedenszeichen - Plastikmargariten. Von der Bettwäsche über Kosmetik bis über Sofabezüge: Quant probiert sich an allem aus.

2019 richtet das Londoner Victoria & Albert Museum eine Ausstellung zu Ehren der mittlerweile von Königin Elizabeth II. geehrten Mary Quant aus. Am 13. April 2023 stirbt sie mit 93 Jahren.

Hinweis: Wir haben das Zeitzeichen um eine ausführliche Erläuterung zur emotional aufgeladenen Debatte um das Kopftuch gegenüber der früheren Version ergänzt.
Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen und Quelle:
  • Heather Tilbury-Philipps (Marketing-Leiterin und Freundin von Mary Quant)
  • Heidi Taher (Modeberaterin und Hijab-Trägerin)
  • Bianca Lang, Tina Schraml, Lena Elster: Der Minirock. Die Revolution - Die Macher - Die Ikonen, 2009

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Autorin: Amy Zayed
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Thomas Bleul

Oxford versinkt in blutigen Krawallen: War das Bier schuld?

Oxford versinkt in blutigen Krawallen: War das Bier schuld? WDR Zeitzeichen 10.02.2025 14:00 Min. Verfügbar bis 11.02.2099 WDR 5

Es beginnt am 10.2.1355 mit einem Streit in einem Pub um verwässertes Bier, am Ende sterben in Oxford viele Menschen. Ursache: ein Konflikt zwischen Studenten und Bürgern.

"Wir haben es so leid, dass diese Studenten denken, sie könnten sich alles erlauben!" Mit Fäusten, Pfeilen und Skalpellen machen Stadtbewohner und Bauern in Oxford ihrem Unmut Luft. Mit gravierenden Folgen: Viele Studenten überleben die Angriffe nicht. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Hannah Skoda, Professorin an der Universität Oxford für Mittelalterliche Geschichte ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Nik Berger:
  • wie gewalttätig und unkontrollierbar einige Oxford-Studenten im Mittelalter sind,
  • über die ungleiche Bestrafung von Studenten und anderen Stadtbewohnern für gleiche Vergehen,
  • warum der englische König persönlich zur Streitschlichtung anreist,
  • wann im 20. Jahrhundert auch die letzte der nach den Unruhen verhängten Strafen aufgehoben wird.

Das mittelalterliche Oxford ist gespalten: Auf der einen Seite die Bürger. Und auf der anderen die privilegierten Studenten, die sich aufgrund ihrer Immunität mehr leisten können als die übrigen Einwohner. Immerhin verdienen die Bürger gut an den Studenten. Die allerdings fühlen sich wegen der Preise für Wein und Bier über den Tisch gezogen.

Am 10. Februar 1355 eskaliert der Streit: Aus einer abendlichen Prügelei in einem Pub wird ein dreitägiges Hauen und Stechen. Am Ende sind zwischen 60 und 90 Menschen tot, die meisten von ihnen Studenten. Der englische König verdonnert die Stadt zu Strafzahlungen und öffentlicher Buße: An jedem Jahrestag des Massakers muss der Bürgermeister fortan mit 60 Bürgern an einem Gottesdienst in der Universitätskirche teilnehmen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Hannah Skoda, Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Oxford
  • Dr. Klaus-Peter Schroeder, Professor an der Uni Heidelberg für Geschichtliche Rechtswissenschaft
  • C. H. Lawrence: The University in State and Church. In: J. I. Catto (Hrsg.): The history of the University of Oxford. Vol. 1: The early Oxford schools. Oxford 1984. S. 97-151.
  • Henry Maxwell Lyte: A History of the University of Oxford from the Earliest Times to the Year 1530. London 1886.
  • Klaus-Peter Schroeder: "Tod den Scholaren!" – Studentische Kriege, Revolten, Exzesse und Tumulte an der Heidelberger Universität von den Anfängen bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts. Heidelberg 2016.

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Nik Berger
Redaktion: Matti Hesse

Johann C. Godeffroy: Gründer völkerkundlicher Museen

Johann C. Godeffroy: Gründer völkerkundlicher Museen WDR Zeitzeichen 09.02.2025 14:48 Min. Verfügbar bis 10.02.2099 WDR 5

Der reiche Reeder und "Südseekönig" verschiffte exotische Tiere, menschliche Schädel oder Waffen nach Hamburg. Am 9. Februar 1885 starb Johann Cesar Godeffroy ebenda.

Es ist eine Mischung aus wissenschaftlicher Forschung und grausamem Kolonialismus: Johann Cesar Godeffroy schickt Amalie Dietrich auf die Forschungreise. Sie entdeckt Pflanzen, Vögel, Reptilien, Meerestiere und Insekten – zum Teil als erste Europäerin. Als Godeffroy um menschliche Knochen bittet, schickt sie ganze Skelette von Eingeborenen, die bei einem Massaker weißer Siedler getötet wurden. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Birgit Scheps-Bretschneider, Grassi-Museum für Völkerkunde Leipzig ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Marco Rösseler:
  • über die Exponate des ersten ethnologischen Naturkundemuseums in Deutschland,
  • was den Reeder Godeffroy mit dem Arzt Rudolf Virchow verbindet,
  • über einen mysteriösen Schädel, der 2019 plötzlich in Freiburg auftaucht und möglicherweise aus der Sammlung Godeffroy stammt.

Im 19. Jahrhundert gehören der Familie Godeffroy in Hamburg zahlreiche Hochsee-Segler, mit denen sie nicht nur Handel treiben, sondern auch Passagiere ans andere Ende der Welt bringen. Der schillerndste Spross der Familie ist Johann Cesar VI. Schon die Zeitgenossen nennen ihn voller Bewunderung "Südseekönig" oder "Fürst der Südsee". Denn er baut das Handelsnetz seiner Familie im Südpazifik zu einem Imperium aus.

Sein Interesse geht weit über den Handel mit Sandelholz, Kokosöl, Kaffee und Baumwolle hinaus: Johann Cesar Godeffroy beteiligt sich am Sklavenhandel und lässt sich Pflanzen, Tiere, Alltagsgegenstände der Einheimischen und sogar menschliche Knochen mitbringen. Mit Präparaten, die er für sein Museum nicht brauchen kann, treibt Godeffroy einen schwunghaften Handel. Denn im 19. Jahrhundert sind exotische Objekte aus der Südsee heiß begehrt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Marco Rösseler
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Sarah Fitzek

Blaue Pferde, neue Kunst: Franz Marc (geb. am 8.2.1880)

Blaue Pferde, neue Kunst: Franz Marc (geb. am 8.2.1880) WDR Zeitzeichen 08.02.2025 13:45 Min. Verfügbar bis 09.02.2099 WDR 5

Der Expressionist Franz Marc hat die Kunst revolutioniert, ein kompliziertes Liebesleben geführt - und ein frühes Ende im Ersten Weltkrieg gefunden, mit 36 Jahren...

Franz Marc gehört zu den beliebtesten Malern des Expressionismus. Viel zu früh stirbt er auf einem Schlachtfeld im Ersten Weltkrieg. Was bleibt sind seine nachdenklichen blauen Pferde, seine heiteren gelben Kühe und die überirdisch schönen roten Rehe. Eine Revolution der Kunst. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Jessica Keilholz-Busch, Direktorin Franz Marc Museum ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Anke Rebbert:
  • was Franz Marc mit seinen bunten Tieren ausdrücken will,
  • warum Marc und Kandinsky wie Topf und Deckel passen,
  • wie der Name "Blauer Reiter" zu Stande kommt,
  • warum Marc mit einer gewissen Euphorie in den Krieg zieht und wie schnell diese verfliegt.

Der Mann, der die Kunst des 20. Jahrhunderts prägt, kommt am 8. Februar 1880 als Franz Moritz Wilhelm Marc in München zur Welt. Noch mit 20 ist er unentschlossen, ob er lieber Pfarrer, Lehrer oder doch Künstler wie sein Vater werden will. Er entscheidet sich letztlich für die Malerei.

Gemeinsam mit seinem Freund Wassily Kandinsky gründet Marc 1911 den "Blauen Reiter". Die Künstlergruppe will Gegenpol sein zur konservativen Kunstauffassung, wählt kräftige Farben und orientiert sich nicht länger an der Natur. Vor allem Marcs blaue Pferde werden weltberühmt.

Im August 1914 tauscht der Künstler Pinsel gegen Gewehr und zieht in den Krieg. Ein letzter Erkundungsritt endet tödlich: Franz Marc, der fest daran glaubte, seine besten Bilder erst mit 40 oder 50 zu malen, wird von Granatsplittern getroffen und stirbt mit nur 36 Jahren.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Jessica Keilholz-Busch, Direktorin Franz Marc Museum
  • Annegret Hoberg und Mario von Lüttichau, Kunsthistoriker
  • Franz und Maria Marc: Ich will Dich an der Hand führen, um Dir die Wunder der Welt zu zeigen. Briefe, 2018
  • Dr. Volker Adolphs und Annegret Hoberg: August Macke und Franz Marc - Eine Künstlerfreundschaft (2014)

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Anke Rebbert
Redaktion: David Rother

Im Namen der "Ehre": Der Mord an Hatun Sürücü

Im Namen der "Ehre": Der Mord an Hatun Sürücü WDR Zeitzeichen 07.02.2025 14:40 Min. Verfügbar bis 08.02.2099 WDR 5

Weil sie selbstbestimmt leben wollte, wurde Hatun Sürücü am 7.2.2005 von ihrem Bruder erschossen. Der "Ehrenmord" prägt die Debatte um Gewalt an Frauen und Migration bis heute.

Am 7. Februar 2005 wird Hatun Aynur Sürücü auf offener Straße in Berlin mit drei Kopfschüssen von ihrem eigenen Bruder hingerichtet. Sie ist 23 Jahre alt und Mutter eines fünfjährigen Sohnes. Dieser "Ehrenmord" löst eine Debatte über Zwangsehen und Werte in muslimischen Familien aus. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Seyran Ateş, Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • von den letzten Minuten im Leben Hatun Sürücüs,
  • wie Hatuns Hilferufe bei Polizei und Jugendamt verhallen,
  • warum der Begriff "Ehrenmord" eigentlich irreführend ist,
  • dass Gewalt im Namen der Ehre nicht nur Frauen betrifft.

Hatun Aynur Sürücü ist eine junge Frau, die selbstbewusst über ihr Leben bestimmen will und nach einer erzwungenen Heirat mit den Moralvorstellungen ihrer Familie bricht. Sie sucht sich und ihrem kleinen Sohn eine eigene Wohnung, macht eine Lehre, geht aus und lernt neue Freunde kennen.

Diesen Drang nach Freiheit bezahlt die Deutsch-Kurdin mit ihrem Leben: Am 7. Februar 2005 wird Aynur mitten in Berlin von ihrem Bruder auf offener Straße erschossen. Die Tat ist Deutschlands bekanntester "Ehrenmord" und stößt eine Debatte über Parallelgesellschaften an.

Die beiden mitverdächtigen älteren Brüder setzen sich in die Türkei ab, wo sie 2015 wegen Anstiftung zum Mord angeklagt, letztlich aber freigesprochen, werden. Von Reue oder Einsicht ist bei Aynurs Familie auch Jahre später nichts zu spüren. Auf die Frage, ob er für seine Schwester bete, antwortet ihr ältester Bruder kalt: "Natürlich bete ich für sie. Dass Allah ihr vergibt."

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Seyran Ateş, Berliner Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin
  • Esma Çakir-Ceylan, Fachanwältin für Strafrecht
  • Jan Ilhan Kizilhan, Psychologe; Professor für transkulturelle Gesundheitsforschung, Stuttgart
  • Esma Çakir-Ceylan: Gewalt im Namen der Ehre. Eine Untersuchung über Gewalttaten in Deutschland und der Türkei, 2011
  • Jan Ilhan Kizilhan: Gewalt im Namen der Ehre. Die Psychologie hinter Ehre, Sexualität, Religion und Terror, 2024
  • Matthias Deiß und Jo Goll: Ehrenmord. Ein deutsches Schicksal, 2011

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Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Carolin Rückl / Sefa Inci Suvak
Technik: Sascha Schiemann

"Lex Heinze": wie ein Kriminalfall zum Kulturkampf führte

"Lex Heinze": wie ein Kriminalfall zum Kulturkampf führte WDR Zeitzeichen 06.02.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 07.02.2099 WDR 5

Ein spektakulärer Mordprozess führt dazu, dass der Reichstag am 6.2.1900 die "Lex Heinze" beschließt: ein Gesetz gegen "unsittliche" Darstellungen in Kunst und Literatur.

Ein brutales Verbrechen, verübt von Hermann Heinze und seiner Frau, führt im deutschen Kaiserreich zu einem höchst umstrittenen Gesetz. Die "Lex Heinze" soll dafür sorgen, dass Zuhälter strafrechtlich belangt werden - schränkt dabei aber auch die Kunstfreiheit ein. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Michael Scheffel, Literaturwissenschaftler ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Mau:
  • was für unsittliche Details der Prozess gegen das Ehepaar Heinze zu Tage fördert,
  • von der extrem prüden Gesellschaft im Deutschen Kaiserreich,
  • wie sich Künstler, Prominente und die SPD gegen die Lex Heinze auflehnen,
  • zu welcher Strafe das Ehepaar letztlich verurteilt wird.

Es ist einer der spektakulärsten Prozesse des Deutschen Kaiserreiches. Mehr als 500 Schaulustige drängen sich im Dezember 1891 vor dem Eingang des Strafgerichts in Berlin-Moabit. Sie alle wollen den Prozess gegen den Zuhälter Hermann Heinze und seine Frau Anna, eine Prostituierte, miterleben. Sie sind angeklagt, einen Nachtwächter getötet zu haben.

Aber nicht dieses Verbrechen steht im Mittelpunkt des Interesses, sondern vor allem die Frage, wie man mit der Prostitution in den rasant wachsenden Städten umgehen soll. Das Ehepaar Heinze wird damit ungewollt zum Namenspaten eines Reichsgesetzes, das - acht Jahre später - die Zuhälterei, aber auch die öffentliche Zurschaustellung unsittlicher Bilder und Handlungen unter Strafe stellt: die Lex Heinze.

Die Verabschiedung des Gesetzes am 6. Februar 1900 löst eine Protestwelle aus - am Ende tritt eine Kompromissfassung in Kraft.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Michael Scheffel, Literaturwissenschaftler
  • Christiane Henke, Rechtshistorikerin
  • Otto Falckenberg: Das Buch von der Lex Heinze (1900)
  • Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1; S. 72-77: Das Ehepaar Heinze wegen Ermordung des Nachtwächters Braun vor den Geschworenen

Weiterführender Link:
Stichtag: 4. Mai 1910 - Abkommen gegen Mädchenhandel wird geschlossen

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Autor: Thomas Mau
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa İnci Suvak

Wie ein Reifen die Welt verändert: John Dunlop (geb. 5.2.1840)

Wie ein Reifen die Welt verändert: John Dunlop (geb. 5.2.1840) WDR Zeitzeichen 05.02.2025 14:41 Min. Verfügbar bis 06.02.2099 WDR 5

In Belfast ist er Tierarzt und passionierter Tüftler. Für seinen kleinen Sohn erfindet John Dunlop das Rad praktisch neu - und ändert damit den Lauf der Welt.

Der Luftreifen von John Dunlop hat die Geschichte des Automobils zur Erfolgsgeschichte gemacht. Er selbst erlebt den Aufstieg des Automobils vor seinem Tod 1921 noch mit und genießt seinen Ruhm. Doch seine Erfindung schadet auch - damals wie heute. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem auch mit: Bernhard Wörrle (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Museum München) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
  • was John Dunlops zehnjähriger Sohn mit der Erfindung des Luftreifens zu tun hat,
  • wer diese Erfindung eigentlich 40 Jahre zuvor schon gemacht hat,
  • woher der wichtigste Rohstoff für den Reifenboom Anfang des 20. Jahrhunderts kommt,
  • welche ökologischen und sozialen Folgen die Reifenproduktion bis heute hat.

Von Zeitgenossen wird John Dunlop als sympathischer und sozialer Mensch beschrieben. Aus der rasch expandierenden Reifenfirma mit seinem Namen steigt er schon bald wieder aus. "Ich brauchte eigentlich kein Geld", schreibt er in seinen Erinnerungen.

Ob er damals auch die Gräueltaten dort wahnimmt, wo der Grundstoff seiner Reifen herkommt, ist nicht bekannt. Die Erfolgsgeschichte, die von ihm und dem Segen seiner Erfindung für die Menschheit seit über 100 Jahren erzählt wird, ist jedenfalls nur die halbe Geschichte.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Bernhard Wörrle, Leitung Museumsmanagement, Deutsches Museum München
  • Thilo Hofmann (Umweltwissenschaftler an der Universität Wien)
  • Boniface Mabanza (Entwicklungsexperte der KASA in Heidelberg)

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Autor: Thomas Pfaff
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins

Tod vor der Premiere der Broadway-Revolution: Jonathan Larson

Tod vor der Premiere der Broadway-Revolution: Jonathan Larson WDR Zeitzeichen 04.02.2025 14:46 Min. Verfügbar bis 05.02.2099 WDR 5

Jonathan Larson (geboren am 4.2.1960) will das Musicaltheater revolutionieren. Nach vielen Fehlschlägen ist er nah dran. Doch er stirbt 24 Stunden vor der Premiere seines Mega-Erfolgs "Rent".

"Der alte Spruch 'Zum Sterben zu viel, aber zum Leben zu wenig', der ist absolut wahr. Ich bin der Beweis dafür." Der Musical-Komponist Jonathan Larson jobbt zwei Tage pro Woche, um sich die Arbeit an seinen Projekten finanzieren zu können. Sein Einsatz lohnt sich: Im Januar 1996 ist der Triumph für ihn endlich zum Greifen nah. Doch genießen kann er ihn nicht mehr. 2021 bringt Andrew Garfield Jonathan Larsons Leben auf die Kinoleinwand. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Gil Mehmert (Regisseur) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Fischer:
  • wie Jonathan Larson aufwächst und zur Musik kommt,
  • mit welchem selbstbewussten Spruch er sich auf Partys vorstellt,
  • was George Orwells Roman "1984" mit Larsons Musical "Superbia" zu tun hat,
  • warum er mit dem Titel "One Song Glory" eigentlich sein Testament schreibt,
  • unter welchen tragischen Umständen der Komponist stirbt.

Der 30. Geburtstag löst bei Jonathan Larson nur Frust aus. Seit Jahren läuft er mit seinen Kompositionen gegen Wände. Knapp sechs Jahre später, im Januar 1996, feiert das Werk Premiere, von dem er so lange geträumt hat: "Rent", ein Musical, das den Broadway erschüttert. Es verbindet existenzielle Probleme wie Aids, Gentrifizierung und Armut mit mitreißender Lebensfreude.

Jonathan Larson gewinnt posthum den Pulitzer-Preis und bei den Tonys, den Oscars der Musical-Branche, erhält er die Auszeichnung für das beste Musical, das beste Buch und die beste Musik.

Auch das autobiografische Vorgängerwerk "Tick, Tick ... Boom!“ wird wiederentdeckt und 2021 schließlich mit Andrew Garfield als Jonathan Larson verfilmt. Für die Hauptrolle bekommt Garfield eine Oscar-Nominierung.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Gil Mehmert (Regisseur)
  • Michael Riedel: Singular Sensation. New York 2020
  • Anthony Rapp: Without you. New York 2006

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Jana Fischer
Redaktion: David Rother

Henry Moule und die Erfindung der Trockentoilette

Henry Moule und die Erfindung der Trockentoilette WDR Zeitzeichen 03.02.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 04.02.2099 WDR 5

Die geniale Erfindung des englischen Pfarrers Henry Moule (gestorben am 3.2.1880) hat gegen das Wasserklosett verloren. Doch das könnte sich in Zukunft ändern.

Ende des 19.Jahrhunderts ist die Abwasserentsorgung eine unappetitliche und äußerst ungesunde Angelegenheit. Sämtliche Exkremente wandern ungeklärt in Flüsse und Sickergruben. Beste Voraussetzungen für die Verbreitung gefährlicher Krankheiten. Der englische Pfarrer Henry Moule erfindet dagegen die Trockentoilette: Einen Stuhl mit einem Loch in der Sitzfläche, darunter ein Eimer und mit Streu, Asche oder Sägespänen. Dieses Konstrukt macht es möglich, menschlichem Kot und Urin etwas Wertvolles abzugewinnen. *** Für dieses Zeitzeichen sprachen wir unter anderem mit Ariane Krause, Leibniz-Institut, Brandenburg ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:
  • wie Trockentoiletten unabhängiger von Importen eines Lebens-Grundstoffs machen können,
  • wodurch es in London 1858 zum "Großen Gestank" kommt,
  • warum Henry Moule und Justus von Liebig Wasserklosetts als pure Verschwendung ansehen,
  • welcher Schatz sich in menschlichen Exkrementen verbirgt.

Mitte des 19. Jahrhunderts erlebt der Pfarrer Henry Moule im Städtchen Fordington im Süden Englands hautnah die Schrecken zweier Choleraepidemien. Henry Moule glaubt, wie viele andere, die Krankheit komme mit dem Gestank aus den Senkgruben und Flüssen, in die zu dieser Zeit das Abwasser eingeleitet, aus denen aber auch das Trinkwasser entnommen wird. Diesem Gestank, der vor allem in warmen und regenarmen Sommern auftritt, wird nachgesagt, dass er krank mache.

Eine falsche Theorie, aber Pfarrer Moules Konsequenz ist dennoch richtig. Er erfindet eine Toilette, die nicht stinkt. Aus heutiger Sicht viel wichtiger ist, dass diese Toilette kein Wasser braucht und damit auch kein Abwasser produziert. Damals hat es zur Folge, dass in Fordington nicht mehr so viele Fäkalien ins Trinkwasser gelangen und die Cholera kein Thema mehr ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ariane Krause, Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau, Großbeeren, Brandenburg
  • Katharina Prost, Agraringenieurin, ClimEtsan-OnTheGround, Bonn
  • Daniel Schäfer, Medizinhistoriker, Uni Köln
  • Andrea Vetter: "Die Komposttoilette", In: Konviviale Technik, Transcript 2023

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Autorin: Irene Geuer
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse
Technik: Petra Laubach

Wie eine Hundeschlittenstaffel eine ganze Stadt rettete

Wie eine Hundeschlittenstaffel eine ganze Stadt rettete WDR Zeitzeichen 02.02.2025 14:50 Min. Verfügbar bis 03.02.2099 WDR 5

Als eine tödliche Diphtherie-Epidemie 1925 die Stadt Nome in Alaska bedroht, startet eine riskante und wagemutige Rettungsaktion mit einer Hundeschlittenstaffel.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Goldgräberstadt Nome in Alaska mehr als die Hälfte des Jahres am nördlichen Polarkreis durch Eis und Schnee von der Außenwelt abgeschnitten. Als Anfang 1925 die Diphterie ausbricht, eilen Freiwillige zu Hilfe: Über 1.000 Kilometer durch Eis und Schnee wird das überlebenswichtige Antitoxin auf Hundeschlitten nach Nome gebracht. ***Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit: Anja Fein Radano, Huskyzüchterin und mehrfache Iditarod-Teilnehmerin ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Magdanz:
  • warum die abgelegene Stadt Nome in Alaska im Februar 1925 dringend Diphtherie-Impfstoff benötigt,
  • wie die ganze Welt den "Serum Run" verfolgt,
  • wie eine Herde Karibus beinahe den Transport des Diphtherie-Impfstoffes beendet,
  • welche Rolle die Tirschutzorganisation PETA inzwischen bei Hundeschlittenrennen spielt.

Ende Januar 1925 setzt Dr. Curtis Welch, der einzige Arzt der Goldgräberstadt Nome an der Westküste Alaskas, ein verzweifeltes Telegramm ab. Seit Dezember hat er mehrere Kleinkinder an die Diphtherie verloren. Das wenige Antitoxin im Bestand des Arztes ist abgelaufen. Nun befürchtet er einen verheerenden Ausbruch.

Eine riskante Rettungsaktion beginnt, bei der viele Menschenleben auf dem Spiel stehen. Freiwillige organisieren einen Staffellauf mit 20 Hundeschlittengespannen und 150 Hunden. Am 2. Februar 1925 erreicht Gunnar Kaasen mit seinem Leithund Balto und seinen zwölf anderen Hunden als letztes Gespann Nome. Nach fünfeinhalb Tagen auf dem Trail ist das Serum gefroren, aber keine einzige Phiole gebrochen. Um 11 Uhr ist alles aufgetaut und kann den ersten Patienten verabreicht werden. So wird die Epidemie doch noch abgewendet.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Anja Fein Radano, Huskyzüchterin und mehrfache Iditarod-Teilnehmerin
  • Sebastian Schnülle, Rennrichter und ehemaliger Teilnehmer beim Iditarod-Rennen
  • Helen Hegener, Buchautorin und Verlegerin von Büchern über Alaskas Geschichte

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Autorin: Jana Magdanz
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Christina Gabriel

Bernard Altum: der Vogelkundler und sein Lebenswerk

Bernard Altum: der Vogelkundler und sein Lebenswerk WDR Zeitzeichen 01.02.2025 13:48 Min. Verfügbar bis 02.02.2099 WDR 5

Er verbindet zeitlebens Glauben und Naturwissenschaft: Bernard Altum aus Münster. Am 1.2.1900 stirbt der Priester und passionierte Vogelkundler im Alter von 75 Jahren.

Bernard Altum wächst als Sohn eines Schuhmachers in ärmlichen Verhältnissen auf. In der Schule ist er ein Überflieger, er studiert Theologie und wird Priester. In seiner Freizeit streift der naturbegeisterte junge Mann allerdings durch die Gegend und sammelt. So wird er später der bedeutendste Vogelkundler seiner Zeit. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Bernd Tenbergen, stellvertretender Leiter des LWL-Museums für Naturkunde Münster ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:
  • warum einige Vogelarten Geräusche vom Handy-Klingelton bis zum E-Roller täuschend echt nachahmen,
  • wie Johann Bernard Theodor Altum im 19. Jahrhundert zum anerkannten Ornithologen wird,
  • mit welcher Theorie Altum sich Zoologen wie Alfred Brehm entgegenstellt,
  • wie Vögel aller Arten im 19. Jahrhundert in Töpfen und auf Köpfen landen.

Die Vogelwelt fasziniert Naturforscher in Westfalen zunehmend im 19. Jahrhundert. Man unternimmt Exkursionen durch ein Münsterland, das anders aussieht als heute: mit einer Menge mehr Tieren und Arten.

Johann Bernhard Theodor Altum ist einer dieser Naturforscher. Der gebürtige Münsteraner ist eigentlich studierter Theologe und Priester. Als Zoologe und Forstwissenschaftler wird er der bedeutendste Vogelkundler seiner Zeit. Bis ins 20. Jahrhundert gilt sein Buch "Der Vogel und sein Leben" als Standardwerk für Ornithologen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Bernd Tenbergen, stellvertretender Leiter des LWL-Museums für Naturkunde Münster
  • Dr. Erich Kretzschmar, Ornithologe, Naturschutzbund Dortmund
  • Bernard Altum: Der Vogel und sein Leben, Münster, Niemann 1868

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Autorin: Steffi Tenhaven
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Nico Söllner

Tatort 1910: Der Fall Cora Crippen und die moderne Technik

Tatort 1910: Der Fall Cora Crippen und die moderne Technik WDR Zeitzeichen 31.01.2025 14:47 Min. Verfügbar bis 01.02.2099 WDR 5

Am 31.1.1910 verschwindet Cora Crippen auf mysteriöse Weise. Wahrscheinlich hat ihr Mann sie ermordet, Dr. Crippen wird weltweit gejagt. Doch auch 100 Jahre später bleiben Fragen...

Als "Mr. John Robinson" und sein Sohn gehen Dr. Crippen und seine Geliebte Ethel Le Neve an Bord des Transatlantikschiffs "SS Montrose". Doch alle Tarnung nützt nichts. Bei der Ankunft in Kanada wird das Paar verhaftet - für den Mord an Cora Crippen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen mit: Dr. Anke Keller (Kuratorin im Technoseum in Mannheim) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Marina Meißner:
  • warum Coras Verschwinden erst für Aufsehen sorgt, als Dr. Crippens Geliebte in Coras Kleidung gesehen wird,
  • welchen furchtbaren Fund Scotland Yard im Keller der Crippens macht,
  • wie der Fall eine unerwartete Wendung nimmt,
  • und wie ein Funktelegraf die erste weltweite Fahndung ermöglicht,
  • wieso sich zwei Schiffe über Tage hinweg einen Wettlauf liefern,
  • und warum bis heute Zweifel an der Schuld des Angeklagten bestehen.

Ein ungleiches Paar, ein mysteriöses Verschwinden und eine internationale Verbrecherjagd – ein Fall der bis heute Fragen aufwirft: Hawley Harvey Crippen, ein US-amerikanischer Arzt, lebt mit seiner Frau Cora in London. Während er als höflich und zurückhaltend gilt, ist sie eine selbstbewusste Varieté-Künstlerin. Doch 1910 verschwindet Cora, bekannt als Belle Elmore, plötzlich. Ihr Mann behauptet, sie sei in die USA gereist und dort verstorben. Als kurz darauf seine Geliebte ins Haus einzieht, alarmieren Freunde Scotland Yard, die menschliche Überreste im Keller entdecken.

Nach einer Aufsehen erregenden Flucht und anschließendem Prozess wird Dr. Crippen schließlich hingerichtet. Doch bis heute bleibt die Frage: Ist er wirklich der Mörder? Moderne DNA-Tests werfen Zweifel auf und nähren Spekulationen über ein spannendes Kriminalrätsel der Geschichte.

Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
  • Dr. Anke Keller (Kuratorin im Technoseum in Mannheim)

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Autorin: Martina Meißner
Redaktion: David Rother
Technik: Jürgen Mönkediek

Das Kultspielzeug der 80er: Ernö Rubiks Zauberwürfel

Das Kultspielzeug der 80er: Ernö Rubiks Zauberwürfel WDR Zeitzeichen 30.01.2025 14:35 Min. Verfügbar bis 31.01.2099 WDR 5

Als Lehrobjekt für seine Studenten erfindet ein ungarischer Bildhauer ein 3-D-Puzzle in Würfelform. Rubik's Cube, patentiert am 30.1.1975, wird ein Spielzeughit.

Sogenannte Speedcuber lösen den Zauberwürfel in Rekordzeit – oft in unter 4 Sekunden. Möglich wird das durch die "Fridrich-Methode", bei der mehrere Schichten gleichzeitig sortiert werden. Der aktuelle Weltrekord liegt bei beeindruckenden 3,13 Sekunden. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen mit: Prof. Jens Junge, Spielforscher und Direktor des Berliner Institut für Ludologie ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • warum der bunte Würfel eine echte Herausforderung für Kopf und Hände ist,
  • er aber auch ohne Anleitung spielbar ist,
  • weshalb Kinder oft schneller die Lösung finden als Erwachsene,
  • und welche mathematische Magie hinter dem Würfel steckt.

Die geniale Erfindung begeistert Jung und Alt: sie treibt manche an den Rand der Verzweiflung und spornt andere zu Rekorden an. Denn es gibt 43 Trillionen mögliche Kombinationen – und doch kann man den Würfel mit der richtigen Strategie in maximal 20 Zügen lösen.

Der Zauberwürfel, auch "Rubik’s Cube" genannt, wird 1974 von Ernö Rubik erfunden. Ein reiner Zufall, denn eigentlich will der Architekturprofessor seinen Studierenden damit räumliches Denken vermitteln. Doch das Drehpuzzle mit seinen sechs bunten Flächen wird weit mehr als ein Lehrmittel: 1980 beginnt sein Siegeszug rund um den Globus. Heute gilt der Zauberwürfel als das meistverkaufte Puzzle aller Zeiten – mit rund 500 Millionen Exemplaren.

Das ist unser Interviewpartner:
  • Prof. Jens Junge, Spielforscher und Direktor des Berliner Institut für Ludologie

Und das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Ernö Rubik: Cubed. Der Zauberwürfel und die großen Rätsel dieser Welt, München 2020.
  • Marlene Weiß: „Alles dreht sich“, Süddeutsche Zeitung S. 31, 28. / 29. Dezember 2024.

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Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Nico Söllner

Die Vermessung des Universums: Astronom Claudius Ptolemäus

Die Vermessung des Universums: Astronom Claudius Ptolemäus WDR Zeitzeichen 29.01.2025 14:50 Min. Verfügbar bis 30.01.2099 WDR 5

Für ihn stand die Erde im Mittelpunkt des Universums - umkreist von Sonne, Mond und anderen Planeten. Im Jahre 160 stirbt der griechische Astronom Claudius Ptolemäus.

In Ptolemäus Werk spiegelt sich stets der Anspruch wider, die Himmelsphänomene durch Daten und Zahlen greifbar zu machen. Dabei vertraut der griechische Astronom auf präzise Messungen und Berechnungen, statt sich auf bloße Spekulationen einzulassen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Ernst Peter Fischer, Professor (em.) für Wissenschaftsgeschichte, Heidelberg ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog:
  • warum Claudius Ptolemäus ein himmlisches Puzzle lösen muss,
  • wie er die Rückwärtsbewegungen der Planeten erklärt,
  • weshalb er die Erde zwar für kugelförmig, aber unbeweglich hält,
  • und warum sein geozentrisches Weltbild über 1.500 Jahre Bestand hat.

Im zweiten Jahrhundert lebt und forscht Claudius Ptolemäus in Alexandria, dem intellektuellen Zentrum der Antike. Mit seinem Werk "Almagest" schafft er nicht nur einen Sternenkatalog, der 48 Sternbilder aufführt, sondern auch das geozentrische Modell des Universums. Die Erde im Mittelpunkt, umgeben von himmlischen Sphären – eine kosmische Ordnung, die sowohl elegant als auch stabil erscheint.

Doch Ptolemäus hat ein Problem: Die Planeten bewegten sich nicht immer wie erwartet. Mit komplizierten Zusatzkreisen, den sogenannten Epizyklen, gelingt es ihm, ihre Schleifenbahnen zu erklären – und ein Modell zu schaffen, das über Jahrhunderte die Grundlage der Astronomie bleibt. Erst Kopernikus holt die Erde aus dem Zentrum des Universums.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
Ernst Peter Fischer, Professor (em.) für Wissenschaftsgeschichte, Heidelberg

Und das ist unsere wichtigste Quelle:
  • Ernst Peter Fischer: Hinter dem Horizont. Eine Geschichte der Sternbilder. Hamburg 2017

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Autor: Martin Herzog
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Pornografie: Von Schlüpferstürmern und Schmuddel-DVDs

Pornografie: Von Schlüpferstürmern und Schmuddel-DVDs WDR Zeitzeichen 28.01.2025 15:21 Min. Verfügbar bis 29.01.2099 WDR 5

Im Internet ist Pornografie heute immer nur ein paar Klicks entfernt. Gezeigt wird alles. Was man zeigen darf, ist gesetzlich geregelt. Seit dem 28.1.1975 ist Pornografie in Deutschland zumindest in Teilen legal.

Es ist eine (sexuelle) Revolution: Am 28. Januar 1975 wagt die Bundesrepublik Deutschland den Schritt, das bis dato totale Verbot der Verbreitung von Pornografie aufzuweichen. Die Bundesrepublik ist zwar Nachzügler, aber auch nicht total spät dran. In der DDR etwa blieb Pornografie offiziell bis 1990 verboten. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Gerd Wasmund, als "Porno-König" Mike Hunter in den 70er Jahren der erfolgreichste deutsche Porno-Produzent ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
  • von den "Porno-Paradiesen" Schweden und Dänemark,
  • was auch nach der teilweisen Legalisierung von Pornographie noch alles verboten ist,
  • wie man mit Schokolade das Verbot von Sexkinos umgeht,
  • von der Initiative "PorNo" - ins Leben gerufen von Alice Schwarzer.

"Graf Porno bläst zum Zapfenstreich", "Unterm Dirndl wird gejodelt" oder der "Schulmädchen-Report" - diese Sexfilme haben eines gemeinsam: Sie werden zu einer Zeit gedreht, als Pornografie in der BRD noch illegal ist. Erst am 28. Januar 1975 wird hierzulande das totale Verbot der Verbreitung von Pornografie aufgehoben.

Seitdem hat sich vieles verändert. Heute werden Millionen Clips ins Netz gestellt. Selbst bekennende Feministinnen outen sich mittlerweile als leidenschaftliche Porno-Guckerinnen. Teure Produktionen vor aufwendiger Kulisse zu Zeiten von Porno-Stars wie Dolly Buster werden durch den digitalen Massenkonsum nahezu vom Markt verdrängt. Die Branche ist zu einer milliardenschweren Industrie geworden. Strenge Regeln im Umgang mit den freizügigen Bildern und Filmen gibt es aber weiterhin.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Gerd Wasmund, als "Porno-König" Mike Hunter in den 70er Jahren der erfolgreichste deutsche Porno-Produzent
  • Emma: PorNo-Kampagnen

Weiterführende Links:

Das ist unser Hörtipp: Politikum - der Meinungspodcast von WDR5

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Marko Rösseler
Redaktion: Frank Zirpins

Ende der Todesfabrik: Die Rote Armee befreit Auschwitz

Ende der Todesfabrik: Die Rote Armee befreit Auschwitz WDR Zeitzeichen 27.01.2025 14:22 Min. Verfügbar bis 28.01.2099 WDR 5

Sie waren frisch Verliebte, Eltern, Kinder. Die Geschichten von mehr als einer Million Menschen enden mit ihrer Deportation ins KZ Auschwitz, das am 27.1.1945 befreit wird.

Am 27. Januar 1945 erreichen sowjetische Truppen eine Gegend in Südpolen, die von zwei Flüssen und Sümpfen umgeben ist. Das Gebiet ist abgeschieden, aber mit dem Zug gut zu erreichen. Dort liegt die kleine Stadt Auschwitz - und das größte Konzentrationslager der Nationalsozialisten. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Jule Küpper, Projektleitung beim WDR-Projekt "Stolpersteine NRW" ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
  • aus dem Leben der Menschen, die nach Auschwitz deportiert wurden,
  • von der Reichspogromnacht und ihren Folgen,
  • von Überlebenden und ihren grauenvollen Erinnerungen an Auschwitz,
  • was die rote Armee bei ihrer Ankunft in Auschwitz vorfindet.

Heldenhaft "befreien" müssen die Soldaten der Roten Armee Auschwitz nicht, als sie am 27. Januar 1945 das Arbeits- und Vernichtungslager erreichen und mit ihren Panzern die Zäune niederwalzen. Die Wachmänner haben den Ort, an dem zwischen 1940 und 1945 mehr als eine Million Menschen gequält und getötet wurden, bereits eine Woche zuvor mit 60.000 Gefangenen fluchtartig gen Westen verlassen. Sie treiben die Gefangenen vor sich her; fast alle kommen auf diesen sogenannten Todesmärschen um. In den Lagerbaracken geblieben sind etwa 7.500 Schwache und Kranke.

Mit den Soldaten kommen Ärzte und Sanitäter. Aber auch Journalisten, die Bilder und Berichte unvorstellbaren Grauens hinaus in die Welt tragen. Was sie in Auschwitz nicht finden: Die persönlichen Geschichten, die die Menschen erlebten, bevor die Nazis sie dort ermordeten.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Carolin Rückl und Frank Zirpins

Dirndl, Berge und Sound of Music: die Musikerin Maria von Trapp

Dirndl, Berge und Sound of Music: die Musikerin Maria von Trapp WDR Zeitzeichen 26.01.2025 14:50 Min. Verfügbar bis 27.01.2099 WDR 5

Singendes Aschenputtel vor Alpenkulisse: Maria Augusta von Trapp, geboren am 26. Januar 1905 in Wien. Der Musicalfilm über ihr Leben prägt das Österreich-Image weltweit.

Die Familie Trapp wird durch das Musical "Sound of Music" und den gleichnamigen Film zum Mythos. Ihr Leben als singende Großfamilie passt wunderbar in das neue Image, das Österreich sich Mitte der 30er Jahre geben will. Doch wie bei jeder Hollywood-Verfilmung einer wahren Geschichte gibt es Unterschiede zwischen Fakten und Fiktion. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Gerhard Jelinek (österreichischer Journalist, Fernsehmoderator und Buchautor) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • welche Elemente des Films auf wahren Tatsachen beruhen und was romantisch stilisiert ist,
  • wieso das Singen für die Trapps harte Arbeit ist,
  • warum für die Trapps ein Leben unter den Nazis nicht infrage kommt,
  • mit welchen rabiaten Methoden Maria versucht, den Familienchor zusammenzuhalten.

Der Musicalfilm "The Sound of Music" erzählt eine Aschenputtel-Geschichte in romantischer Alpen-Kulisse. Die aus armen Verhältnissen stammende angehende Nonne Maria verliebt sich in einen verwitweten Adligen mit sieben Kindern und heiratet ihn. Das gemeinsame Singen schweißt alle zusammen. Schließlich fliehen sie gemeinsam vor den Nazis aus Österreich nach Amerika.

Es ist das Schicksal einer Familie, die in ein verklärendes Licht getaucht wird - aber die Grundzüge stimmen. Die Hauptfigur des Hollywood-Films basiert auf Maria Kutschera, geboren am 26. Januar 1905 in Wien. Der verwitwete Adlige ist Georg Ritter von Trapp, U-Boot-Kapitän der kaiserlich-königlichen Marine. Als dieser durch den Konkurs seiner Bank fast sein gesamtes Vermögen verliert, kommt der patenten Maria die Idee vom Familienchor.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Moritz Raestrup

Die starke Frau hinter dem Propheten Mohammed: Khadija

Die starke Frau hinter dem Propheten Mohammed: Khadija WDR Zeitzeichen 25.01.2025 14:18 Min. Verfügbar bis 26.01.2099 WDR 5

Khadija (Geburtsjahr 555) trägt wesentlich zur Entstehung des Islam bei. Die erste Frau des Propheten ist deutlich älter als er und zunächst Mohammeds Arbeitgeberin.

Khadija gehört dem mächtigen Stamm der Quraish an, der in Mekka herrscht und auch das Handelszentrum der Region dominiert. Als Tochter eines wohlhabenden Händlers erbt sie dessen Geschäft, führt es erfolgreich weiter und wird zur reichsten Frau ihrer Zeit. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Albrecht Fuess (Islamwissenschaftler, Universität Marburg), Prof. Dr. Katajun Amirpur (Islamwissenschaftlerin, Universität zu Köln) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • wie Mohammed für Khadija zunächst als Karawanenführer arbeitet,
  • welche gesellschaftlichen Konventionen Khadija und Mohammed brechen,
  • warum Khadijas wirtschaftliche und persönliche Stärke für Mohammeds Aufstieg entscheidend ist,
  • wie sie wesentlich dazu beigeträgt, dass es den Islam überhaupt gibt,
  • weshalb ihre Rolle trotz ihrer Bedeutung lange unterschätzt und unerzählt bleibt.

In Mekka ist Khadija eine reiche und angesehene Kauffrau. Der junge Mohammed ist ihr Angestellter. Trotz eines Altersunterschieds von etwa 15 Jahren bietet sie ihm die Ehe an - ein ungewöhnlicher Schritt für die damalige Zeit. Ihre Partnerschaft ist geprägt von gegenseitigem Respekt und Vertrauen.

Als Mohammed im Jahr 610 seine erste Offenbarung empfängt, ist Khadija die erste, die an ihn und seine Mission glaubt. Sie stärkt ihm den Rücken und nutzt ihren Einfluss, um ihn vor den Feinden seiner Botschaft zu schützen. Erst nach ihrem Tod 619 ändert sich Mohammeds Leben radikal. Bis dahin bleibt sie seine einzige Frau: Khadija - eine Frau, deren Vermächtnis die Geschichte des Islam maßgeblich prägt und die doch von den Geschichtsschreibern vergessen wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Ibn Ishaq, Das Leben des Propheten. Aus dem Arabischen von Gernot Rotter, 1998
  • Tilman Nagel, Mohammed – Leben und Legende, 2008
  • Bärbel Beinhauer-Köhler, Fatima bint Muhammad. Metamorphosen einer frühislamischen Frauengestalt, 2002

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner und -partnerinnen:
  • Prof. Dr. Albrecht Fuess (Islamwissenschaftler, Universität Marburg)
  • Prof. Dr. Katajun Amirpur (Islamwissenschaftlerin, Universität zu Köln)
  • Seyran Ateş (Rechtsanwältin, Frauenrechtlerin, Imamin, Berlin)
  • Prof. Dr. Tilman Nagel (Islamwissenschaftler, Universität Göttingen)
  • Prof. Dr. Bärbel Beinhauer-Köhler (Religionswissenschaftlerin, Universität Marburg)

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Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek

Vom Versager zum Retter vor den Nazis: Winston Churchill

Vom Versager zum Retter vor den Nazis: Winston Churchill WDR Zeitzeichen 24.01.2025 14:45 Min. Verfügbar bis 25.01.2099 WDR 5

Held mit vielen Makeln, eine echt schräge Gestalt und der vielleicht bedeutendste Staatsmann des 20. Jahrhunderts: Mythos Winston Churchill (gestorben am 24.1.1965).

Ein Imperialist alter Schule: Für Winston Churchill bilden der König und das britische Empire die wichtigsten Werte. "Das Empire war sein Kosmos, sein Himmel, sein Glaube", sagt Churchill-Biografin Franziska Augstein. "Und er musste miterleben, wie das Empire zerfiel. Kein schönes Ende für einen großen Politiker, der viel geleistet hat." *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Franziska Augstein (Churchill-Biografin) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • warum Winston Churchill vor dem Zweiten Weltkrieg bei vielen Briten unbeliebt ist,
  • wie er seinen aufwendigen Lebensstil finanziert,
  • durch welches Fiasko der Politiker Premierminister wird,
  • mit welchen Worten Churchill nach seinem Amtsantritt auf den deutschen Westfeldzug reagiert,
  • welche Positionen er gegenüber der Sowjetunion vertritt.

Winston Churchill wollte und ging zum Militär. Er ist beim Mahdi-Aufstand 1898 im Sudan dabei und kann im Burenkrieg aus der Gefangenschaft entkommen. Als Held geht er in die Politik und wechselt mehrmals die Partei: von den Konservativen zu den Liberalen und später wieder zurück. Er durchläuft ein Ministerium nach dem anderen.

Seine große Zeit kommt während des Zweiten Weltkriegs: Als Premierminister bleibt er abgezockt und zäh. Er verhindert, dass Großbritannien von der Wehrmacht besetzt wird und sorgt mit dafür, dass Deutschland bedingungslos kapitulieren muss. Doch dann ist seine Zeit vorbei: Obwohl er noch einmal Premierminister wird, muss er mit ansehen, wie Großbritannien nur noch eine Nebenrolle im Welttheater spielt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Franziska Augstein (Churchill-Biografin)
  • Franziska Augstein: Churchill. München 2024
  • Peter Alter: Winston Churchill (1874-1965). Stuttgart 2006

Weiterführende Links:

Hörtipp: Am 24.01. startet eine neue Staffel Tatort Geschichte. Der Podcast bespricht True Crime aus der Geschichte. Und das nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich. Im Fokus steht die Frage, was das eigentlich mit uns heute zu tun hat.

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Heiner Wember
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Moritz Raestrup

Der Mann, der Europa den Jazz brachte: Django Reinhardt

Der Mann, der Europa den Jazz brachte: Django Reinhardt WDR Zeitzeichen 23.01.2025 14:45 Min. Verfügbar bis 24.01.2099 WDR 5

Jazz-Gitarrist Django Reinhardt: ein Mythos, ein Sinto, der die Nazis überlebte. Ein schlimmer Unfall sorgt dafür, dass er (geboren 23.1.1910) einen neuen Stil entwickelt.

Warum ist die Musik in der Tradition von Django Reinhardt heute noch lebendig? "Weil es nach wie vor eine Community gibt, für die diese Musik etwas bedeutet", sagt Musikwissenschaftler Wolfram Knauer. "Weil die Musik eine unheimliche Kreativität ausstrahlt und einen wahnsinnigen Drive entfesselt." *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Wolfram Knauer (ehemaliger Direktor des Jazzinstituts Darmstadt) ***


In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • wie Django Reinhardt als Sinto im Alltag von Rassismus betroffen ist,
  • warum ein Wohnwagenbrand seinen Gitarrenstil beeinflusst,
  • was Louis Armstrong 1934 von Reinhardts Auftritt in Paris hält,
  • wie Reinhardt im von den Nazis besetzten Frankreich überlebt,
  • welche Geschichten und rassistischen Zuschreibungen es zu Django Reinhardt gibt.

Im Winter macht die fahrende Schaustellerfamilie Reinhardt regelmäßig Pause in Liberiches, einem kleinen wallonischen Dorf in Belgien. Dort wird am 23. Januar 1910 Sohn Django geboren. Er wächst inmitten von Instrumenten auf und lernt von seinem Onkel Geige spielen. Mit zwölf Jahren greift Django zum Gitarren-Banjo und begleitet Akkordeonisten in Pariser Cafés.

Reinhardt ist virtuos und gefragt: Er spielt solo, im Duett und in großen Unterhaltungsorchestern. Dann entwickelt er mit dem "Quintette du Hot Club de France" einen eigenen Sound: In diesem Jazz-Ensemble spielen nur Saiten-Instrumentalisten. Damit wird er auch in den USA bekannt. Mit nur 43 Jahren stirbt er im Mai 1953 an einem Hirnschlag. Sein Einfluss auf Gitarristen und den Jazz reicht bis heute. Er ist eine musikalische Legende und ein Mythos, um den sich viele Geschichten ranken - mal mehr, mal weniger wahr.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Wolfram Knauer (ehemaliger Direktor des Jazzinstituts Darmstadt)

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Autor und Autorin: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse

Petersburger Blutsonntag: Der Tag, der Russland veränderte

Petersburger Blutsonntag: Der Tag, der Russland veränderte WDR Zeitzeichen 22.01.2025 14:43 Min. Verfügbar bis 23.01.2099 WDR 5

Der friedliche Protest verzweifelter Arbeiter endet in einem Massaker. Der 22. Januar 1905 gerät zum "Blutsonntag" und läutet das Ende der russischen Zarenherrschaft ein.

Anfang des 20. Jahrhunderts hat der Zar in Russland zwar immer noch große Macht, aber überall im Land gibt es Unruhen. In St. Petersburg ist die Unzufriedenheit zu Beginn des Jahres 1905 besonders groß. Es kommt zu friedlichen Demonstrationen von Arbeitern - mit fatalen Folgen. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit: Jörg Baberowski, Professor für Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
  • warum zehntausende Arbeiter in St. Petersburg friedlich demonstrieren möchten,
  • warum die Regierung dennoch auf die Menge schießen lässt,
  • dass Maxim Gorki Zeuge des Massakers wird - und darüber berichtet,
  • dass dieser Tag Russland verändert.

Im Januar 1905 gehen russische Arbeiter unter der Führung von Georgi Apollonowitsch Gapon in St. Petersburg auf die Straße. Sie erhoffen sich vom Zaren Nikolaus II. unter anderem verbesserte Arbeits- und Lebensbedingungen. Doch die Regierung lässt auf die friedlichen Demonstranten schießen.

Daraufhin erhebt sich das russische Volk gegen die Obrigkeit. Es kommt zu einer Protestwelle gegen die Politik des Zaren. Dieser ist schließlich in einem Oktobermanifest zu Zugeständnissen bereit, es tritt jedoch keine wirkliche Verbesserung ein. Bis zu seinem Sturz durch die Februarrevolution im März 1917 kann sich der Zar an der Macht halten.

Das ist unsere Quellen und Interviewpartner:

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Autor: Thomas Klug
Redaktion: Christoph Tiegel/Frank Zirpins
Technik: Holger Maerten

George Orwell: Der Mann hinter "1984" und "Farm der Tiere"

George Orwell: Der Mann hinter "1984" und "Farm der Tiere" WDR Zeitzeichen 21.01.2025 14:42 Min. Verfügbar bis 22.01.2035 WDR 5

Vor 75 Jahren, am 21.1.1950, starb Geroge Orwell. Er war einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts und erschuf die "Big Brother"-Dystopie.

George Orwell wurde 1903 als Eric Arthur Blair in Motihari geboren, das damals zu Britisch-Indien gehörte. Dank Stipendien kann er renommierte Schulen besuchen. Nach dem Studium arbeitet er zunächst als Kolonialpolizist in Burma. Seine Erlebnisse schildert er in "Tage in Burma". Gesundheitlich angeschlagen kehrt er 1927 nach England zurück und widmet sich unter dem Namen "George Orwell" ganz der Schriftstellerei. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit: D.J. Taylor, Schriftsteller und Orwell-Biograf ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • dass George Orwell mit einer Lungenkrankheit geboren wird,
  • wie er im spanischen Bürgerkrieg gegen die Faschisten kämpft,
  • woher er seine Motivation zum Schreiben nimmt,
  • warum "Farm der Tiere" und "1984 unter einigen Kritikern nicht als seine wichtigsten Werke gelten,
  • über seinen frühen Tod am 21. Januar 1950.

"Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher", ist eines der berühmtesten Zitate von George Orwell. Es stammt aus "Farm der Tiere." Die 1945 erschienene Fabel ist eine Satire auf die Russische Revolution und zeigt wie aus dem Streben nach Freiheit eine brutale Diktatur entsteht. Auch "1984" prangert einen totalitären Überwachungsstaat an.

Mit "Farm der Tiere" und "1984" hat George Orwell Literaturgeschichte geschrieben. Zugleich ist er ein brillanter Essayist, dessen schnörkellose Sprache Generationen von Schriftstellern und Journalisten geprägt hat. Zeitlebens versteht er sich als Sozialist, der das politische Schreiben zur Kunstform erhebt und dabei vor allem ein Ziel verfolgt: die Wahrheit zu schreiben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • D.J. Taylor, Orwell-Biograf
  • Dominic Angeloch, Literaturwissenschaftler Universität Tübingen und Orwell-Biograf
  • Dominic Angeloch: Die Wahrheit schreiben. George Orwell: Entwicklung und Methode seines Erzählens, Berlin 2022
  • D.J. Taylor: George Orwell. The New Life. London 2023
  • Michael Sheldon: Orwell. The authorized Biography. London 1992

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Rausch ohne Drogen: Achterbahn wird patentiert

Rausch ohne Drogen: Achterbahn wird patentiert WDR Zeitzeichen 20.01.2025 14:29 Min. Verfügbar bis 21.01.2099 WDR 5

Schreie, wacklige Beine, Angstlust und Erleichterung. Geschwindigkeiten am Rande der körperlichen Belastung. Am 20. Januar 1885 wird die Achterbahn patentiert.

Der US-Amerikaner L. A. Thompson will den Menschen ein "sauberes und gesundes" Freizeitvergnügungen als Alternative zu Salons und Bordellen bieten. So erfindet er eine Achterbahn, die anfangs allerdings nur im Kreis fährt. Es folgt eine rasante Entwicklung. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit: Stefan Poser, Technikhistoriker ***


In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • von den Anfängen der Achterbahn in den russischen Bergen,
  • welche wichtige Rolle Zuschauer bei Achterbahnfahrten spielen,
  • warum Psychotherapeuten von "Angstlust" sprechen,
  • welche Kräfte der menschliche Körper bei der Fahrt aushalten muss.

Die ersten Achterbahnen sind eher langsam unterwegs - und das auch nur im Kreisverkehr. Heute setzen viele Freizeitparks auf Loopings und Hochgeschwindigkeit. Dabei hoffen sie auf trainierte Fahrgäste, denn die körperlichen Belastungen bei der Fahrt entsprechen mancherorts denen eines Kampfpiloten beim Katapultstart von einem Flugzeugträger.

Und längst wird nicht mehr nur gesessen: In einigen Achterbahnen hängt man umgekehrt unter der Schiene mit frei baumelnden Füßen, im "Flying-Coaster" liegt man mit dem Gesicht nach unten und fühlt sich, als hätte man absolut keinen Halt mehr.

Das ist unsere wichtigste Quelle und unser Interviewpartner:
  • Stefan Poser (Technikhistoriker)
  • Judith A. Adams: The American amusement park industry. Boston 1991

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Autoren: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Tagsüber Hollywooddiva, nachts Erfinderin: Hedy Lamarr

Tagsüber Hollywooddiva, nachts Erfinderin: Hedy Lamarr WDR Zeitzeichen 19.01.2025 14:35 Min. Verfügbar bis 20.01.2099 WDR 5

Ihre Schönheit machte Hedy Lamarr zum Star – und stand ihrem Erfolg am Ende im Weg. Am 19.1.2000 starb die Schauspielerin, die als Erfinderin den Grundstein für WLAN und Bluetooth geliefert hat.

Leinwandgöttin, Stilikone, Glamourgirl: Hedy Lamarr ist Ende der 1930er Jahre eine umworbene Hollywood-Diva. Sie ist das Vorbild für Walt Disneys Schneewittchen und gilt als "schönste Frau der Welt" – und sie schreibt als erste nackte Frau im Kino Filmgeschichte. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit: Michaela Ehrenstein, Schauspielerin und Lamarr-Darstellerin ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christopher Heimer:
  • dass Hedy Lamarr am 9. November 1914 als Hedwig Eva Maria Kiesler in Wien geboren wird,
  • warum sie als 18-Jährige mit ihrem Film "Ekstase" sogar den Papst aufregt,
  • wie die Jüdin 1937 vor den Nazis und ihrem Ehemann in die USA flieht,
  • welche Rolle ihre Brüste im Filmgeschäft spielen,
  • wie ihre Forschung zu wechselnden Frequenzen Wegbereiter für Bluetooth und WLAN sind.
Mit 18 Jahren heißt Hedy Lamarr noch Hedwig Eva Maria Kiesler und heiratet den reichen österreichischen Waffenfabrikanten Fritz Mandl. Die Ehe soll nicht glücklich gewesen sein, aber Lamarr lernt viel über Waffentechnik.

Dieses Wissen nutzt die jüdische Schauspielerin später in Hollywood, um gemeinsam mit ihrem Musikerfreund George Antheil die alliierten Torpedos zu verbessern. Ihre Idee, die Steuerung über mehrere schnell wechselnde Frequenzen vorzunehmen, lehnt die Navy jedoch ab.

Auch ihre Filmgesellschaft MGM will, dass sie ihre Erfindung geheim hält. Intelligenz passe nicht zu ihrem Image als Leinwandgöttin. Später stellt sich heraus, dass die Navy die Idee weiterentwickelt und bereits 1962 während der Kubakrise einsetzt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Michaela Ehrenstein, Schauspielerin
  • Wilhelm Pellert, Autor und Regisseur
  • Michaela Lindinger: Hedy Lamarr. Filmgöttin - Antifaschistin – Erfinderin, Wien 2019
  • Richard Rhodes: Hedy’s Folly. The Life and Breakthrough Inventions of Hedy Lamarr, the Most Beautiful Woman in the World, New York 2012
  • Jochen Förster/Anthony Loder: Hedy Darling. Hollywood-Ikone, Technik-Pionierin, gefallener Stern. Das filmreife Leben der Hedy Lamarr, erzählt von ihrem Sohn, Hollenstedt 2012

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christopher Heimer
Redaktion: Carolin Rückl und David Rother

Die "Hakenkreuzwelle" in Deutschland

Die "Hakenkreuzwelle" in Deutschland WDR Zeitzeichen 18.01.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 19.01.2099 WDR 5

Es begann mit einer Schmiererei an Weihnachten und wurde im Januar 1960 zu einer "Hakenkreuzwelle" in BRD und DDR. Wie viele Nazi-Gedankengut hatte in der Nachkriegszeit überlebt?

Druck aus dem Ausland, Angst vor einem Imageschaden der BRD: Konrad Adenauer verurteilt vehement die antisemitischen Parolen, die Anfang 1960 überall auftauchen. Zugleich verkennt er den strukturellen Judenhass hinter der Hakenkreuzwelle und spricht von "Flegeleien" einzelner. Dennoch verbietet die Bundesregierung in der Folge eine Reihe rechtsextremer Gruppen, darunter den "Bund Nationaler Studenten". *** Das ist unser wichtigster Gesprächspartner: Gideon Botsch, Professor für Politikwissenschaft, Universität Potsdam ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Traudl Bünger :
  • wie zwei 25-Jährige die neue jüdische Synagoge in Köln mit Hakenkreuzen und antisemitischen Parolen in der Weihnachtsnacht 1959 beschmieren,
  • dass es in der Folge in ganz Deutschland zu judenfeindlichen Aktionen kommt,
  • woraufhin Konrad Adenauer aufruft: "Wenn ihr irgendwo einen Lümmel erwischt, vollzieht die Strafe auf der Stelle und gebt ihnen einen Tracht Prügel, das ist die Strafe die er verdient",
  • wie die Gegenproteste gegen die "Hakenkreuzwelle" zum ersten Mal die Positionen von früheren Nationalsozialisten in Staat und Verwaltung thematisieren.

Keine 15 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs: Anfang 1960 sind Nazi-Symbole und antisemitische Schmierereien plötzlich überall – auf Mauern, Werbetafeln, Gebäuden, Wohnungstüren und S-Bahnen. Willy Brandt, damals Bürgermeister von Berlin, verspricht: "Wir werden neonazistische Gruppen in Berlin sich nicht entfalten lassen." Als Zeichen gehen in Berlin 40.000 zumeist junge Menschen gegen Antisemitismus, NS-Verherrlichung und Rassenhass auf die Straße.

Auch die Justiz greift schnell und hart durch. Die Kölner Synagogenschänder und andere Täter werden zu Haftstrafen verurteilt. Und wenige Monate nach den Anschlägen verabschiedet der Bundestag ein Gesetz, das Volksverhetzung unter Strafe stellt. Der Nationalsozialismus wird Schulstoff. Die Hakenkreuzwelle beschleunigt letztlich den Diskurs über die Aufarbeitung des Nationalsozialismus.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Gideon Botsch, Professor für Politikwissenschaft, Universität Potsdam
  • Gideon Botsch: Die "Hakenkreuzschmierwelle" 1960 und das Verbot des Bundes Nationaler Studenten, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (2017)
  • Gideon Botsch/Friedrich Burschel/Christoph Kopke/Felix Korsch (Hg.): Rechte Ränder. Faschismus, Gesellschaft und Staat, Berlin 2023
  • Ronen Steinke: Terror gegen Juden. Wie antisemitische Gewalt erstarkt und der Staat versagt. Eine Anklage. Berlin 2020

Weiterführende Links:

Unser Hörtipp: Die neue Staffel Iron East. Es geht um die Musikrichtung Heavy Metal in Ostdeutschland. Diesmal geht es um die Zeit nach dem Mauerfall und wie sich der Ost-Metal entwickelt hat.

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Traudl Bünger
Redaktion: David Rother
Technik: Christina Gabriel

Kaffee in Wien: Das schwarze Gold der Osmanen

Kaffee in Wien: Das schwarze Gold der Osmanen WDR Zeitzeichen 17.01.2025 15:36 Min. Verfügbar bis 18.01.2099 WDR 5

Einen großen Braunen und einen Einspänner gibt es außerhalb Wiens nur selten. Die österreichische Hauptstadt und Kaiser Leopold setzen ab dem 17.01.1685 auf die Kultur des Kaffeehauses.

Der Legende nach eröffnet Georg Franz Kolschitzky das erste Wiener Kaffeehaus - ein Dolmetscher, der bei der zweiten Belagerung Wiens als Türke verkleidet das Lager der Feinde auskundschaftet. Zur Belohnung soll er das kaiserliche Privileg zum Betrieb eines Kaffeehauses erhalten haben. *** Gesprochen haben wir für dieses Zeitzeichen unter anderem mit: Jens Soentgen, Chemiker und Kaffeeexperte ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Herwig Katzer:
  • wie die Osmanen den Kaffee vor Wien bringen,
  • dass die Wiener Kaffeebohnen anfangs für Kamelfutter halten,
  • dass schon früh in den Kaffeehäusern Wahrsagerinnen im Kaffeesatz lesen,
  • wie sich Kaffeehäuser zum Treffpunkt für Künstler entwickeln,
  • dass die Türken neben Kaffeebohnen auch Cannabis nach Wien gebracht haben könnten.

Kaffeehäuser sind anfangs besonders bei Männern beliebt, gelten aber auch als "Feinde des Fleisches": Kaufmänner treffen sich dort über Stunden mit Freunden, statt sich um ihren Kaufmannsberuf zu kümmern.

Später öffnen sich die oft düsteren Kaffeehäuser mit ihren schweren Vorhängen dem Tageslicht und breiteren Schichten der Stadt. Sie werden zum verlängerten Wohnzimmer des Bürgertums. Im 18. Jahrhundert gelten sie als Treffpunkt der Wiener Society, im 20. Jahrhundert treffen sich dort Literaten und Künstler. Heute kehren hier eher Touristinnen und Touristen ein.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Jens Soentgen, Chemiker und Kaffeeexperte
  • Hedda Reindl-Kiel, Islamwissenschaftlerin
  • Thomas Macho, Kulturwissenschaftler

Weiterführender Link:

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Hör-Tipp:
Der neue Sportschau-Podcast "Handball auf die 1". Dort gibt es täglich alles Wichtige zur WM und exklusive Interviews mit Spielern der deutschen Mannschaft. Der neue Sportschau-Podcast blickt hinter die Kulissen, ist nah dran am deutschen Team und transportieren die Atmosphäre aus dem handballverrückten Dänemark."

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Herwig Katzer
Redaktion: Matti Hesse, Christoph Tiegel

Eleanor Marx: Karls starke Erbin

Eleanor Marx: Karls starke Erbin WDR Zeitzeichen 16.01.2025 14:40 Min. Verfügbar bis 17.01.2035 WDR 5

Drei Töchter hat Karl Marx, Eleanor ist die jüngste von ihnen, geboren am 16.1.1855. Die Übersetzerin und Literatur-Enthusiastin erweist sich als die Kämpferischste.

Geboren wird Eleanor Marx am 16.1.1855 in London, wo die Familie Marx im Exil lebt. Sie wird wie ihre Mutter früh in das politische Leben von Karl Marx eingebunden: So begleitet sie den Vater auf Reisen und übersetzt seine Schriften ins Englische. Daneben zeigt sie ihren eigenen Kopf: Sie raucht Kette - damals sehr ungewöhnlich für Frauen - , sie gilt als mutig und spricht laut aus, was ihr gesellschaftlich missfällt. *** Das ist unsere wichtigste Gesprächspartnerin: Eva Weissweiler, Biografin von Eleanor Marx ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Melahat Simsek:
  • wie die Familie Marx im Londoner Exil lebt,
  • dass Eleanor Marx unangepasst und mutig ist, aber auch unter Depressionen und Magersucht leidet,
  • über ihre schwierige Liebesbeziehung zu dem dubiosen Arzt und Sozialisten Edward Aveling,
  • dass sie sich mit nur 43 Jahren das Leben nimmt.

Eleanor Marx ist schon als Kind wild, intelligent und ein Sonnenschein für die Familie, von der sie "Tussy" genannt wird. Ihr Vater Karl Marx sagt über sie: "Tussy, das bin ich", weil sie ihm von seinen drei Töchtern am ähnlichsten zu sein scheint. So vertieft sie sich schon früh in seine Theorien, lauscht den Diskussionen im Hause Marx, wo sich Sozialdemokraten und Kulturschaffende aus aller Welt treffen. Als junges Mädchen schwärmt Eleanor für Shakespeare und träumt von einer Karriere als Schauspielerin.

Ihren eigenen Berufswunsch stellt Eleanor zugunsten ihrer Familie zurück. Karl Marx verhindert auch ihre Beziehung zu dem französischen Sozialisten Olivier Lissagaray. Erst nach Karl Marx' Tod im März 1883 tritt Eleanor aus seinem Schatten: Sie schreibt für sozialistische Zeitungen in England, Frankreich und Deutschland, führt erfolgreich Massenstreikbewegungen an und setzt sich für das jüdische Proletariats im Londoner East End ein.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerin:
  • Eva Weissweiler, Autorin und Journalistin
  • Eva Weissweiler: Lady Liberty. Das Leben der jüngsten Marx-Tochter Eleanor. Hamburg 2018
  • Chūshichi Tsuzuki: The life of Eleanor Marx, 1855-1898: A Socialist Tragedy. Oxford 1967
  • Hans Magnus Enzensberger (Hg.): Gespräche mit Marx und Engels, Frankfurt am Main 1973.

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Melahat Simsek
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Jürgen Beiner

Vom Wüstenführer zum König des Öls: Ibn Saud

Vom Wüstenführer zum König des Öls: Ibn Saud WDR Zeitzeichen 15.01.2025 14:45 Min. Verfügbar bis 16.01.2099 WDR 5

Von seinem Geburtstag, wahrscheinlich am 15.1.1875, hat kaum jemand Notiz genommen. Als Ibn Saud mit 78 Jahren stirbt, ist der Gründer Saudi-Arabiens einer der reichsten und mächtigsten Menschen der Welt...

Viele Jahrhunderte liegt die Arabische Halbinsel, die Wüstenregeion zwischen dem persisch-arabischen Gold und dem Roten Meer am Rand der Weltpolitik. Dann wird dort Öl entdeckt. Das "schwarze Gold" macht den seit 1932 regierende König Abdul Aziz Ibn Saud zu einem reichen und einflussreichen Mann. Bis heute wird Saudi-Arabien von seinen Nachfolgern regiert, wirtschaftlich westlich orientiert, gesellschaftlich nach streng-konservativer Auslegung des Islams. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir gesprochen mit: Ulrike Freitag vom Leibniz-Zentrum Moderner Orient Berlin und Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • warum die ganze Welt bei Krisen am Persischen Golf auf Saudi-Arabien schaut,
  • welches Bündnis des 18. Jahrhunderts die Grundlage des saudi-arabischen Staates darstellt,
  • wie ein einzelner radikaler Gelehrter Millionen Muslime auf der Welt zu Ungläubigen erklärt,
  • warum Usama bin Laden aus Saudi-Arabien zum Anstifter des Attentats auf das World Trade Center wird.

Anfang des 20. Jahrhunderts nutzt Abdul Aziz Ibn Saud, Sohn einer einst nach Kuwait vertriebenen Familie, die Schwäche des Osmanischen Reiches, um sich als politischer Anführer am Persischen Golf zu positionieren. Zunächst übernimmt er die Stadt Riad, dann weitere Landesteile. Unterstützt wird er von wahhabitischen Religionsgelehrten, die für eine strikte und konservative Auslegung des Islams einstehen. Im September 1932 wird Abdul Aziz Ibn Saud König von Saudi-Arabien.

Es kommt noch besser für ihn: Eine US-Firma, die er mit der Suche nach Wasser beauftragt hatte, findet Öl. Mit dem folgenden märchenhaften Öl-Reichtum sichert sich das saudi-arabische Herrscherhaus ein feudales Leben und eine Stimme in der Weltpolitik. Der einfache Saudi spürt hingegen nichts vom Dollar-Regen. Die Familie von Abdul Aziz Ibn Saud sieht das Öl als persönlichen Besitz.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ulrike Freitag, Islamwissenschaftlerin, Leibniz-Zentrum Moderner Orient Berlin,
  • Guido Steinberg, Islamwissenschaftler, Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin

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Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Nico Söllner

Mäzenin, Frauenrechtlerin, Influencerin: Ida Dehmel

Mäzenin, Frauenrechtlerin, Influencerin: Ida Dehmel WDR Zeitzeichen 14.01.2025 14:41 Min. Verfügbar bis 15.01.2099 WDR 5

Im Hause Dehmel trifft sich das Who is Who der deutschen Kunst. Mit ihrem Netzwerk prägt Ida Dehmel (geb. am 14.1.1870) die Szene und fördert besonders Frauen in der Kunst.

Für viele Frauen, vor allem Künstlerinnen, ist Ida Dehmel Anfang des 20. Jahrhunderts eine wichtige Instanz. Doch als die Nazis an die Macht kommen, schützt der Name ihres berühmten Gatten die Jüdin nur zeitweise. Im September 1942 nimmt Ida Dehmel sich das Leben, um ihrer bevorstehenden Deportation zuvorzukommen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Carolin Vogel, Dehmelhaus Hamburg ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Belemann:
  • womit Ida Coblenz und Richard Dehmel sämtliche bürgerlichen Moralvorstellungen des 19. Jahrhunderts hinter sich lassen,
  • welche Bedeutung das Dehmel-Haus für die Hamburger Kulturszene erlangt,
  • wie sich Ida Dehmel einen Namen als Frauenrechtlerin und Kunstförderin macht,
  • warum Ida Dehmel von zahlreichen Reisen immer wieder nach Deutschland zurückkehrt, trotz drohender Deportation durch die Nazis.

Die Liebe zwischen Ida und Richard Dehmel ist Ende des 19. Jahrhunderts ein Skandal. Er ist einer der damals bekanntesten deutschsprachigen Dichter, sie einflussreiche Salonnière - und beide sind sie schon verheiratet. Aber ihre Liebe setzt sich durch. Das Haus der Dehmels in Hamburg wird bald zum Treffpunkt für Künstler aus dem In- und Ausland.

Nach dem Tod Richard Dehmels wird die Bewahrung seines Erbes zu Ida Dehmels zentraler Lebensaufgabe. Aber nicht zur einzigen: Sie engagiert sich für das Frauenwahlrecht, fördert Künstlerinnen und bringt zwei Frauenvereinigungen auf den Weg, die heute internationale Bedeutung haben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Carolin Vogel, Dehmelhaus Hamburg
  • Henrike Reemtsma, Dehmelhaus Stiftung
  • Therese Chromik, Dehmel-Förderpreisträgerin und Biographin
  • "Zwei Menschen" Richard und Ida Dehmel. Hg. Von Carolin Vogel. Göttingen 2021
  • Richard Dehmel: Zwei Menschen. Roman in Romanzen. Tredition Classics
  • Therese Chromik: Ida Dehmel. Ein Leben für die Kunst. Husum 2. Aufl. 2023

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Autorin: Claudia Belemann
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Inci Suvak
Technik: Nicolas Dohle

Das älteste Lied der Welt: Die "Hymne an Nikkal"

Das älteste Lied der Welt: Die "Hymne an Nikkal" WDR Zeitzeichen 13.01.2025 14:10 Min. Verfügbar bis 14.01.2099 WDR 5

Das älteste bekannte Lied der Menschheit, aufgefunden 1955, notiert auf 3.500 Jahre alten Tontafeln, ist wahrscheinlich eine Hymne an die Fruchtbarkeit.

Es dauert Jahre, bis Forscher darauf kommen, dass es sich bei den Jahrtausende alten Tontafeln um Musik, gar um das wohl älteste bekannte Lied der Menschheit handeln könnte. Wie es klang und worum es darin genau geht - daran rätseln Experten bis heute. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Dr. Dahlia Shehata, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Altorientalistik, Universität Würzburg ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
  • wann Forscher auf die Idee kommen, dass auf den Tontafeln aus Ugarit Noten geschrieben stehen,
  • weshalb selbst Experten nicht wissen, wie die Sprache der Hymne ausgesprochen, geschweige denn gesungen wird,
  • warum der Palast von Ugarit eine Schatzkammer der Archäologie ist.

Text und Melodie der "Hymne an Nikkal" werden auf einer rund dreieinhalbtausend Jahre alten Tontafel in Syrien gefunden. Das Problem: Verfasst sind sie in Hurritisch, einer isolierten Sprache, die mit kaum einer anderen verwandt ist.
Die frühesten Schrift-Versuche auf Tontafeln sind eine Art Bilderschrift, die vor allem der Verwaltung dienen. Mit den Jahrhunderten aber formt sich daraus eine Lautschrift. Bis ins erste nachchristliche Jahrhundert wird im Nahen Osten in diversen Sprachen Keilschrift geschrieben. Und bei dieser Vielzahl der Sprachen sind Experten sich eigentlich sicher, wie man die Keilschrift lesen muss. Nur was sie bedeutet, das wissen sie nicht immer. Die diversen Deutungsversuche zeigen auf jeden Fall, dass das früheste bekannte Lied der Menschheit die Phantasie der Forschenden beflügelt.

Das ist unsere Interviewpartnerin:
  • Dr. Dahlia Shehata, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Altorientalistik, Universität Würzburg

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Autor: Marko Rösseler
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sarah Fitzek

Als Ketzer verfolgt, bis heute gelesen: Meister Eckhart

Als Ketzer verfolgt, bis heute gelesen: Meister Eckhart WDR Zeitzeichen 12.01.2025 14:50 Min. Verfügbar bis 13.01.2099 WDR 5

Der Mönch Eckhart (geb. im Jahr 1260) predigt von Gelassenheit statt Höllenangst und auf Deutsch statt Latein. Das macht ihn berühmt, ruft aber auch die Inquisition auf den Plan.

Der blitzgescheite und wortgewaltige Meister Eckhart findet viele Anhänger. Sein Gott ist keine strafende Instanz, sondern ein Potential in jedem Einzelnen. Und er predigt nicht nur auf Latein, sondern auch auf Deutsch, damit ihn auch das einfache Volk versteht. Das missfällt den Kirchenoberen. *** Für dieses Zeitzeichen haben wir unter anderem gesprochen mit: Prof. Dr. Dietmar Mieth, Professor für Theologische Ethik an der Universität Tübingen ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:
  • welchen Weg besonders intelligente Dominikaner im 13. Jahrhundert in ihrer Ausbildung üblicherweise gehen,
  • welche Themen man in Eckharts mehr als 300 überlieferten Predigten vergeblich sucht,
  • wie Meister Eckhart in die Mühlen der Inquisition gerät,
  • wie Meister Eckharts Lehren auch noch rund 500 Jahre nach seinem Tod wirken.

Eckhart von Hochheim tritt nach der Schule ins Dominikanerkloster in Erfurt ein. Er wird von seinem Orden zum Theologen ausgebildet – und so einer der bedeutendsten Philosophen des Mittelalters. Mit seiner damals außergewöhnlichen Denkweise ruft Meister Eckhart später die Inquisition auf den Plan. Der Kölner Erzbischof Heinrich II. von Virneburg leitet im Jahr 1325 ein Verfahren ein. Das Verfahren wird an den Papst weitergegeben. Der Vorwurf der Ketzerei wird auf eine Lehr-Untersuchung abgemildert.

Doch während des langwierigen Prozesses stirbt Meister Eckhart am 28. Januar 1328 in Avignon. Auf Drängen des Kölner Erzbischofs verurteilt der Papst 17 von Eckharts Thesen als Irrlehren. Doch auch nach seinem Tod verbreiten sich seine Predigten und Schriften. Jahrhunderte später setzen sich Philosophen wie Fichte, Hegel, Schopenhauer und Nietzsche mit Eckharts Denken auseinander.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Dietmar Mieth, Professor für Theologische Ethik an der Universität Tübingen
  • Meister Eckhart: Texte und Kommentar von Gerhard Wehr. Marix Verlag
  • Dietmar Mieth: Meister Eckhart, München 2014
  • Kurt Flasch: Meister Eckhart. Philosoph des Christentums. Beck, München 2010
  • Gerhard Wehr: Meister Eckhart. Rowohlt 2008

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Carolin Rückl/Frank Zirpins

Max Lorenz: Der Tenor, der Hitler trotzte

Max Lorenz: Der Tenor, der Hitler trotzte WDR Zeitzeichen 11.01.2025 14:44 Min. Verfügbar bis 12.01.2099 WDR 5

Eine Jahrhundertstimme bescheinigt man dem Heldentenor Max Lorenz. Dass Adolf Hitler seine Auftritte in Bayreuth bewundert, schützt den schwulen Sänger und seine jüdische Ehefrau. Lorenz stirbt am 11.01.1975.

Im Dezember 1926 gewinnt der gebürtige Düsseldorfer Max Lorenz einen Gesangswettbewerb in der Berliner Philharmonie, an dem über dreihundert Sänger teilnehmen. 1933 verpflichtet man ihn an die Berliner Staatsoper. Es folgen zahlreiche Gastspiele an vielen Opernhäusern in aller Welt. Mit seiner Kunst beeindruckt Lorenz nicht nur das Opernpublikum, sondern auch einige Nazigrößen. Sein Gesang ermöglicht dem Homosexuellen, mit einer Jüdin verheirateten Max Lorenz, das Überleben. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Thomas Voigt, deutscher Journalist und Filmemacher ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:
  • wie ein Geistlicher die Gesangskarriere des Düsseldorfer Metzgersohns Max Sülzenfuß, später Lorenz, entscheidend in Gang bringt,
  • welche wichtige Rolle Richard Wagners Sohn Siegfried für die Karriere des Sängers spielt,
  • wie Lorenz sich vor einem wichtigen Gesangstest vorübergehend die Stimme ruiniert,
  • wie sich ein Familienmitglied dafür bedankt, dass Lorenz seine jüdische Frau und die Schwiegermutter im Nationalsozialismus schützt.

Der gebürtige Düsseldorfer Max Lorenz entwickelt sich in den 1920er und 30er Jahren zum bekannten und viel beschäftigten Heldentenor. Ab 1933 singt er regelmäßig bei den Wagner-Festspielen auf dem Grünen Hügel in Bayreuth.

Seine ersten Erfolgsjahre in Bayreuth fallen in die Zeit des Nationalsozialismus. Aber Lorenz ist homosexuell und seine Frau Lotte Jüdin. Als Lorenz mit einem jungen Mann erwischt wird, setzt sich Winifred Wagner, die Schwiegertochter des Komponisten, bei ihrem Freund Adolf Hitler für den Sänger ein. Lorenz, seine Ehefrau und die Schwiegermutter erhalten den persönlichen Schutz Hermann Görings. Max Lorenz schützt während der NS-Zeit nicht nur seine Frau, sondern auch andere jüdische Kolleginnen und Kollegen. Sein Schwager hat ihm das nie vergessen. Max Lorenz wird 73 Jahre alt. Er stirbt am 11. Januar 1975.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Thomas Voigt, deutscher Journalist und Filmemacher
  • Walter Herrmann: Max Lorenz. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1976
  • Max Lorenz - Wagner’s Mastersinger - Hitler’s Siegfried. Eine Dokumentation von Eric Schulz und Claus Wischmann. DVD Medici 0880242569288
  • Max Lorenz: Berlin, Bayreuth, Wien. In: Josef Müller-Marein/Hannes Reinhardt. Das musikalische Selbstportrait von Komponisten, Dirigenten, Instrumentalisten, Sängerinnen und Sängern unserer Zeit. Hamburg: Nannen 1963, S. 91-97

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vratz
Redaktion: Frank Zirpins

John D. Rockefeller und die Quelle seines legendären Reichtums

John D. Rockefeller und die Quelle seines legendären Reichtums WDR Zeitzeichen 10.01.2025 14:08 Min. Verfügbar bis 11.01.2099 WDR 5

John D. Rockefeller gründet am 10.1.1870 Standard Oil. Damit wird er zum ersten Milliardär der Wirtschaftsgeschichte. Sein Reichtum ist bis heute sprichwörtlich.

Die Standard Oil Company macht John D. Rockefeller zum Superreichen, doch sein Enkel beschreibt ihn als bescheidenen Mann. Trotz seines gewaltigen Vermögens sei der tiefreligiöse Rockefeller verhältnismäßig bedürfnislos. Seine Religiosität hält ihn allerdings nicht davon ab, knallhart gegen Konkurrenzunternehmen vorzugehen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Heiko Kleve, Wittener Institut für Familienunternehmen ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:
  • warum John D. Rockefellers Image durchaus widersprüchlich ist,
  • was Rockefeller mit Henry Ford, Steve Jobs oder Elon Musk verbindet,
  • mit welchen Methoden Rockefeller Konkurrenten vom Markt räumt,
  • warum Rockefeller ausgerechnet durch die gerichtlich angeordnete Zerschlagung der Standard Oil Company noch reicher wird.

John D. Rockefeller steht prototypisch für den US-amerikanischen Lebenstraum "vom Tellerwäscher zum Millionär". Sein Motto: "Schau nach vorn." Nicht zurück auf die bedrückende Zeit der Kindheit, als der Vater die Familie im Stich lässt. Vielleicht verhilft diese Fähigkeit Unternehmern wie ihm zum Erfolg. Oder dass ihnen am Ende egal ist, was die Welt von ihnen denkt.

Rockefeller kämpft nach den ersten Öl-Funden im Jahr 1859 mit harten Bandagen gegen die Konkurrenz. Mit Erfolg: Die Standard Oil Company, die er am 10. Januar 1870 in seiner Heimatstadt Cleveland im Bundesstaat Ohio gründet, macht ihn schwindelerregend reich und mächtig.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und unser Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Heiko Kleve, Wittener Institut für Familienunternehmen
  • Ida Tarbell, Investigativjournalistin: Beiträge in McClure’s Magazine. 1902 bis 1904
  • John D. Rockefeller: The Classic Autobiography. Artikelserie 1909

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Autor: Kay Bandermann
Redaktion: Christoph Tiegel und Seva Inci Suvak
Technik: Nicolas Dohle

Der ewige König von Deutschland - Geburtstag von Rio Reiser

Der ewige König von Deutschland - Geburtstag von Rio Reiser WDR Zeitzeichen 09.01.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 10.01.2099 WDR 5

Rio Reiser wird am 9.1.1950 geboren. In seinem kurzen Leben wird er zur musikalischen Ikone der 68er, zum Popstar, zum queeren Vorreiter und zum Meister des tragischen Chansons auf Deutsch.

Rio Reiser ist Sänger der Band "Ton Steine Scherben" und der selbst ernannte "König von Deutschland". Rio Reiser lebt für die Musik - ein wildes, aber viel zu kurzes Leben. Insgesamt nimmt er sechs Soloalben auf. Er schreibt Theaterstücke und Filmmusik, ist als Schauspieler aktiv und schreibt für die Stadt Unna eine Oper. Doch sein Arbeitspensum und vermehrter Alkoholkonsum fordern ihren Tribut: Gerade mal 46 Jahre ist Rio Reiser alt, als er am 20. August 1996 stirbt. Die offizielle Todesursache lautet Kreislaufversagen aufgrund innerer Blutungen. ***Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Gert C Möbius, Bruder, Drehbuchautor, zeitweise Manager von Ton Steine Scherben***


In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • wie aus Ralph Christian Möbius Rio Reiser wird,
  • welche Rollen Dosenravioli und Ben Hur in den Nachmittagen des 13-jährigen Ralph Christian spielen,
  • was den Zusammenhalt der Familie Möbius stärkt,
  • womit Herbert Grönemeyer es sich bei Rio Reiser gründlich verdorben hat.

1966 ist aus Ralph Christian Möbius längst Rio Reiser geworden. 1970 gründet er die Band "Ton, Steine, Scherben".

Schon 1984 veröffentlicht Rio Reiser eine erste erfolglose Solosingle. 1986 erscheint die erste Solo LP, gefolgt von einer erfolgreichen Tournee. Alte Fans werfen ihm Ausverkauf an die Industrie vor. In den folgenden zehn Jahren erscheinen fünf weitere Soloalben. Rio Reiser reibt sich auf. In Talkshows wirkt er zwar witzig und wach, aber er wird blasser und dünner. Am 20. August 1996 stirbt Rio Reiser in Fresenhagen/Nordfriesland an Herz- und Kreislaufversagen nach einer anstrengenden Solotour. Die letzten Worte des Pfarrers am Grab: "Keine Macht für niemand, auch nicht für den Tod."

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Gert C. Möbius, Rio Reisers Bruder und Drehbuchautor, zeitweise Manager von "Ton Steine Scherben"

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Autor: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Frank Zirpins

Boudicca: Wie die keltische Rebellin London niederbrannte

Boudicca: Wie die keltische Rebellin London niederbrannte WDR Zeitzeichen 08.01.2025 13:59 Min. Verfügbar bis 09.01.2099 WDR 5

Eine Frau führt im Jahr 60 n.Chr. die Rebellion der Kelten gegen die römischen Besatzer in Britannien an. Boudicca feiert gibt erste Siege, das antike Londinium brennt - dann schlägt Rom zurück...

Im Boudicca-Aufstand erheben sich in den Jahren 60 n. Chr. und 61 n. Chr. die insel-keltischen Volksstämme der Icener und Trinovanten gegen die römischen Besatzer. Unter Führung der britannischen Königin Boudicca werden unter anderem das heutige Colchester, London und St. Albans verwüstet und gebrandschatzt. Verteidiger und Bewohner finden den Tod. Eine zahlenmäßig unterlegene römische Armee unter Gaius Suetonius Paulinus bezwingt die Aufständischen schließlich in den Midlands. ***Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Professor Kai Brodersen, Historiker für Antike Kultur an der Universität Erfurt.***


In diesem Zeitzeichen erzählt Tobias Sauer:
  • wie die Sorge um ihre Töchter Boudicca zur Rebellen-Anführerin macht,
  • wie die Britannier in ihrem Zorn den Römern an Grausamkeit nicht nachstehen,
  • warum Boudicca als Frau eine besondere Herausforderung für die Römer ist,
  • wer sich später auf die keltische Anführerin Boudicca beruft.

Im Jahr 60 gerät die römische Herrschaft über Britannien bedrohlich ins Wanken. Rebellen erobern die römische Provinzhauptstadt Camulodunum (Colchester) und brennen die heutigen Städte London und St. Albans nieder. Zehntausende sterben. Der Aufstand trifft die Römer völlig unvorbereitet.

Am meisten überrascht sie aber, dass die Rebellion von einer Frau angeführt wird: Boudicca, der Witwe von Prasutagus, dem König der Icener. Prasutagus wollte den Frieden sichern, indem er sein Reich sowohl dem römischen Kaiser Nero als auch seinen beiden Töchtern vermacht. Doch nach seinem Tod ignorieren die Römer das Testament. Für Boudicca ist der Moment gekommen, sich gegen die Besatzer zur Wehr zu setzen. Boudiccas Kampf um die Freiheit scheitert. Ein Großteil ihrer Kämpfer fällt der kampferfahrenen römischen Armee zum Opfer, während die Römer nur geringe Verluste beklagen. Immerhin kann Boudicca vom Schlachtfeld fliehen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Kai Brodersen, Historiker, Prof. für Antike Kultur, Universität Erfurt
  • Verena Schulz, Philologin, Prof. für klassische Philologie, Universität Eichstätt
  • Tacitus: Annalen. Übersetzt von Erich Heller, Düsseldorf/Zürich 2005
  • Tacitus: Agricola. Übersetzt und erläutert von Karl Büchner, Stuttgart 1985
  • Cassius Dio: Römische Geschichte. Übersetzt von Otto Veh, Düsseldorf 2009
  • Mary Beard (2023): SPQR: die tausendjährige Geschichte Roms, Frankfurt am Main 2023
  • Caitlin Gillespie: Boudica: warrior woman of Roman Britain, New York 2018
  • Adrian Goldsworthy: Pax Romana: war, peace and conquest in the Roman world, London 2017.

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Autor: Tobias Sauer
Redaktion: David Rother
Technik: Antonia Herzog

Inês de Castro: die Tote, die Königin von Portugal wurde

Inês de Castro: die Tote, die Königin von Portugal wurde WDR Zeitzeichen 07.01.2025 14:49 Min. Verfügbar bis 08.01.2099 WDR 5

Sie war die verbotene Liebe des portugiesischen Thronfolgers. Am 7. Januar 1355 wurde Inês de Castro auf königliche Anordnung ermordet. Um posthum doch Königin zu werden.

Es ist die größte Liebesgeschichte Portugals, und sie ist genauso schaurig wie traurig: Am Johannistag anno 1360 erstrahlt die Kathedrale von Coimbra im Schein unzähliger Kerzen. Auf einem der beiden Thronsessel im Chor lehnt eine schmale Gestalt, völlig reglos, in Purpur gehüllt, eine Krone auf dem Kopf. Neben ihr sitzt Pedro I., ein düsterer Mann mit scharfen Zügen. Der König wartet auf die Granden seines Reiches. Sie sollen seiner Gemahlin Inês zur Krönung gratulieren. Doch Portugals Königin ist seit fünf Jahren tot. ***Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Prof. Dr. Klaus Herbers, Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.***


In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • die tragische Geschichte der verbotenen Liebe zwischen dem jungen Thronfolger Pedro I. und der schönen Hofdame Inês de Castro,
  • wie viele Opern über das tragische Schicksal der Inês de Castro verfasst werden,
  • warum Inês de Castro als Bedrohung für die Unabhängigkeit Portugals angesehen wird,
  • welch tragische Folgen ein Jagdausflug des jungen Prinzen hat,
  • wie Pedro I. grausam Rache an den Mördern seiner Frau genommen haben soll.

Die Romanze von Inês de Castro und Dom Pedro gilt als Portugals "Romeo und Julia". Sie handelt von glühender Liebe und Hingabe, von politischem Mord und grausamer Rache, von inniger Verbundenheit weit über den Tod hinaus.
Im Jahr 1340 muss das noch junge Königreich Portugal, das sich erst im 12. Jahrhundert von Spanien gelöst hat, um seine Unabhängigkeit kämpfen. König Alfons IV. will die Spannungen mit dem König von Kastilien durch die Hochzeit seines ältesten Sohn Pedro mit der kastilischen Prinzessin Constança Manuel beilegen. Der Infant ist nicht gerade begeistert von seiner Braut. Constança bringt 1340 allerdings eine Vertraute mit, die ihn auf den ersten Blick verzaubert: Inês de Castro. Der Beginn einer tragischen Liebesgeschichte.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Klaus Herbers, Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Zeha Schröder, deutscher Bühnenautor, Regisseur und Schauspieler
  • Axel Schönberger: "Die portugiesische Geschichte von den Anfängen bis zur Nelkenrevolution im Abriss." In: Dietrich Briesemeister/Axel Schöneberger (Hrsg.): "Portugal heute: Politik, Wirtschaft, Kultur", S. 119-158 Vervuert Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main 1997
  • Annette Seemann: "Wahn, der uns beglückt. Leid, das uns erdrückt - Inês de Castro und Dom Pedro". In: Annette Seemann: "Sinnlichkeit und Eigensinn. Außergewöhnliche Frauenleben." Reinbek bei Hamburg 2002
  • Walther L. Bernecker/Klaus Herbers: "Geschichte Portugals", Stuttgart 2013

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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Christoph Tiegel/Matti Hesse
Technik: Theo Kramer

Es war einmal ein übersehener Märchenbruder: Ferdinand Grimm

Es war einmal ein übersehener Märchenbruder: Ferdinand Grimm WDR Zeitzeichen 06.01.2025 14:45 Min. Verfügbar bis 07.01.2099 WDR 5

Die berühmten Brüder Grimm, Jacob und Wilhelm, hatten noch einen Bruder, der Märchen sammelte. Vergleichbarer Erfolg blieb ihm versagt. Ferdinand Grimm starb am 6.1.1845.

An seinem Lebensende wohnt Ferdinand Philipp in einem feuchten, kalten Zimmer zur Miete, ernährt sich von "alter Blutwurst" und schreibt mit klammen Fingern an seinen Sammlungen. Er hat vor, noch ein eigenes großes Werk herauszugeben.


In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • wer alles zur Familie Grimm gehört,
  • warum Ferdinand Philipp Grimm oft als schwarzes Schaf bezeichnet wird,
  • unter welchem Pseudonym er publiziert,
  • wie seine bekannten Brüder über seine Märchensammlung denken,
  • was er mit Heinrich von Kleist und Bettina von Arnim zu tun hat.

Ferdinand Philipp Grimm hat zeit seines Lebens mit verschiedenen Problemen zu kämpfen. Am 18. Dezember 1788 wird er in Hanau in eine Überfliegerfamilie geboren, in der seine älteren Brüder Jacob und Wilhelm - die Gebrüder Grimm - den Ton angeben. Von ihnen wird er als nutzlos und faul eingeschätzt.

Auch gesundheitlich geht es Ferdinand Philipp nicht gut: Er leidet an Depressionen und schreibt im Alter von Gicht, Schwindel, Ohnmachtsanfällen und anhaltenden Kopfschmerzen. Die Arbeitsdisziplin, die seine berühmten Brüder auszeichnet, hat er nicht. Es gelingt ihm nicht, seine Begabungen zu bündeln und beruflich erfolgreich zu werden. Trotzdem veröffentlicht er verschiedene Bücher. Das Erscheinen seiner eigenen großen Sammlung, "Burg- und Bergmärchen", erlebt er allerdings nicht mehr.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Heiner Boehnke (Autor)
  • Hans Sarkowicz (Autor)
  • Jule Ana Herrmann (Literaturwissenschaftlerin)
  • Heiner Boehnke und Hans Sarkowicz: Der fremde Ferdinand - Märchen und Sagen des unbekannten Grimm-Bruders. Berlin 2020
  • Jule Ana Herrmann: Ein Denkmal aus Papier und Tinte - Zum literarischen Einfluss Benedikte Nauberts auf das Werk Ferdinand Grimms. Baden-Baden 2020

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Autorin: Martina Meißner
Redaktion: Sefa Inci Suvak

John Rabe: "Der gute Deutsche von Nanking"

John Rabe: "Der gute Deutsche von Nanking" WDR Zeitzeichen 05.01.2025 14:43 Min. Verfügbar bis 06.01.2099 WDR 5

Im japanisch-chinesischen Krieg rettet er mehr als 200.000 Chinesen das Leben. In China als Held gefeiert, stirbt John Rabe am 5.1.1950 unbekannt und verarmt in Berlin.

Weltweit steht die Hakenkreuzfahne für Judenhass, Verfolgung und Diskriminierung. In der chinesischen Hauptstadt Nanking wird sie 1937 ironischerweise zum Symbol für das Überleben: John Rabe kennzeichnet damit die internationale Schutzzone in seinem Garten und kann so chinesische Zivilisten vor den vorrückenden Japanern in Sicherheit bringen. *** Gesprochen haben wir für das Zeitzeichen unter anderem mit: Torsten Weber (Historiker, Deutsches Institut für Japanstudien Tokio) ***


In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • durch wen John Rabe zur Einrichtung einer internationalen Schutzzone inspiriert wird,
  • warum er Adolf Hitler um Hilfe bittet,
  • wie Rabe japanische Tiefflieger-Angriffe verhindert,
  • was die Gestapo nach Rabes Rückkehr nach Deutschland gegen ihn unternimmt,
  • warum er nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst nicht entnazifiziert wird.

Am 13. Dezember 1937 besetzen japanische Truppen die damalige chinesische Hauptstadt Nanking. Das japanische Kaiserreich will in Ostasien die alles beherrschende Großmacht werden.

Der deutsche Kaufmann John Rabe leitet zu diesem Zeitpunkt die Siemens-Vertretung in Nanking. Ihm gelingt es, dort eine internationale Schutzzone einzurichten: Rund zwei mal zwei Kilometer groß, am Rand der Zone Rabes Wohnhaus. Er nimmt Flüchtlinge auf, lässt sie in seinem Garten kampieren und in seinem Haus übernachten.

Im Februar 1938 muss Rabe Nanking verlassen, weil Siemens die dortige Filiale schließt. Er kehrt nach Deutschland zurück. Rund 200.000 Menschen haben bis zu diesem Zeitpunkt dank der Sicherheitszone das Massaker der japanischen Truppen überlebt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Torsten Weber (Historiker, Deutsches Institut für Japanstudien Tokio)
  • Erwin Wickert (Hg.): John Rabe. Der gute Deutsche von Nanking. München, 2009

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Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Sarah Fitzek