Zur Jahrhundertwende packt die Oberschicht das Fernweh, vor allem Schiffsreisen über den Atlantik sind beliebt. Die europäischen Reedereien wetteifern um die Gunst der zahlungskräftigen Kundschaft von und nach New York. Um im Wettbewerb die Nase vorn zu haben, beschließt die britische Reederei Cunard 1926 das größte und schnellste Schiff der Welt zu bauen: die Queen Mary.
Sie soll zusammen mit einem weiteren neuen Passagierdampfer – der Queen Elizabeth – einen wöchentlichen Transatlantikfahrplan bedienen. Damit das gelingt, braucht Cunard zwei sehr schnelle und sehr große Schiffe.
Staatlich subventionierter Schiffsbau
1930 beginnen die Bauarbeiten. Schon während dieser Zeit wird die "Queen Mary" zum nationalen Symbol. Als der Reederei in Folge der Weltwirtschaftskrise das Geld ausgeht, finanziert die britische Regierung die Fertigstellung des Prestige-Projekts.
200.000 Menschen beobachten im September 1934 begeistert den Stapellauf in Glasgow, darunter King George V. und seine Gattin Mary. Mit einer Flasche mit australischem Wein tauft die Monarchin das Schiff auf ihren Namen.
Ruß ruiniert die Kleidung
Doch es dauert noch fast zwei Jahre bis die prunkvolle Ausstattung des Schiffs komplett ist. Alleine 50 verschiedene Holzarten aus dem gesamten Empire werden verbaut und zehn Kilometer Teppich verlegt. "Der Reichtum, der im Speisesaal zur Schau gestellt wurde, war geradezu unbeschreiblich", notiert Passagier Jo Hepworth später.
Auf der Jungfernfahrt, die am 27. Mai 1936 beginnt, muss die feine Gesellschaft indes noch über so manches hinwegsehen. "Auf den ersten Reisen rußte die Queen Mary ganz fürchterlich", erzählt der Schiffsfahrtexperte Nils Schwerdtner. "Und dieser Ruß wurde aufs Deck hinab geweht und ruinierte da zahlreichen Passagieren die Kleidung."
In Rekordzeit nach New York
Zudem bremst Nebel die Geschwindigkeit der Reise. Erst auf ihrer sechsten Fahrt schafft die "Queen Mary" dann den erhofften Rekord: Der Vorzeige-Dampfer erreicht New York als erstes Schiff mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von mehr als 30 Knoten, umgerechnet rund 56 Kilometer in der Stunde.
In den folgenden 31 Jahren wird die "Queen Mary" noch rund 1.000 Mal den Atlantik überqueren. Allerdings nicht immer als Luxusschiff. Im Zweiten Weltkrieg wird sie zum Truppentransport und als Hospitalschiff eingesetzt.
Nach dem Krieg wird die Königin der Meere generalüberholt und bringt fortan wieder Passagiere über den Atlantik. 1967 wird die "Queen Mary" in den Ruhestand geschickt. Sie dient heute im Hafen von Long Beach als Museum und schwimmendes Hotel.
Autor des Hörfunkbeitrags: Ralf Gödde
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 27. Mai 2021 an den Dampfer "Queen Mary". Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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