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Tausende demonstrieren in Aachen gegen Rechtsextremismus

Stand: 18.01.2025, 23:36 Uhr

In Aachen fällt die Demo eines Rechtspopulisten kleiner aus als gedacht. Mehrere Tausend Menschen stellten sich ihnen in den Weg, einige von ihnen gewaltsam. Zwei Polizisten wurden verletzt.

Statt der erwarteten 800 Teilnehmer waren rund 100 Menschen zu der Demo gekommen, die ein selbst ernannter Rechtspopulist angemeldet hatte. Etwa 7.700 Menschen haben sich nach Polizeiangaben zu Gegendemonstrationen versammelt.

Beide Demonstrationszüge sind am Samstagnachmittag ungefähr zeitgleich im Aachener Ostviertel gestartet und zogen Richtung Hauptbahnhof - nicht weit voneinander entfernt, jedoch ohne auf der Strecke aufeinanderzutreffen.

Polizei: Straftaten durch Gegendemonstranten

Am Bahnhof Rothe Erde sind die Teilnehmer der Rechtsaußen-Demo losgezogen, die unter dem Motto "für Recht und Ordnung, gegen Linksextremismus und politisch motivierte Gewalt" angemeldet wurde. Veranstalter ist Ferhat Sentürk, der früher AfD-Mitglied in Aachen war und sich heute selbst als Rechtspopulist bezeichnet. Ein WDR-Reporter vor Ort zählte rund 80 Personen. Die Aachener Polizei sprach von 150 Teilnehmern und teilte mit: "Zusammenfassend störten ca. 600 gewalttätige Straftäter wiederholt den Demonstrationszug der 'Bürgerlichen Allianz für Deutschland' und verübten Straftaten."

Am Abend gab es am Aachener Hauptbahnhof eine Abschlusskundgebung der Demo gegen Rechts. Mit dabei war auch Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen. Sie sagte, sie sei stolz auf so viele Teilnehmende. Die parteilose Politikerin war 2020 zur Oberbürgermeisterin gewählt worden.

Rechtsextreme Gruppen trommeln im Netz für Kundgebung

Demozug setzt sich in Bewegung

Demozug setzt sich in Bewegung

Im Netz haben im Vorfeld diverse rechtsextreme Gruppierungen Interesse für die Veranstaltung gezeigt - und damit Sorgen geschürt, dass Neonazis durch Aachen ziehen und eine Veranstaltung der queeren Community ins Visier nehmen könnten, die am Abend im Autonomen Zentrum stattfindet. Denn in unmittelbarer Nähe sollte der Demozug enden. Der Streckenverlauf war jedoch in Absprache von Polizei und Veranstalter geändert worden. Demo-Initiator Sentürk hatte in sozialen Medien zu einer friedlichen Veranstaltung aufgerufen.

Gegendemo, Menschenkette und weitere Protestaktionen

In Aachen fanden zahlreiche Protestaktionen statt, unter anderem vom Bündnis "Wir sind Aachen". Nach Angaben der Veranstalter lautet das Motto der Protestaktionen: "Neonazis in Aachen? Nicht mit uns!".

Aachener zeigen Flagge gegen Rechts

Aachener zeigen Flagge gegen Rechts

Der Verein Rainbow hat zu einer Menschenkette aufgerufen, die von 18 Uhr bis 3 Uhr morgens die rund 100 Meter vom Hauptbahnhof bis zum Autonomen Zentrum schützen soll. Damit soll laut Organisatoren erreicht werden, dass sich queere Menschen auf dem Weg vom Hauptbahnhof zum Veranstaltungsort sicher fühlen können.

42.000 unterzeichnen Online-Petition gegen rechtsextreme Demo 

Schon im Vorfeld hatte die von Sentürk angemeldete Demo hohe Wellen geschlagen. Mehr als 42.000 Menschen haben eine Petition mit dem Titel "Gegen den geplanten Neonazi-Aufmarsch am 18.01.2025 in Aachen" unterzeichnet. In der Petition heißt es, man rechne damit, dass die Demo gewaltbereite Rechtsextreme und Neonazis aus ganz Deutschland anziehen könnte, und sehe die Sicherheit von queeren Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund gefährdet.

Polizei mit Großaufgebot, Autofahrer müssen mit Verkehrsbehinderungen rechnen

Die Polizei ist mit vielen Kräften vor Ort gewesen. Sie hielt verschiedene Lager der Demonstranten mithilfe von Absperrungen voneinander fern. Bei einer Blockade von 200 teilweise vermummten Gegendemonstranten setzte die Polizei Schlagstöcke ein, um den Weg freizumachen, sagte ein WDR-Reporter. Linke Demonstranten warfen Feuerwerkskörper. Die Polizei erklärte, sie habe alle Personalien aufgenommen, darunter auch die von elf Minderjährigen.

Demo gegen Rechts in Aachen

Protestierende zünden Pyrotechnik

Es kam zu einzelnen Flaschenwürfen aus der Menge. Demonstrierende, die auf das Dach einer Bushaltestelle geklettert waren, riefen "Nazis raus" und zündeten Pyrotechnik.

In der Aachener Innenstadt, im Ost- und Frankenberger Viertel mussten sich Autofahrer während der Demos auf Verkehrsbehinderungen einstellen. Auch der Verkehrsbetrieb ASEAG erwartete erhebliche Störungen des Busverkehrs. 

Unsere Quellen:
 
• WDR-Reporter vor Ort
• Polizei Aachen
• ASEAG 
• Rainbow Aachen e.V.
• Bündnis "Wir sind Aachen"
• Instagram-Seite von Ferhat Sentürk

Demo in Aachen kleiner als erwartet

WDR Studios NRW 18.01.2025 00:19 Min. Verfügbar bis 18.01.2027 WDR Online