In der Aachener Innenstadt war am Samstagmittag noch wenig davon zu spüren, dass an diesem Wochenende hoher Staatsbesuch aus der Ukraine eintreffen könnte. Wie üblich flanierten Passanten durch die Straßen und Gassen; die Terrassen der Cafés und Restaurants wurden bei dem sonnigen Wetter von Ausflüglern und Aachenern gern genutzt. Bei genauerem Hinsehen bemerkte man jedoch vermehrt Polizei-Einsatzwagen, die in der Stadt postiert sind.
Polizei versiegelt Gullys
Sicherheit geht vor: Gullydeckel sind versiegelt
Bereits in den vergangenen Tagen wurden in der Aachener Innenstadt alle Schächte und Gullys auf Sprengstoff untersucht und versiegelt. Besondere Vorkehrungen werden auch für das Aachener Rathaus getroffen: Die Fenster im Krönungssaal, wo die Verleihung des Karlspreises stattfindet, wurden mit einer speziellen Folie überklebt. So soll verhindert werden, dass von Außen die Silhouetten teilnehmender Personen zu erkennen sind.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag müssen zudem die Gaststätten rund um das Aachener Rathaus um Mitternacht schließen. Dann wird die Polizei auch damit beginnen, Absperrgitter aufzustellen. Am Sonntag wird zusätzlich der Luftraum über Aachen in einem Radius von 30 Meilen gesperrt.
Kommt Selenskyj wirklich nach Aachen?
Die Absperrgitter stehen schon bereit
Ob Wolodymyr Selenskyj wirklich persönlich zur Verleihung erscheint, ist allerdings immer noch offen. Am Samstag ist der ukrainische Präsident nach Rom geflogen, wo er sich mit dem italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella getroffen hat. Auch ein Gespräch mit Papst Franziskus ist geplant. Zwar ist noch nicht bestätigt, dass Selenskyj danach nach Deutschland und eben auch Aachen reist. Am Samstag heißt es aus deutschen Regierungskreisen aber, dass Selenskyj nach Deutschland kommen werde.
In Aachen laufen die Vorbereitungen bei den Sicherheitskräften auf jeden Fall auf Hochtouren. Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach spricht von einer speziellen Herausforderung: "Wir haben einen Preisträger, der aus einem Krieg kommt, für eine ganz angespannte politische Lage in Europa steht, selbst massiv bedroht wird. Das fordert uns heraus."
Mehrere Hundertschaften der Polizei - auch aus anderen Bundesländern - werden im Einsatz sein. "Wir werden alles tun, um die Sicherheit der Gäste der Karlspreisverleihung, aber auch von Bürgerinnen und Bürgern, zu gewährleisten. Dazu werden wir mit allem aufwarten müssen, was die nordrhein-westfälische Polizei hat", so Weinspach.
Mehrere Demos erwartet
Fahnenmeer auf dem Marktplatz
Sollte der ukrainische Präsident tatsächlich nach Aachen kommen, wird es aus Sicherheitsgründen kein Händeschütteln mit der Bevölkerung vor Ort geben. Als Ersatz wird Selenskyj voraussichtlich eine Video-Grußbotschaft senden. Anlässlich der Preisverleihung werden auch viele Geflüchtete aus der Ukraine erwartet. Es sind mehrere Kundgebungen angekündigt - darunter Solidaritäts-Kundgebungen mit der Ukraine sowie Anti-Kriegs-Demonstrationen.