Junge Menschen liegen auf einer Wiese, eine junge Frau hat Grashalme im Mund

Koalitionsvertrag von Union und SPD - Kritik an teuren Rentenplänen

Stand: 12.04.2025, 15:11 Uhr

An den Rentenpläne von Union und SPD gibt es Kritik. Was die Pläne vorsehen und welche Auswirkungen sie auf junge Menschen haben.

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Die Pläne von Union und SPD für ein stabiles Rentenniveau und bessere Mütterrenten kosten nach Berechnung der Arbeitgeber bis 2031 rund 50 Milliarden Euro. "Der Koalitionsvertrag lässt leider jegliche Anstrengungen vermissen, das Ausgabenwachstum in der Rentenversicherung zu begrenzen", sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Schon in dieser Wahlperiode drohe ein Anstieg des Rentenbeitragssatzes von heute 18,6 auf mehr als 20 Prozent. Das belastet nicht zuletzt die junge Generation nachhaltig.

Mitglied des Sachverständigenrates Wirtschaft, Prof. Dr. Martin Werding

Prof. Dr. Martin Werding

Auch der Wirtschaftsweise Prof. Martin Werding geht aufgrund der schwarz-roten Rentenpläne davon aus, dass die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler in den kommenden Jahren deutlich höhere Beträge zahlen müssten. Grundproblem des gesetzlichen Rentensystems ist, dass immer weniger Beschäftigte immer mehr Rentnerinnen und Rentner finanzieren müssen. Der Staat unterstützt die Versicherung daher jährlich in Milliardenhöhe.

Rentenpläne in doppelter Hinsicht generationenungerecht

Prof. Dr. Veronika Grimm bei der Bundespressekonferenz zur Vorstellung des Frühjahrsgutachten 2024 - Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung

Prof. Dr. Veronika Grimm

Die Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm warf Union und SPD vor, die Entscheidung für nötige grundlegende Rentenreformen hinauszuschieben und dies der nächsten Bundesregierung zu überlassen. Die Rentenpläne von Schwarz-Rot seien in doppelter Hinsicht generationen-ungerecht, sagte Grimm dem WDR. Die Jungen belaste man perspektivisch über die Maßen, für sie werde es immer unattraktiver zu arbeiten. Und den Alten schenke man keinen reinen Wein ein. Die These "Die Rente ist sicher" stimme so nicht. Das Rentensystem in seiner derzeitigen Form werde auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten sein.

Kritik kam auch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Statt immer höherer Rentenversprechungen seien Lösungen nötig, die für alle Altersgruppen fair seien. Die junge Generation dürfe nicht allein steigende Lasten tragen. "Wir brauchen eine nachhaltige Stärkung kapitalgedeckter Modelle, also der betrieblichen und privaten Altersvorsorge", sagte der stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführer Moritz Schumann unlängst.

Was die Rentenpläne von Union und SPD im Einzelnen vorsehen

  • Rentenniveau: Union und SPD wollen das Rentenniveau gesetzlich bis zum Jahr 2031 bei 48 Prozent absichern. Ihr Ziel: die finanzielle Sicherheit der Rentner gewährleisten. "Die Mehrausgaben, die sich daraus ergeben, gleichen wir mit Steuermitteln aus“, heißt es dazu im Koalitionsvertrag wörtlich.
  • Mütterrente: Alle Mütter in Deutschland sollen wegen der Anerkennung der Kindererziehung gleich behandelt werden. Frauen, die ihre Kinder ab 1992 geboren und erzogen haben, erhalten bis 3 Rentenpunkte und maximal 36 Kalendermonate Kindererziehungszeiten als Pflichtbeitragszeiten anerkannt. Hingegen bekommen bislang Mütter, die ihre Kinder vor 1992 geboren und erzogen haben, nur bis 2,5 Rentenpunkte und maximal 30 Kalendermonate Erziehungszeiten. Um diese Ungleichbehandlung zu beenden, wollen Union und SPD die Renten der betroffenen Mütter um einen halben Entgeltpunkt erhöhen - sodass alle Mütter 3 Rentenpunkte erhalten.
  • Frühstart-Rente: Für jedes Kind in Deutschland zwischen 6 und 18 Jahren, das eine Bildungseinrichtung besucht, soll der Staat monatlich 10 Euro in ein privates Altersvorsorgekonto einzahlen. Ab dem 18. Lebensjahr bis zur Rente können weitere Einzahlungen erfolgen. Die Erträge aus dem Depot sollen bis zum Renteneintritt steuerfrei sein. "Das Sparkapital ist vor staatlichem Zugriff geschützt und wird erst mit Erreichen der Regelaltersgrenze ausgezahlt“, heißt es dazu im Koalitionsvertrag.
  • Aktivrente: Alle, die das gesetzliche Rentenalter erreicht haben und freiwillig weiterarbeiten, erhalten ihr Gehalt bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei. Das Ziel hierbei: Anreize schaffen, länger im Berufsleben zu bleiben.
  • Hinzuverdienstmöglichkeiten: Die Hinzuverdienstmöglichkeiten bei der Hinterbliebenenrente und der Grundsicherung im Alter werden verbessert. So sollen Betroffene die Möglichkeit haben, zusätzliche Einkünfte zu erzielen.
  • Selbstständige: Neue Selbstständige, die keinem obligatorischen Alterssicherungssystem wie etwa berufsständische Versorgungseinrichtungen zugeordnet sind, werden in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen. So soll ihre Altersvorsorge gesichert werden.

Quellen:

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 12.04.2025 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde ab 18.45 Uhr.

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