Nach Spielercasting: Düren unterliegt MSV Duisburg | WDR Aktuelle Stunde

00:28 Min. Verfügbar bis 12.04.2027

Nach der Casting-Aktion: Dürener Fans enttäuscht

Stand: 12.04.2025, 18:05 Uhr

Mit einer außergewöhnlichen Aktion hat der insolvente Fußball-Regionalligist 1. FC Düren vor wenigen Tagen bundesweit für Aufsehen gesorgt. Per Casting wurden neue Spieler gesucht, die schon an diesem Wochenende zum ersten Mal aufgelaufen sind. Eine umstrittene Aktion.

"Ich find’s schade", sagt Helmut Weber. Der 70-Jährige ist Mitglied und Fan des 1. FC Düren und bei jedem Heimspiel dabei. Auch heute gegen den Tabellenführer MSV Duisburg. Schade findet er nicht nur, dass der Verein insolvent ist und die gesamte Regionalliga-Mannschaft inklusive Trainer-Team wegen ausstehender Gehaltszahlungen zurückgetreten ist. Auch mit der Casting-Aktion kann er sich überhaupt nicht anfreunden.


Influencer lädt zum Casting

Fans vom 1. FC Düren vor der Westkampfbahn in Düren

Die Dürener Fans Thorsten und Helmut Weber

Nachdem zunächst die Spieler der zweiten Mannschaft aufgerückt waren, um den Spielbetrieb in der Regionalliga aufrechtzuerhalten, hatte der Influencer und Youtuber Bilal Kamarieh vertragslose Kicker aus ganz Deutschland zu einem Casting gebeten, die gut genug und bereit sein sollten, ohne Bezahlung zu spielen. Mehr als 500 bewarben sich, 30 wurden eingeladen, zehn davon schließlich ausgewählt.

"Ich halte die Aktion für eine Witzveranstaltung", sagt Weber. Und sein Sohn Thorsten ergänzt: "Diese Aktion hat auch bei den Dürener Fans für einen Knick gesorgt." Denn ausgerechnet heute, wo so ein attraktiver Gegner wie der Aufstiegskandidat MSV Duisburg zu Gast ist, können selbst Vater und Sohn in der Westkampfbahn kaum Dürener Fans erkennen.

"Normalerweise kommen 700 bis 800 zu den Heimspielen, aber heute …" Helmut Weber schüttelt enttäuscht den Kopf. Einer von zwei Dürenern, die das Spiel aus einer großen Gruppe von Duisburger Fans heraus verfolgen.

Fast wie ein Duisburger Heimspiel

Tatsächlich fühlt und hört es sich so an, als sei der MSV hier das Heimteam. 1.800 Zuschauer sind im Stadion - gefühlt fast alle in den typischen weiß-blau gestreiften Trikots des MSV. Sie feuern ihre Mannschaft lautstark an.

Fans vom MSV Duisburg sitzen auf der Tribüne des Dürener Stadions

Duisburger Fans im Dürener Stadion

Dürener Fangesänge gibt es dagegen nicht, noch nicht mal vereinzelte Rufe. Auf der Gegentribüne zeigen die MSV-Fans mit einem Transparent ihren Unmut über die Casting-Aktion der Dürener.

Verständnis für Duisburger Ärger

Ein Ärger, den die Webers völlig nachvollziehen können. "Das sind doch Spieler, die überhaupt nicht im Training stehen", sagt Vater Helmut über die gecasteten Neulinge, "was ist denn, wenn die in der zweiten Hälfte müde werden und dann zu spät in die Zweikämpfe kommen? Das Verletzungsrisiko für die Duisburger Spieler ist dann doch viel zu groß."

Viel Aufregung um nichts?

Allerdings steht von den zehn gecasteten Spielern heute nur einer in der Startelf. Zwei weitere sitzen auf der Bank, der Rest ist noch gar nicht spielberechtigt. Also eigentlich - sportlich gesehen - viel Aufregung um nichts. Am Ende gewinnen die Duisburger mit 6:0. Standesgemäß - und ohne dass sie allzu sehr von den Dürenern gefoult werden. Auch wenn Helmut und Thorsten Weber von der Führung ihres 1. FC Düren enttäuscht sind: Beim nächsten Heimspiel wollen sie wieder dabei sein.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort