Der Bürgermeister von Altena im Sauerland, Andreas Hollstein (CDU), übt nach der Messerattacke auf ihn am Montag (27.11.2017) weiter sein Amt aus. Er wolle "weiter einstehen für eine Gesellschaft ohne Hass und Gewalt", sagte er im WDR-Fernsehen. Der Anschlag auf ihn war nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft fremdenfeindlich motiviert. Hollstein ist seit Langem für sein Engagement für Flüchtlinge bekannt.
Gegen den 56-Jährigen Angreifer erging am Dienstag (28.11.2017) Haftbefehl wegen versuchten Mordes. Mit einer Lichterkette bekundeten rund 250 Bürger in Altena am Dienstagabend ihre Solidarität mit dem Bürgermeister.
Ermittler gehen von spontaner Tat aus
Ein arbeitsloser Maurer hatte Hollstein am Montagabend in einem Döner-Grill angegriffen und leicht am Hals verletzt. Hollstein wurde mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht, konnte aber noch am Abend nach Hause zurückkehren.
Die Staatsanwaltschaft Hagen geht von einer spontanen Tat aus. Der Täter habe erst im Imbiss bemerkt, dass der andere Kunde der Bürgermeister war. Hinweise, dass er Verbindungen in die organisierte rechte Szene habe, seien bislang nicht gefunden worden, sagte Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli. Der Mann sei zur Tatzeit mit rund 1,2 Promille alkoholisiert gewesen. Bürgermeister Hollstein berichtete, der Angreifer habe "kommentarlos ein Messer gezogen und gesagt: Sie lassen mich verdursten und holen 200 Flüchtlinge nach Altena".
Imbiss-Inhaber verhinderten Schlimmeres
Auch der Inhaber des Imbiss', Abdullah Demir, wurde leicht verletzt. Er und sein Sohn Ahmet konnten den Angreifer niederringen und entwaffnen. Die Polizei nahm ihn wenig später fest. In einer Pressekonferenz am Dienstagvormittag sagte Hollstein, er sei "Gottseidank nur sehr leicht verletzt worden, was Vater und Sohn Demir zu verdanken ist. Ich bin nicht sicher, ob ich sonst heute noch am Leben wäre."
Ahmet Demir meinte am Tag nach der Tat, zwischen ihm und dem Bürgermeister "ist es jetzt enger geworden. Aber ich habe jetzt auch Angst, wenn ein Kunde kommt, dass er fremdenfeindlich ist."
Einsatz für Flüchtlinge
Hollstein ist vor allem durch seinen Einsatz für Flüchtlinge bundesweit bekannt geworden. Altena nimmt mehr Flüchtlinge auf, als es müsste. Stellvertretend für die Stadt nahm Hollstein im Mai 2017 von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den ersten Nationalen Integrationspreis entgegen.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version haben wir berichtet, der Bürgermeister habe eine ca. 15 Zentimeter lange Schnittwunde am Hals. Inzwischen hat die Polizei Hagen ihre ursprüngliche Angabe, die sie unmittelbar nach der Tat veröffentlicht hatte, korrigiert. Die Wunde des Bürgermeisters ist ca. 5 Zentimeter lang.