80 Wochen gesperrt: Heute startet Mega-Bahnbaustelle am Niederrhein

Lokalzeit aus Duisburg 31.10.2024 02:30 Min. Verfügbar bis 31.10.2026 WDR Von Anett Selle

80 Wochen gesperrt: Heute startet Mega-Bahnbaustelle am Niederrhein

Stand: 01.11.2024, 06:00 Uhr

Ab heute steht eine Langzeitbahnbaustelle am Niederrhein an. 80 Wochen lang wird die Strecke von Oberhausen über Emmerich bis in die Niederlande gar nicht oder nur eingeschränkt befahrbar sein.

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Dass Baustellen den Bahnverkehr behindern, ist für Pendler und Reisende inzwischen fast Alltag. Was am Niederrhein ansteht, bezeichnet die Bahn als ein "noch nicht dagewesenes Bauvolumen". Ganze 80 Wochen lang wird die Strecke von Oberhausen im Ruhrgebiet über Emmerich bis in die Niederlande gar nicht oder nur eingeschränkt befahrbar sein. Die Langzeitbaustelle betrifft ab Freitag Pendler, Fernverkehr und die Industrie entlang der wichtigen Güterstrecke.

Weshalb wird die Strecke so aufwendig ausgebaut?

Die rund 73 Kilometer lange Strecke am Niederrhein ist ein Teilstück des europäischen Güterverkehrskorridors vom Nordseehafen Rotterdam bis nach Genua am Mittelmeer. In den 1990er Jahren beschlossen die beteiligten Länder Deutschland, Niederlande, Schweiz und Italien, die Strecke auszubauen und zu modernisieren - und so wichtige Wirtschaftsstandorte über die Schiene an die großen Seehäfen anzuschließen.

80 Wochen Bahnsperrungen zwischen Emmerich und Oberhausen

WDR Studios NRW 28.10.2024 00:26 Min. Verfügbar bis 28.10.2026 WDR Online


Die bislang nur zweigleisige Strecke mit zum Teil veralteter Technik hat jedoch ihre Leistungsgrenze längst erreicht. Die Niederlande haben ihren Abschnitt bereits 2007 fertiggestellt: Die 160 Kilometer lange Betuwe-Linie von Rotterdam zur deutschen Grenze gilt als eine der modernsten Güterverkehrsstrecken der Welt.

Wie ist der Stand des Ausbaus auf deutscher Seite?

In Deutschland hängt der Ausbau im Vergleich zu den Nachbarländern massiv hinterher. Geplant ist, auf der Strecke durchgängig ein drittes Gleis zu bauen. Allein am Niederrhein sollen 47 Brücken erneuert werden. 38 neue Brücken sollen Bahnübergänge mit Schranken ersetzen. Außerdem wird die Technik auf den neuesten Stand gebracht und der Lärmschutz für die Anwohner verbessert.

Den ersten Spatenstich gab es schon im Januar 2017 - doch bis zuletzt fehlten immer noch einige Genehmigungen. Auch wenn 2026 der 80-wöchige Baumarathon abgeschlossen ist, werden die Arbeiten an der Strecke noch über viele Jahre weitergehen.

Weshalb dauern die Arbeiten so lang?

Eine besondere Herausforderung für Ingenieure und Bauarbeiter ist laut Deutscher Bahn die Überquerung des Wesel-Datteln-Kanals. Die bestehende Brücke soll nicht nur breiter, sondern auch 1,5 Meter höher werden, damit die immer größeren Schiffe auf der Bundeswasserstraße darunter durchpassen.

Weil schwere Güterzüge nicht mit starken Steigungen klarkommen, müssen die Gleise auf insgesamt drei Kilometern Länge zwischen Voerde und Wesel auf das neue Höhenniveau angepasst werden. Dafür müssen auch andere Brücken, Oberleitungen und der Bahnhof Voerde-Friedrichsfeld angehoben werden.

Was bedeuten die Bauarbeiten für die Region?

"Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sowie auf tausende Pendlerinnen und Pendler in unserer Region werden massiv sein", sagt der Weseler Landrat Ingo Brohl (CDU). Jahrelang sei zu wenig in die Investitionen investiert worden. "Jetzt sehen wir die Folgen dieser Versäumnisse." Die Bahn müsse sicherstellen, dass die Ersatzbusse während der Bauarbeiten verlässlich fahren, forderte er.

Auf welche Einschränkungen genau müssen sich Bahnreisende einstellen?

Seit vier Jahren gibt es immer wieder Streckensperrungen, teilweise mehrere Wochen lang. Doch die nun anstehende 80-wöchige Bauphase ist nochmal etwas völlig anderes. Etwa zwei Drittel der Zeit soll die Strecke immerhin eingleisig befahrbar sein, was aber trotzdem zu Einschränkungen führt.

In der übrigen Zeit wird der Abschnitt voll gesperrt - das erste Mal ab dem 1. November für gut drei Wochen.

Gibt es für betroffene Bahnreisende Ausweichmöglichkeiten?

Während der Vollsperrungen müssen Pendler im Nahverkehr auf den Linien RE5, RE8, RE13, RE19, RE44, RE49 auf Ersatzbusse umsteigen. Fernzüge zwischen Köln und den Niederlanden werden umgeleitet und brauchen dadurch länger.

Wie sind die Reaktionen im Netz?

Zum Teil sarkastisch. "Ich tippe auf ein Fertig in 25 Jahren", meint ein User. Ein anderer postet: "Doch wohl eher 800 statt 80 Wochen." Andere reagieren zynisch bis regelrecht genervt. So schreibt einer: "Und warum dauert das so lange? Achja ist ja die Deutsche Bahn die arbeiten nur 2 Stunden pro Tag!!!!" Und auch in Sachen Schienenersatzverkehr sind im Netz negative Äußerungen zu finden. Die Busse führen zu selten und oft kämen zudem "richtige Schrottbusse" zum Einsatz, schreibt einer.

Welche Folgen hat die Sperrung für die Wirtschaft?

Gerade für das produzierende Gewerbe und die Chemieindustrie am Niederrhein sind die häufigen langen Sperrungen ein Problem. Man könne nicht alle Waren auf Lastwagen umladen, sagt Matthias Simons, Leiter Verkehr und Logistik bei der Industrie- und Handelskammer Duisburg. "Das ist für die Unternehmen mit großen Herausforderungen verbunden." Langfristig sei eine leistungsstarke Schienenanbindung aber ein klarer Pluspunkt für die Wirtschaft der Region.

Quelle:

  • Nachrichtenagentur dpa

Welche Erfahrungen habt ihr schon mit der Deutschen Bahn und dem Schienenersatzverkehr gemacht?

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8 Kommentare

  • 8 Guillaume 29.10.2024, 18:11 Uhr

    Dieser Kommentar wurde mehrfach abgegeben und daher an dieser Stelle gesperrt. (die Redaktion)

  • 7 Guillaume 29.10.2024, 18:09 Uhr

    Doch wohl eher 800 statt 80 Wochen. Sie haben sich sicherlich verschrieben, oder ?! Seit wann funktioniert in D'Land eine Planung, wenn es um (großflächige) Baumaßnahmen geht? Eine Lösung gäbe es vielleicht: Die gesamte in Frage kommende Bahntrasse wird niederländisches Staatsgebiet (ähnlich der alten Vennbahn= belgisches Staatsgebiet). Dann haben die Niederländer die Trasse in Rekordzeit fertig.Wetten!! Erfahrung habe die ja (mehr als genug)!

    • Dirk Petschull 29.10.2024, 18:22 Uhr

      80 wochen ist haupsächlich weil die Strecke haupsächlich in Wesel nur noch eingleisig ist ich wohne in haldern und dort ist auch nicht alles planmäsig.

  • 6 MMM(NL) 29.10.2024, 15:17 Uhr

    ... seit 2007 ist die NL fertig .... 17 Jahre danach werden die Deutschen jetzt mal anfangen ... ich tippe auf ein Fertig in 25 Jahren ! - so isses !

  • 5 Johann Moritz 29.10.2024, 09:03 Uhr

    Wir haben solche Verhältnisse seit 80 Jahren (!) auf der Rhein-Sieg-Strecke, denn seit dem 2. Weltkrieg ist die bis dahin zweigleisige Strecke streckenweise nur noch eingleisig, und immer wieder ist auch dieses eine Gleis nicht betriebsfähig, wird irgendwas repariert, fällt irgendwas (Stellwerk, Lok, Personal,...) aus. Da kommt es auch schon mal dazu, daß ein Zug bereits voller Fahrgäste ist, und dann die Durchsage kommt, daß er nicht losfahren wird. Oder man muß die Nacht im schmucken Bahnhof von Au verbringen, weil, anders als im Fahrplan angekündigt, kein Zug mehr weiterfährt. Ganz schlimm ist auch die Strecke Siegen - Berleburg, siehe auch Artikel in der Siegener Zeitung vom 29.10.2024. Richtung Dortmund sieht es nicht viel besser aus: Zur maroden A45 gesellt sich die Bahn mit stetigen Problemen und Baurbeiten. Auf allen Strecken gilt mittlerweile die Empfehlung: Wenn Du pünktlich ankommen willst, versuche gar nicht erst, mit der Bahn fahren zu wollen.

  • 4 Holger Herrmann 29.10.2024, 07:15 Uhr

    Als ich letzten Sonntag von Mönchengladbach nach Kempen fuhr, stimmten die Zeitangaben für den Wechsel von Ersatzbus auf Schiene gar nicht. Deshalb kam ich zu einem Termin zu spät in Kempen (Niederrhein) an.

  • 3 Michael 29.10.2024, 07:07 Uhr

    Gestern nen Kollegen gefragt, der vergangene Woche auf ner Schulung war. Von Bielefeld nach Solingen 6,5 Stunden gebraucht, trotz dass er bei den (Ersatz-) Zügen hauptsächlich ICEs genommen hat. Ich glaub, sobald der den Führerschein hat, setzt der keinen Fuß mehr in die Deutsche Bahn. Für mich sind die schon seit eh und jeh kein ernstzunehmendes Fortbewegungsmittel. In der Umgebung tun die Busse gute Dienste (je nach Gegend auch Straßenbahnen) und wenn's weiter weg geht, nehm ich ein Leihauto. Bisher gute Erfahrungen mit einer Marke gemacht, die bei Nennung wohl zensiert würde.

  • 2 Ralph 29.10.2024, 06:49 Uhr

    Und wie immer zeigt die Niederlande wie es geht und Deutschland pennt und pennt und pennt. Wenn man immer erst wartet bis alles kaputt geht, muss man sich nicht wundern, wenn sich dann Baustellen im Land ausweiten.

    • Ehsan 29.10.2024, 18:13 Uhr

      …fragen Sie mal die Schweizer. Die haben bereits ebenfalls seit Jahren ihre Pflicht erfüllt. Darunter den längsten Eisenbahntunnel der Welt.

  • 1 Herr Winkelmann 28.10.2024, 22:13 Uhr

    Ganz klares Versagen der Behörden und Bürokraten: Man hätte bereits vor etlichen Jahren die Bestrebungen nach Modernisierung und Verbesserung im Keim ersticken können…

    • Michael 29.10.2024, 07:08 Uhr

      Ich glaub die Holländer kriegen beim Namen Deutsche Bahn nen Lachanfall.