Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) mit Sitz in Bonn hat seine neue Bevölkerungsprognose vorgelegt. Demnach wird sich die Bevölkerung in Deutschland bis zum Jahr 2045 auf 85,5 Millionen Menschen erhöhen. Das entspricht einem Zuwachs von rund 0,9 Prozent gegenüber 2023.
Ohne Zuwanderung aus dem Ausland schrumpft Deutschland
Der leichte Anstieg liegt nach Einschätzung des BBSR vor allem an der Zuwanderung aus dem Ausland. Das Institut geht davon aus, dass von 2021 bis 2045 9,2 Millionen Menschen mehr nach Deutschland einwandern als das Land verlassen. Ohne diesen Effekt würde die Bevölkerung in Deutschland stark schrumpfen.
Leichtes Bevölkerungswachstum, große regionale Unterschiede
Hinter dem Wachstum auf nationaler Ebene verbergen sich große regionale Unterschiede. Regionen mit Bevölkerungswachstum stehen Regionen gegenüber, die laut Berechnungen des BBSR weiter deutlich an Bevölkerung verlieren werden. Besonders stark ist der Anstieg in Potsdam, Leipzig, Freiburg und im bayrischen Ebersberg.
Dagegen sieht die Prognose deutliche Verluste in strukturschwachen Gegenden abseits von Metropolen. Der sächsische Erzgebirgskreis, Greiz in Thüringen und der Landkreis Mansfeld-Südharz büßen demnach mehr als ein Fünftel ihrer Bevölkerung ein.
Weniger Einwohner im Osten von Nordrhein-Westfalen
Betroffen ist aber auch der Osten Nordrhein-Westfalens. Der Kreis Arnsberg muss mit deutlich weniger Einwohnern rechnen, ebenso die Kreise Soest, Olpe, Siegen-Wittgenstein und der Hochsauerlandkreis. Zuwächse erwartet das Institut in Düsseldorf, Köln und Bonn. Steffen Maretzke, wissenschaftlicher Projektleiter am BBSR bestätigt:
Auf die Städte und Landkreise kommen nach Ansicht von Peter Jakubowski, Leiter der Abteilung Raum- und Stadtentwicklung im BBSR, ganz unterschiedliche Probleme zu: "In wachsenden Städten und Kreisen wird es vor allem um steigende Nachfrage nach Wohnraum und soziale Dienstleistungen gehen. Für die Regionen mit anhaltenden Bevölkerungsverlusten wird es dagegen immer herausfordernder, gleichwertige Lebensverhältnisse abzusichern."
Deutlich mehr Menschen im Rentenalter
Hinzu kommt: Alle Regionen müssen sich mit der Alterung der Gesellschaft auseinandersetzen. Die Zahl der Menschen im Rentenalter wird deutschlandweit bis zum Jahr 2045 um knapp 14 Prozent steigen. Das sind 2,2 Millionen mehr im Vergleich zu 2021.
"Die Prognose zeigt: Deutschland wächst, wird älter und vielfältiger", so Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Eine älter werdende Gesellschaft werde das Thema Einsamkeit noch stärker in den Vordergrund rücken.
Im Ruhrgebiet mehr junge Menschen erwartet
In Universitätsstädten wie Frankfurt am Main, München und Heidelberg wird das Durchschnittsalter dagegen mit 41 Jahren laut Prognose besonders niedrig bleiben. In München kommt wie in Landshut und Freiburg ein weiterer Effekt hinzu: Dort leben überdurchschnittlich viele jüngere Frauen. Dadurch wird es dort zukünftig mehr Kinder und Jugendliche geben.
In NRW wird das Durchschnittsalter vor allem im Osten deutlich ansteigen, das Ruhrgebiet könnte sich in den nächsten Jahren dagegen leicht verjüngen. Allerdings schränkt Peter Jakubowski ein, dass die vorgelegten Prognosen nicht vollständig zutreffen müssen. Große Krisen mit deutlichem Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung ließen sich nicht vorhersagen und könnten deshalb auch in keiner Prognose erfasst werden.
Unsere Quellen:
- Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)