Speed-Marathon vs. höhere Strafen: Was hilft für mehr Sicherheit? Aktuelle Stunde 07.04.2025 22:09 Min. UT Verfügbar bis 07.04.2027 WDR Von Andreas Hodapp

Blitzer-Woche: Machen solche Kontrollen unsere Straßen sicherer?

Stand: 06.04.2025, 18:45 Uhr

Von Montag an wird auf den Straßen verstärkt geblitzt. Eine ganze Woche lang und europaweit wird dieser Blitzer-Marathon diesmal durchgeführt. Aber lassen sich Raser davon wirklich beeindrucken? Fragen an den Verkehrspsychologen Jürgen Walter.

Zu schnelles Fahren ist eine der Hauptursache von Unfällen. Auch deshalb will die Polizei in dieser Woche verstärkt Tempo-Kontrollen durchführen. Die Aktion ist nicht auf NRW oder Deutschland beschränkt, sondern findet vom 7. bis zum 13. April europaweit statt. Angestoßen wurde sie von "Roadpol" (European Roads Policing Network), einem Netzwerk der Verkehrspolizei in Europa. Die Kontrollen sollen in dieser Woche also in der gesamten EU verstärkt werden.

Nach Angaben des Innenministeriums kann jede der 47 Kreispolizeibehörden in NRW selbst entscheiden, in welchem Umfang sie bei der Tempo-Kontrollaktion mitmacht. Das Polizeipräsidium in Aachen hat sich zum Beispiel vorgenommen, die Kontrollen auf Orte mit vielen Unfällen auszurichten. "Zusätzlich werden bekannte 'Raserstrecken' ins Visier genommen", erklärte das Polizeipräsidium.

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Erhöhen solche zeitlich begrenzten Blitzer-Aktionen wirklich die Verkehrssicherheit? Nicht nur während der "Speedweek", sondern auch danach? Das ist umstritten. Selbst die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat in der Vergangenheit immer wieder den Sinn solcher Kontrollen angezweifelt. Ein nachhaltiger Einfluss auf das Fahrverhalten sei nicht festzustellen, so die Einschätzung der Beamten.

Blitzer WDR Studios NRW 06.04.2025 00:17 Min. Verfügbar bis 06.04.2027 WDR Online

Verkehrspsychologe: Speed-Week ist nicht sinnlos

Jürgen Walter | Bildquelle: Privat

"Dass die Speedweek tatsächlich zu einer allgemeinen Verhaltensänderung führt, das sehe ich auch nicht", sagt der Düsseldorfer Verkehrspsychologe Jürgen Walter im Gespräch mit dem WDR. Völlig sinnlos seien solche Kontrollen aber auch nicht. "Sie führen immerhin dazu, dass die Menschen für einen begrenzten Zeitraum für das Thema sensibilisiert werden."

Es könne natürlich sein, dass nach der Aktionswoche die Mehrheit wieder zu ihren alten Gewohnheiten zurückgeht. Aber: "Je häufiger Autofahrer mit einem hohen Kontrolldruck konfrontiert werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass es zu einer nachhaltigen Änderung des Fahrverhaltens kommt."

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In Nachbarländern drohen empfindliche Strafen

Doch engmaschige Kontrollen allein seien nicht genug, schränkt Walter ein. Die Strafen für zu schnelles Fahren seien in Deutschland im europäischen Vergleich so niedrig, dass sie keine echte Abschreckung darstellten. "Das darf nicht so billig sein, dass man es aus der Portokasse bezahlen kann." In Italien könne der Staat in bestimmten Fällen sogar das Auto des Rasers beschlagnahmen. "So etwas ist bei uns politisch leider nicht gewollt. Dabei würde das die Leute beeindrucken."

Außerdem plädiert Walter für ein Verbot sogenannter Blitzer-Apps, die Autofahrer recht zuverlässig vor Kontrollen warnen. "Dass man die Apps in Deutschland zwar besitzen und nutzen darf - nur während der Fahrt nicht - halte ich für Unsinn." Ein komplettes Verbot sollte nach seiner Ansicht auch für die Durchsagen im Radio gelten, in denen auf die Standorte der Kontrollen hingewiesen wird.

Verkehrspsychologe: Schock-Videos helfen nicht weiter

Neben neuen Verboten müsse aber auch mehr in Aufklärung investiert werden. "Auf keinen Fall mit Schock-Videos, die schrecken eher ab. Es funktioniert viel besser, wenn man die Menschen emotional abholt." Ziel müsse es sein, dass Autofahrer darüber nachdenken, was es bedeutet, einen Unfall zu verursachen und anderen Menschen womöglich schweres Leid zuzufügen. Dafür sei die Fahrschule der ideale Ort.

Unsere Quellen:

  • WDR-Interview mit Jürgen Walter
  • Deutsche Presse Agentur
  • NRW-Innenministerium
  • Gewerkschaft der Polizei

Über dieses Thema berichtet der WDR am 07.04.2025 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde um 18.45 Uhr.