Börsen-Beben: Was das für Aktien und Altersvorsorge bedeutet | WDR Aktuell
02:38 Min.. Verfügbar bis 06.08.2026.
Börsen-Beben: Was das für Aktien und Altersvorsorge bedeutet
Stand: 06.08.2024, 16:17 Uhr
Talfahrt bei den Börsen auf der ganzen Welt. Was ist da los? Das sollten Kleinanleger jetzt wissen.
Weltweit sind die Börsenkurse in den letzten Tagen abgesackt. Das betrifft auch viele Verbraucherinnen und Verbraucher, denn ETFs und Aktien-Sparen sind mittlerweile ein wichtiges Thema.
Manche legen einfach Geld an, andere bauen sich damit auch einen Teil ihrer Altersvorsorge auf. Grund genug, sich auf den neuesten Stand zu bringen.
Warum fallen Aktienkurse überhaupt?
Sie fallen dann, wenn viele Menschen ihre Aktien verkaufen. Die Aktienkurse sind eine Art gemeinsamer Glaube daran, dass es einer Firma, einem Land oder der Weltwirtschaft gut geht und viel Gewinn zu erwarten ist. Dabei spielen Psychologie und Herdentrieb eine große Rolle.
Wenn die Anlegerinnen und Anleger der Meinung sind, dass es nicht gut läuft und bald alles viel weniger wert sein wird, steigen manche von ihnen lieber aus. Sie verkaufen ihre Aktien und legen das Geld anders an. Das ist in den vergangenen Tagen passiert.
Warum ist gerade so viele Nervosität im Markt?
Es gibt verschiedene Gründe für die aktuelle Talfahrt an den Börsen:
- Ein großer Treiber ist die Angst vor einem wirtschaftlichen Abschwung in den USA. Dort sind die Arbeitslosenzahlen am Freitag veröffentlicht worden. Sie sind so hoch wie schon lange nicht mehr.
- Eine Rolle spielen auch Tech-Firmen wie Apple, Amazon und Intel, die vergangene Woche ihre Gewinnerwartungen nach unten korrigieren mussten.
- Ein Knackpunkt ist dabei die Künstliche Intelligenz: Die Erwartungen, damit schnell viel Geld zu verdienen, sind gedämpft worden. So musste etwa der Chip-Produzent Nvidia den Start neuer KI-Chips verschieben.
- Auch die Lage im Nahen Osten ist ein wichtiger Faktor: Es könnte dort bald zu einem größeren Krieg kommen. Das schürt zum Beispiel Ängste für eine knappere Ölversorgung.
Handelt es sich beim Beben an der Börse um einen Crash?
Nein, viele Experten verwenden das Wort "Börsencrash" nicht. Es erinnert an Großereignisse wie zum Beispiel die Immobilien- und Weltwirtschaftskrise von 2007/2008, die zu Kurseinbrüchen führten. Dieses Ausmaß ist derzeit nicht gegeben.
"Finanztip"-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen
Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von "Finanztip", sprach im WDR5-"Mittagsecho" am Dienstag vielmehr von einer "Korrektur", die angebracht sei. Denn die Aktienkurse seien seit Jahresbeginn sehr stark gestiegen. Die aktuelle Börsenbewegung sei durch große Spekulanten ausgelöst worden.
Sollte ich jetzt meine ETF-Fonds verkaufen?
Nein, Hektik sei jetzt der falsche Begleiter, sagen Wirtschaftsexperten. "Die Leitlinie ist: Ruhe bewahren und ganz normal weitermachen", sagte Tenhagen von "Finanztip" im WDR-Hörfunk. Das bedeute: "Den Sparplan weiterlaufen lassen - den man hoffentlich hat."
Ein Aktien-Investment mit ETFs soll nach Tenhagens Ansicht langfristig angelegt sein - "für zehn, fünfzehn Jahre". Im Durchschnitt sei mit solchen langfristigen Anlagen in den letzten Jahren eine jährliche Rendite von sechs Prozent möglich gewesen.
Der ARD-Reporter an der Frankfurter Börse, Samir Ibrahim, warnte im WDR: Wer als Kleinanleger in der Krise seine Aktien verkaufe, greife in "das berühmte fallende Messer". Das Ergebnis seien Verluste. Je länger man seine Aktien halten könne, desto besser sei das. Sein Rat: "Auf keinen Fall panikartig verkaufen, nur weil es alle tun."
Sind Aktien in einer instabilen Weltlage eine kluge Altersvorsorge?
Für den "Finanztip"-Chefredakteur Tenhagen gilt weiterhin: "Aktien sind ein schöner Anteil an einer Altersvorsorge." Allerdings solle man darauf achten, dass man bei vielen unterschiedlichen Aktien dabei sei - wie etwa bei "marktbreit und weltweit" abgestützten ETFs.
Wichtig dabei sei die lange Frist der Anlage: "Dass es an der Börse rauf und runter geht, ist tatsächlich so." Aber über die lange Frist sei es bislang - in den letzten Jahrzehnten - immer nach oben gegangen. "Die Leute, die langfristig dabei geblieben sind, haben davon profitiert."
Wie geht es jetzt weiter - droht ein Crash?
Danach sieht es derzeit nicht aus. Am Dienstag sind die Börsen weltweit auf Erholungskurs, auch an der Wall Street zeichnet sich Besserung ab.
Samir Ibrahim, ARD-Reporter an der Frankfurter Börse, beruhigte Anleger im WDR-Interview, und sagte, es werde kein Absinken in eine dramatische Rezession in den USA erwartet. Schon am Montag hätten Mahner verkündet: "Ruhe bewahren, weil es wieder nach oben gehen wird."
Dem pflichtet Tenhagen am Dienstag im WDR bei: "Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir am Beginn einer größeren Krise stehen."
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- WDR5-"Morgenecho'"
- WDR5-"Mittagsecho"
- WDR-News-Podcast 0630
- ARD-Finanzredaktion
Über dieses Thema berichtete der WDR am 06.08.2023 auch im Hörfunk, u. a. im WDR5-"Morgenecho".