Braunkohlebagger, Windräder, in dicke Schals eingewickelte und teils vermummte Aktivisten stehen im Wind an der Abbruchkante und blicken auf das Loch. Zeitgleich zur 27. UN-Klimakonferenz in Ägypten (COP27) fordern die Beteiligten einen Kohleausstieg in Deutschland, der mit der Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze vereinbar ist. Dafür soll das vom Abriss bedrohte Dorf Lützerath am Tagebau gerettet werden. Die Polizei Aachen rechnete im Vorfeld mit rund 2000 Demonstranten. Nach Angaben der Organisatoren haben rund 2200 Menschen demonstriert.
Kritik an "Freifahrtschein" zur Kohleförderung
Lützerath ist zum Symbol für viele andere Dörfer geworden, die bereits für die Braunkohleförderung abgerissen wurden. Organisationen wie beispielsweise "Lützerath lebt" wollen zum einen das Dorf retten und kritisieren zum anderen die Regierungen in Bund und Nordrhein-Westfalen dafür, dass der Konzern RWE 280 Millionen Tonnen Kohle aus dem Tagebau Garzweiler II fördern darf. Diese Menge sei sechsmal mehr als zulässig wäre, um die 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Die Klimagruppen fordern die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen und die Bundesregierung dazu auf, den Kohle-Deal zurückzunehmen und die zulässige Fördermenge für Kohle deutlich zu reduzieren. Robert Habeck und Mona Neubaur von den Grünen und Markus Krebber von RWE hatten kürzlich gemeinsam Zahlen zum Kohlekompromiss vorgelegt. Durch den vorgezogenen Kohleausstieg würden bis zu 280 Millionen Tonnen Kohle verbrannt, die gleiche Menge bliebe im Gegenzug im Boden.
"Für 1,5 Grad: Stop hier!" Mit diesem Banner drückten die Demonstrierenden bei einem gemeinsamen Drohnenfoto vor der Abbruchkante ihren Protest aus.
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2000 Demonstranten werden erwartet
Zur Demo am Samstag riefen auf: Alle Dörfer Bleiben, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Campact, Fridays For Future Deutschland, Greenpeace Deutschland, Klima-Allianz Deutschland, Lützerath Lebt! und Naturschutzjugend NRW. Im Aufruf zur Demo heißt es: "RWE lässt in diesen Tagen Windräder abreißen, um noch mehr Kohle zu fördern: So zeigt sich in Lützerath die ganze Absurdität der aktuellen Energiepolitik." Samira Ghandour von Fridays for Future spricht auf der Pressekonferenz der Großdemonstration als jüngste Aktivistin vor dem rund sechs Meter großen gelben Kreuz, dem Symbol, das Greenpeace zur Erhaltung der 1,5 Grad-Grenze und dem Dorf Lützerath aufgestellt hat. Sie sagt: "Wir werden hier stehen, wir werden kämpfen und streiken." Dirk Janssen von BUND sagte daraufhin: "Es reicht halt nicht, sich für einen Kohleausstieg bis 2030 zu feiern, es kommt darauf an, wie viel wir bis dahin verfeuern."
Protestaktion in ganz Deutschland
In über 20 Städten in Deutschland finden heute dezentrale Protestaktionen gegen den drohenden Abriss Lützeraths statt. In Aachen haben in der vergangenen Nacht Aktivisten gelbe Kreuze an Straßenlaternen und Bäumen in der Stadt verteilt. Die gelben Kreuze sollen symbolhaft für den Erhalt Lützeraths stehen.