Woher die innige Verbindung zwischen Fußball und Bier kommt, ist nicht ganz klar. Vielleicht, weil beides nach einem ziemlich einfachen Rezept funktioniert? Für Fußball braucht man lediglich einen Ball, ein bisschen Platz und ein paar Leute, für Bier reichen Wasser, Malz, Hopfen und ein bisschen Hefe. Oder weil Fußball lange als Sportart der "einfachen Leute" galt - genauso wie man Bier eher im Schrebergarten und beim Schützenfest trinkt und nicht auf der Vernissage oder bei der Opern-Premiere?
Fakt ist: Auch bei der Fußball-Europameisterschaft, die heute beginnt, dreht sich viel ums Bier. Das fing schon an mit der Frage, welches Bier es denn in den Stadien und offiziellen Fanzonen gibt. Eigentlich ist die Sache klar: Ausgeschenkt wird dort Bitburger in der Variante mit und ohne Alkohol.
Kölsch in Köln, kein Alt in Düsseldorf
Doch ein paar Tage vor EM-Beginn kam dann die Sensationsmeldung für die Freunde des Obergärigen: In Köln wird auch Kölsch serviert. Wer dort ein "lokales Bier" bestellt, erhält Kölsch der Marke Gaffel, berichten mehrere Medien. Allerdings nicht in den gewohnten 0,2-Liter-Gläsern, sondern in den Standardbechern. Und auch sonst wird nirgends der Name der Kölschbrauerei erscheinen. Entsprechende Logos auf Wagen und Ausrüstung sollen überklebt werden. Man will schließlich keinen Ärger mit der UEFA, die sehr streng ist bei der Frage, welche Logos zu sehen sind.
Wie die Kölner es angestellt haben, das Bitburger-Monopol zu brechen, bleibt nebulös. Ein Sprecher von Gaffel hielt sich bei einer WDR-Anfrage sehr bedeckt: "Offiziell wird dort kein Gaffel ausgeschenkt, sondern Kölsch", sagte er und verwies auf die Bitburger-Brauerei. Auch dort gibt man sich schmallippig und will zum "Spezialfall Köln" und wie es dazu kam, nichts mehr sagen. Am Ende freut sich der Kölner, und in Düsseldorf ärgert man sich. Denn auf Altbier im Stadion und auf der Fanmeile müssen die dortigen Fans verzichten.
Britische Regierung warnt vor deutschem Bier
Welche deutsche Biersorte die Fans aus dem "Mutterland des Fußballs" bevorzugen, ist unklar. Fest steht, dass sich mehrere Zehntausend Fans aus England und Schottland zur EM in Deutschland einfinden werden. Und die muss man offenbar vor dem deutschen Bier warnen. Bereits im Februar veröffentlichte das britische Außenministerium entsprechende Reise- und Sicherheitshinweise: Das Bier in Deutschland könne "stärker sein als im Vereinigten Königreich, also trinken Sie verantwortungsvoll, kennen Sie ihr Limit und respektieren Sie die lokalen Gesetze". Eine Warnung, die eher belustigt aufgenommen als ernst genommen wurde.
Leergetrunkene deutsche Pubs?
Zum Thema Limit passt dann auch die Meldung des britischen Boulevard-Blattes "The Sun", das von schottischen Fans in München berichtet. Diese hätten am Mittwoch einen "Pub" in München "leergetrunken", schon um 16 Uhr habe es dort kein Bier mehr gegeben, wurde entrüstet berichtet. Eine Meldung, die allerdings mehr mit dem trinkfesten Image der Besucher als mit möglichen Engpässen der deutschen Gastronomie zu tun hat.
Denn bei dem vermeintlichen "Pub" handelte es sich in Wahrheit um ein Café, dessen Gäste normalerweise auf Kaffee und Kuchen erpicht sind und das am frühen Abend bereits schließt. Dass dort in einem solchen Fall das Bier zur Neige geht, scheint normal. Gleiches würde wohl mit den Kaffee- und Espresso-Vorräten passieren, wenn Hunderte müde Italiener ein Brauhaus besuchten.
Nur Leichtbier beim Hochrisikospiel zwischen England und Serbien
Doch bei all den amüsanten Geschichten rund um Fußball und Bier sollte man nicht vergessen, dass der Grat zwischen trinkfreudig und aggressiv leider manchmal recht schmal ist. So hat die Polizei die Begegnung zwischen England und Serbien, die am Sonntagabend in Gelsenkirchen steigt, als Hochrisikospiel eingestuft. Aus Angst vor Zusammenstößen zwischen englischen und serbischen Fans wird es daher im Stadion lediglich Leichtbier mit 2,8 Prozent Alkohol geben.
Unsere Quellen:
- Pressestelle Gaffel
- Pressestelle Bitburger
- Polizei Gelsenkirchen
- The Sun
- Express
- dpa
- Britisches Außenministerium
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