Das Team von ISAR Deutschland hatte die 40-jährige Frau nach über 100 Stunden lebend aus den Trümmern geholt. Am Samstag jedoch ist die Frau im Krankenhaus gestorben. Das berichtet WDR-Reporter Jens Eberl, der im Kontakt zu ISAR steht.
"Wir trauern mit der Familie", sagte Peter Kaup, Ärztlicher Leiter der ISAR. Das gesamte Team sei sehr betroffen. "Aber wir haben es geschafft, ihr noch einmal die Möglichkeit zu geben, ihre Famile zu sehen und dann in den Händen ihrer Verwandten zu sterben." Das Team werde weiterhin alles tun, um Menschen unter den Trümmern zu retten.
WDR-Reporter Jens Eberl hatte die Rettung tagelang beobachtet. Die Helfer seien sich gestern vor Erleichterung in die Arme gefallen und hätten geweint. Auch die Schwester der Frau habe mehrere Tage und Nächte vor dem Haus gewartet und auf Rettung gehofft.
Mit Spürhunden weiter im Einsatz
Das gut 40-köpfige Team von ISAR (International Search and Rescue) Germany ist mit sieben Spürhunden seit Dienstagnachmittag in der stark beschädigten türkischen Stadt Kırıkhan nahe der syrischen Grenze im Einsatz. Die Hilfsorganisation aus NRW ist auf das Retten und Bergen von Erdbebenopfern spezialisiert.
Die Rettung der Frau war sehr dramatisch."Immer wieder wurde gesagt: 'Wir sind ganz nah dran. Es dauert nur noch wenige Minuten.' Und dann war es doch die falsche Stelle", so beschrieb es WDR-Reporter Jens Eberl in den vergangenen Tagen. Er begleitet das ISAR-Team. "Das Haus ist so komplex verschüttet. Es gibt viele Hohlräume und man kann nicht genau feststellen, woher das Geräusch kommt."
Von oben hatten die Helfer versucht, an die verschüttete Frau heranzukommen, kletterten zum Teil unter die Trümmer und holten Eimer für Eimer den Schutt heraus. Doch es ging nur langsam voran. Ein Nachbeben, nur wenige Sekunden lang, hatte die Rettung zusätzlich erschwert.
Experten sprechen bei vergleichbaren Katastrophen von der 72 Stunden-Faustregel, dem Zeitraum, in dem Verschüttete noch gerettet werden können. "72 Stunden nach dem Beben hat man noch reelle Chancen“, erklärte Gerd Friedsam, Leiter des Technischen Hilfswerks (THW), am Montag bei "hart aber fair".
Carmen Solana, Wissenschaftlerin an der Universität Portsmouth in Großbritannien, sagte dem ZDF, dass die Hoffnung auf Überlebende in der Türkei und in Syrien nach bereits 48 Stunden enorm abnehme. "Die größten Probleme sind die Wetterbedingungen. Es ist wirklich sehr kalt. Das verringert natürlich die Chancen der Menschen, unter den Trümmern zu überleben, extrem", sagte Michael Lesmeister vom ISAR-Hilfstrupp dem WDR.
Aus Deutschland ist neben ISAR unter anderem auch das Technische Hilfswerk mit einem etwa 50-köpfigen Team und mehreren Spürhunden im Einsatz. Letztere spielen eine enorm wichtige Rolle bei der Suche nach Überlebenden. "Zunächst werden die Rettungshunde eingesetzt, weil die einfach am schnellsten ein Ergebnis liefern", sagte ISAR-Experte Michael Lesmeister. Dieses Ergebnis werde dann von einem technischen Ortungsgerät und von einer Kamera verifiziert, um genauer eingrenzen zu können, wo sich die verschüttete Person befindet.