Es krabbelt oder kriecht nichts mehr, aber in Pulverform oder teils entfettet sind sie dabei: Neben Mehlwürmern und Heuschrecken dürfen jetzt auch Grillen und Getreideschimmelkäfer zu und in Lebensmitteln verarbeitet werden. Das hat die EU mit einer Erweiterung der Lebensmittelverordnung festgelegt.
Getreideschimmelkäfer im Fertiggericht
Wer jetzt fürchtet, dass pulverisierte Insekten ohne Kennzeichnung in Fertiggerichten auftauchen, kann beruhigt sein: "Wir haben eine Zutatenliste und da muss die Verwendung von Insekten erkennbar sein. In der Regel wird es sogar vorne ausgelobt werden, weil es eine wertvolle Zutat ist", sagte Angela Clausen von der Verbraucherzentrale NRW im WDR 5-Morgenecho. Außerdem sind Allergiehinweise vorgeschrieben, weil einige Insekten für Allergiker problematisch sein könnten.
Die Hausgrille ist längst als Lebensmittel zugelassen
Schon seit März 2022 ist die Hausgrille als Novel Food (neuartiges Lebensmittel) zugelassen, jetzt dann auch als teilweise entfettetes Pulver und außerdem die Larven vom Getreideschimmelkäfer. Zugelassen werden diese Lebensmittel allerdings erst nach intensiver Sicherheitsprüfung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA.
Die Anträge kommen immer von den Herstellern, es geht also nicht um eine neue Linie in der Ernährungspolitik der EU. Die Europäische Union muss dann nur noch entscheiden, ob die Insekten unbedenklich gegessen werden können. In vielen Teilen der Welt gelten Insekten als normale Lebensmittel, zum Beispiel in Asien.
Tauchen Insekten jetzt in zahlreichen Gerichten auf?
Nein. Denn Insekten sind teure Rohstoffe und werden derzeit nicht in großem Umfang angeboten. Sie zählen eher zu den Nischenprodukten. Vermutlich werden Insekten dort als Herausstellungsmerkmal auch ausdrücklich beworben. Das Beimengen von Grille, Käfer & Co. in herkömmlichen Lebensmitteln ist derzeit eine Seltenheit. Offensiv beworben werden jedoch "Insekten-Snacks", zum Beispiel als gewürzte Heuschrecken oder als mit Schokolade ummantelte Mehlwürmer, oder finden sich auch im Kühlregal mancher Geschäfte als spezielle Insektenburger.
Kleine Krabbler mit super Öko-Bilanz
Aufgrund des hohen Proteingehalts sind Insekten allerdings ganz sicher ein Zukunftsthema als mögliche Alternative oder Ergänzung zu Fleisch und Fisch. Sie sind reich an Omega 3- und 6-Fettsäuren, Spurenelementen und Mineralstoffen wie Magnesium und Phosphor. Einige Heuschrecken enthalten zum Beispiel mehr als doppelt so viel Eiweiß wie Rinder- oder Hühnerfleisch. Als Proteinlieferanten übertreffen Insekten sogar Nüsse, Hülsenfrüchte und Getreide. Und sie punkten mit einer weit umweltfreundlicheren Produktion als Fleisch herkömmlicher Nutztiere: Insekten brauchen weniger Platz und verursachen weniger Treibhausgas-Emissionen.