Köhlers Tod sei eine kurze, schwere Krankheit vorausgegangen, teilte das Bundespräsidialamt in Berlin mit. Horst Köhler war 2004 zum Staatsoberhaupt gewählt und fünf Jahre später im Amt bestätigt worden. 2010 trat er jedoch überraschend zurück.
Steinmeier: Köhler "Glücksfall für unser Land"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den Gestorbenen in einem Kondolenzschreiben an seine Witwe Eva Luise Köhler als "einen Glücksfall für unser Land".
Mit Köhler übernahm erstmals kein Parteipolitiker das höchste Amt im Staat. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler hatte 1976 eine Beamtenlaufbahn im Bundeswirtschaftsministerium begonnen und wurde 1990 nach verschiedenen anderen Stationen Staatssekretär im damals von Theo Waigel (CSU) geführten Bundesfinanzministerium.
Später war er unter anderem Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes und Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Innenpolitisch ein unbequemer Präsident
Innenpolitisch sorgte Köhler immer wieder für Überraschungen - und für Unmut im Regierungslager. So weigerte er sich 2006, erst das Gesetz zur Privatisierung der Luftraumüberwachung und später das Verbraucherschutzgesetz zu unterzeichnen.
Verfassungsrechtlich heikel war die Entscheidung 2005, den Bundestag aufzulösen und Neuwahlen anzusetzen. Zuvor hatte Kanzler Gerhard Schröder (SPD) im Bundestag die Vertrauensfrage mit dem Ziel gestellt, diese zu verlieren.
Erster Rücktritt eines Bundespräsidenten
Sein Rücktritt als Bundespräsident 2010 erfolgte mit sofortiger Wirkung. Es war der erste Rücktritt von dem Amt in der Geschichte der Bundesrepublik. Auslöser war ein Interview, das Köhler auf dem Rückflug nach einem Besuch deutscher Soldaten im afghanischen Masar-i-Scharif gegeben hatte.
Darin begründete er Auslandseinsätze der Bundeswehr auch mit der Wahrung deutscher Wirtschaftsinteressen. Kritiker warfen ihm vor, er habe so auch den Afghanistan-Einsatz gerechtfertigt, was Köhler dementierte. Er sah durch die Kritik sein Amt irreparabel beschädigt und zog die Konsequenzen.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP, KNA
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