Nach dem Brand in Sankt Augustin bei Bonn, bei dem zwei Feuerwehrleute ums Leben kamen - eine Frau und ein Mann - laufen die Ermittlungen zur Brandursache. Das Feuer in dem Motorradladen war am Sonntagmittag aus noch ungeklärter Ursache ausgebrochen. Die beiden Verstorbenen waren Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin - Ehrenamtler, die unverzichtbar sind.
Wie viele Freiwillige Feuerwehrleute gibt es in NRW?
Die Freiwillige Feuerwehr ist flächendeckend in allen 396 Städten und Gemeinden des Landes vertreten. Etwa 90.000 Feuerwehrleute in Nordrhein-Westfalen sind laut Feuerwehrverband ehrenamtlich im Einsatz. Das sind circa 86 Prozent aller Feuerwehrleute in NRW. Wann eine Gemeinde eine Berufsfeuerwehr aufstellen muss, ist in den jeweiligen Brandschutzgesetzen der Länder geregelt. In NRW sind die kreisfreien Städte verpflichtet, eine Berufsfeuerwehr einzurichten. Auch in vielen großen kreisangehörigen Gemeinden gibt es eine Berufsfeuerwehr.
Deutschlandweit ist der Anteil der Ehrenamtlichen bei der Feuerwehr deutlich höher als in NRW. Verbandsschätzungen zufolge sind 98 Prozent der Feuerwehrleute in Deutschland freiwillig tätig.
Wie unterscheiden sich Freiwillige Feuerwehr und Berufsfeuerwehr?
Berufsfeuerwehrleute sind meist fest angestellt oder sogar verbeamtet. Die Ausbildung zum Brandmeister bei der Berufsfeuerwehr dauert in der Regel 18 Monate. Das Gehalt beträgt dann monatlich je nach Alter und Dienstgrad zwischen 2.500 und 3.600 Euro.
Freiwillige Feuerwehrleute erhalten keine Bezahlung für ihre Einsätze, allerdings zahlen manche Gemeinden kleine Aufwandsentschädigungen für Anfahrts- oder Telefonkosten. Freiwillige Feuerwehrleute sind ehrenamtlich tätig und gehen meist einem anderen Beruf nach. Sie werden im Notfall alarmiert und machen sich dann zum Einsatzort auf. Sollte der Einsatz in die Arbeitszeit fallen, ist der Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, den Lohn inklusive Zulagen und Nebenleistungen fortzuzahlen.
Bei der Art und Schwere der Einsätze gibt es keine Unterschiede oder Präferenzen, welche Feuerwehr zur Hilfe kommt. Freiwillige Feuerwehrleute kommen also genauso wie Berufsfeuerwehrleute bei Großbränden und bei gefährlichen Situationen zum Einsatz. Christoph Schöneborn, Geschäftsführer des Feuerwehrverbands NRW, hält die Unterscheidung zwischen Freiwilliger und Berufsfeuerwehr für konstruiert: "Wir sehen uns als eine einzige, große Feuerwehrfamilie. Dass die Hauptamtlichen die Ehrenamtlichen beäugen oder geringer schätzen, kommt nicht vor", sagte er dem WDR.
Wie gut sind Freiwillige Feuerwehrleute auf gefährliche Einsätze vorbereitet?
Freiwillige Feuerwehrleute, die bei Bränden zum Einsatz kommen, müssen einen "Atemschutzlehrgang" absolviert haben, um den Umgang mit Schutzmasken und Atemgeräten zu lernen und einzuüben. Die Dauer des Lehrgangs beläuft sich laut Verbandsgeschäftsführer Schöneborn auf "drei bis vier Wochenenden".
Der "Atemschutzlehrgang" kann erst nach erfolgreichem Abschluss der Grundausbildung belegt werden. Die Dauer der Grundausbildung beträgt mindestens 100 Stunden. "Bei Löscheinsätzen kann es leider immer wieder zu Unfällen kommen", so Schöneborn. "Diese passieren aber unabhängig von der Frage, ob ehrenamtliche oder hauptamtliche Kräfte im Einsatz sind."
Man dürfe nicht dem Trugschluss unterliegen, dass die Freiwilligen Feuerwehrleute nicht professionell ausgebildet seien - das Gegenteil sei der Fall, betonte Frank Hachemer, der Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbands. Im Jahr 2021 rückten die Feuerwehren in NRW 42.784 mal aus, um Brände und Explosionen zu bekämpfen.
Welche Vorteile hat das System der Freiwilligen Feuerwehr?
Das weltweit fast einzigartige System Freiwillige Feuerwehr bietet den Vorteil, dass die Feuerwehr flächendeckend unterwegs sein kann, wie Frank Hachemer vom Feuerwehrverband erklärt. "Es gibt andere Länder, in denen das nicht so ist, und dort ist der Brandschutz oft deutlich schlechter aufgestellt, weil es eben viel weniger Feuerwehrleute gibt und diese dementsprechend oft nicht so schnell zur Stelle sein können."
Welche Bedeutung hat die Freiwillige Feuerwehr?
Der Einsatz bei Bränden macht laut Feuerwehrverband nur rund ein Drittel der Einsätze aus. Auch bei Unfällen, Naturkatastrophen, verschlossenen Türen oder der Katze, die nicht vom Baum klettern will, rückt die Freiwillige Feuerwehr aus. Dazu kommt eine große soziale Komponente. Gerade in kleineren Gemeinden ist die Freiwillige Feuerwehr wichtig für die Dorfgemeinschaft und den Zusammenhalt.
Über dieses Thema berichten wir am 19.06.2023 im Hörfunk und im Fernsehen.