"Als Retter gekommen, als Engel gegangen" - mit dieser Aufschrift auf einem T-Shirt beschreiben Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin, was für viele immer noch nicht greifbar ist: Eine Kollegin und ein Kollege sind bei einem Einsatz in einem Motorradladen am Wochenende ums Leben gekommen. Sie wurden nach stundenlanger Suche in dem völlig zerstörten Gebäude gefunden. Die beiden Feuerwehrleute hatten das Gebäude am Unglücksort als erstes betreten, um nach Menschen zu suchen.
Die Frau war 37, der Mann 36 Jahre alt. Die Anteilnahme aus der Bevölkerung ist groß. Viele haben Blumen und Kerzen vor dem Feuerwehrgebäude niedergelegt. Ein Seelsorger ist vor Ort, der auch die Familien der Opfer betreut. "Jeder trauere anders", so Pater Jürgen Langer, "was aber immer helfe, sei Anteilnahme."
An der Unfallstelle selbst laufen die Aufräumarbeiten. Die Brandermittler mussten zwischenzeitlich ihre Arbeit unterbrechen, die Gefahr durch die instabile Giebelwand an dem stark beschädigten Gebäude war zu groß. Warum es zu dem Brand kommen konnte, ist weiterhin unklar. Weder ein technischer Defekt noch Fahrlässigkeit oder Vorsatz können zum jetzigen Zeitpunkt als Auslöser ausgeschlossen werden. In den kommenden Tagen soll die Bodenplatte der Ruine freigelegt werden, um auch hier nach Hinweisen zu suchen.
Trauer in Sankt Augustin
"Dieses tragische Ereignis macht uns alle bestürzt und fassungslos", sagte Bürgermeister Max Leitterstorf nach dem Fund der Leichen. "In erster Linie sind unsere Gedanken und unser Mitgefühl bei den Familien und Angehörigen der beiden sowie bei ihren Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin".
Die Stadt werde die beiden Mitglieder der Feuerwehr nie vergessen. In Krefeld wurden die Einsatzfahrzeuge bereits mit einem Trauerflor versehen. Die Betroffenheit im Land und in ganz Deutschland ist groß. Unter dem Hashtag #zweivonuns zeigen auf Twitter viele Feuerwehren ihre Anteilnahme.
Erfahrene Feuerwehrleute
Es handele sich um erfahrene Feuerwehrleute, einen Mann und eine Frau. Er habe, soweit möglich, mit den Angehörigen und der Feuerwehreinheit Niederpleis, in der die beiden aktiv waren, gesprochen und die Nachricht überbracht, so der Bürgermeister weiter.
Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) äußerte per Twitter seine Anteilnahme.
Ihr selbstloser Einsatz verdiene den größten Respekt, schrieb er weiter. Seine Anteilnahme gelte den Hinterbliebenen. Auch der Deutsche Feuerwehrverband zeigte sich betroffen. DFV-Präsident Karl-Heinz Banse schrieb: "Wir sind erschüttert!"
Unser WDR-Reporter vor Ort berichtete, dass einzelne Einsatzkräfte bereits kurz nach Beginn des Einsatzes psychologisch betreut wurden. Nach dem Vorfall ist die gesamte Freiwillige Feuerwehr von Sankt Augustin außer Dienst gestellt worden, teilte die Stadt mit. Feuerwehrleute aus anderen Kommunen hätten die Löscharbeiten übernommen.
NRW-Innenminister Reul spricht von kaum begreifbarem Unglück
NRW-Innenminister Herbert Reul nannte das Unglück "fürchterlich" und "kaum begreifbar". Dass die Feuerwehrleute aus Sankt Augustin von der Brandbekämpfung abgezogen wurden, hält er für richtig. Im WDR-Interview vor Ort sagte Reul: "Ich finde, das geht ja auch nicht, wenn die selber ihre beiden Kollegen vermissen." Die psychosoziale Unterstützung für die Einsatzkräfte nannte der CDU-Politiker hoch professionell.
Mehr als 200 Einsatzkräfte vor Ort
Zwischenzeitlich war über dem Laden eine gut 50 Meter hohe Rauchsäule zu sehen, berichtete ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur. Die Straße sei verqualmt, das Gebiet um die Einsatzstelle weiträumig abgesperrt. Insgesamt hatten mehr als 200 Einsatzkräfte den ganzen Tag lang versucht, den Brand in dem Motorradgeschäft mit angrenzender Werkstatt zu löschen. Inzwischen ist der Brand unter Kontrolle.
Elf Einsatzkräfte sind den offiziellen Angaben zufolge leicht verletzt worden, fünf von ihnen in Krankenhäuser gebracht worden. Die Brandursache ist bisher unklar.
Betroffenes Gebiet soll wegen Rauchausbreitung gemieden werden
Die Leitstelle des Rhein-Sieg-Kreises riet zunächst wegen des sich ausbreitenden Rauchs, das betroffene Gebiet in Sankt Augustin-Niederpleis zu meiden. Anwohner sollten Fenster und Türen schließen und Lüftungen und Klimaanlagen abschalten. Inzwischen wurde die Warnung wegen der Rauchgase aufgehoben, heißt es auf der Internetseite der Stadt.
Stadt Sankt Augustin richtet Spendenkonto und Bürgertelefon ein
Die Stadt Sankt Augustin hat in Zusammenarbeit mit der Steyler Bank ein Spendenkonto für die Hinterbliebenen der verunglückten Feuerwehrleute eingerichtet. Die IBAN lautet DE 96 3862 1500 0010 0119 49. Für Fragen aus der Bevölkerung gibt es zudem ein Bürgertelefon der Stadt. Dieses ist zu erreichen unter: 02241 243-547.