Grauer Himmel, Regenschauer, Schmuddelwetter - wer heute in NRW aus dem Fenster schaut, entwickelt nicht unbedingt Frühlingsgefühle. Obwohl der vergangene Winter laut Meteorologen ziemlich mild war, sehnen sich viele Menschen gerade nach dem durchwachsenen Wetter der letzten Wochen mit Schnee und Regen nach Sonne, blauem Himmel und milderen Temperaturen.
"Leider werden wir da noch ein paar Tage drauf warten müssen", sagt WDR-Meteorologe Jürgen Vogt. Denn wirklich gemütlich soll es laut Prognose in dieser Woche nicht werden. "Im Flachland erreichen die Temperaturen etwa zehn bis 15 Grad", sagt Vogt. "Allerdings wird es dazu vor allem nass und windig."
Fünf Anzeichen dafür, dass der Frühling da ist
Für den Biologen und Gärtner Markus Phlippen ist der Frühling dennoch längst da. "Wir Biologen schauen ja weder auf den meteorologischen noch auf den kalendarischen Frühlingsanfang", erklärt Phlippen, der regelmäßig Gartentipps in der WDR-Sendung "Hier und heute" gibt. "Wir orientieren uns am phänologischen Kalender - also daran, was sich in der Natur tut." Und da stehen die Zeichen eindeutig auf Frühling.
1. Die Farbe Gelb
Wer in den vergangenen Tagen spazieren gegangen ist, wird es bemerkt haben: Auch wenn der Himmel grau ist, in der Pflanzenwelt strahlt es immer mehr in leuchtendem Gelb. "Für Gärtner sind vor allem die gelben Blüten der Forsythie ein Indikator für den Erstfrühling", sagt Phlippen. Aber auch die Narzissen sorgten für "Sonne am Boden".
2. Hummeln und Insekten sind unterwegs
Viele Pflanzen, die jetzt blühen, sind gelb. Und das hat einen einfachen Grund. "Gelb ist vor allem eine Signalfarbe für die Insekten, die davon angezogen werden", sagt der Biologe Phlippen. Folgerichtig seien jetzt auch immer mehr Insekten zu sehen. "Ich merke es in meinem eigenen Garten immer daran, dass die ersten Hummeln durch die Luft brummen", sagt Phlippen. "Die dicken Königinnen sind unterwegs, um einen Nistplatz zu finden und ein neues Volk zu gründen."
3. Vogelgezwitscher erfüllt die Luft
Aber nicht nur Hummeln, Bienen und andere Insekten melden sich zurück und sorgen für frühlingshafte Töne in der Natur. Immer mehr Vögel kehren aus dem Süden zurück, wo sie den Winter verbracht haben, und sind im Freien zu hören. Aber auch Vögel wie die Kohlmeise, die in unseren Gefilden überwintern, werden aktiver und lauter.
4. Allergikern kribbelt die Nase
Während der Anblick der bunten Knospen und Blüten vieler Blumen und Bäume uns erfreut, ärgert so manche Pflanzen-Gattung die Allergiker. "Aktuell blühen in erster Linie Erle und Hasel", sagt Jürgen Vogt, was auch Markus Phlippen bestätigen kann. "Ich bin selbst allergisch auf Hasel und kann sagen, dass die Phasen, in denen sie blüht immer länger werden."
Meteorologe Jürgen Vogt kann aber alle Allergiker beruhigen, zumindest für die kommende Woche: "Durch den Regen werden die Pollen immer wieder weggespült", sagt er. "Die Belastung ist in den kommenden Tagen also eher gering bis mäßig."
5. Die Tage sind wieder länger als die Nächte
Die Tage werden wieder länger
"Heute Abend gegen 22.30 Uhr steht die Sonne senkrecht über dem Äquator", erklärt Vogt. "Dann sind Tag und Nacht auf der Erde gleich lang." Für viele Menschen ist jedoch viel bedeutender, dass die Sonne, die nun den Äquator überschritten hat und weiter in Richtung Nordhalbkugel wandert, dafür sorgt, dass die Tage immer länger und die Nächte immer kürzer werden.
Dass es nun Tag für Tag länger hell ist, tröstet sicher auch darüber hinweg, dass das Frühlingswetter in der kommenden Woche erst einmal durchwachsen bleibt. Das sei für den Frühlingsanfang auch normal, so Jürgen Vogt. "Ich sage immer, dass sich der Frühling vor allem durch sein unaufgeräumtes Wetter zeigt."
Das habe sich bereits in den vergangenen Wochen deutlich gezeigt, in denen es Tage gab, an denen in der Eifel bis zu 20 Zentimeter Schnee fielen, der dann bei Tauwetter sofort wieder schmolz.
Extreme Temperatur-Unterschiede zum Frühlingsanfang
Wie extrem unterschiedlich die Woche nach dem kalendarischen Frühlingsanfang aussehen kann, zeigt auch ein Blick in die Vergangenheit. 2021 beispielsweise stiegen die Temperaturen in NRW Ende März stellenweise auf 27 Grad Celsius. 2013 hingegen lagen sie an Ostern bei minus drei bis plus drei Grad. "Im Jahr 1958 wurden in Borgentreich im Kreis Höxter sogar minus 16 Grad gemessen", sagt Vogt.