Gamescom in Köln | sv 00:34 Min. Verfügbar bis 21.08.2026

Gamescom in Köln: Mehr als nur eine Messe für Zocker

Stand: 21.08.2024, 09:07 Uhr

Einmal im Jahr wird Köln zum Mittelpunkt der Gamer. Bis Sonntag geht es aber um viel mehr als digitale Unterhaltung.

Von Thomas Ruscher

Die große Bühne war bereitet, als der Gamescom-Startschuss am Dienstagabend mit der Opening Night Live erfolgte. In einer Sneak Preview flimmerten Szenen der neuesten Computerspiele zwei Stunden lang für das private Publikum über die Leinwand. Die Spieleentwickler feierten mit der Bühnenshow ihre Produkte.

Gamescom 2024 gestartet WDR 5 Mittagsecho 21.08.2024 11:53 Min. Verfügbar bis 21.08.2025 WDR 5

Download

Millionen Zuschauer sehen die Opening Night Live

Bis zu 5.000 Menschen waren zur Show auf dem Messegelände in Köln-Deutz erwartet worden. Weil die Nachfrage so groß war, wurden doppelt so viele Tickets ausgegeben, wie ursprünglich geplant. Außerdem rechneten die Veranstalter mit mehreren Millionen Menschen in der ganzen Welt, die den Livestream verfolgen.

Gamescom-Besucher Joel und Nicole Rüger | Bildquelle: WDR/Estella Mazur

Einer, der zwei Tickets zur Opening Night Live auf dem Messegelände ergatterte, ist der 18-jährige Joel Rüger aus Steinfurt. An seiner Seite: Mutter Nicole - wie schon in den vergangenen Jahren. Da war er auf ihre Begleitung angewiesen, weil er noch nicht volljährig war. Nun will er auf sie nicht mehr verzichten, wie er dem WDR sagte.

"In diesem Jahr habe ich meine Mutter das erste Mal eingeladen, weil ich jetzt in der Ausbildung bin und verdiene. Das würde ich gerne auch die nächsten Jahre machen." Joel Rüger, Gamescom-Besucher

Games sind schon lange ein Massenphänomen. Wie viel Geld nicht nur für die Unternehmen, die die Spiele entwickeln, in der Branche steckt, zeigt auch die WDR-Doku über "The International", das größte E-Sport-Turnier der Welt. Darin begleiten die Macher zwei Gamer zu der Veranstaltung und bieten einen seltenen, teils erschreckend ehrlichen Blick hinter die Kulissen.

Gamescom - Schlange am Einlass zur Opening Night Live | Bildquelle: WDR/Estella Mazur
Ein Besucher der Opening Night Live der Gamescom | Bildquelle: Estella Mazur

Die Gamescom in Köln wiederum ist eine der wichtigsten und größten Publikumsmessen für Gamer. Die Veranstalter Koelnmesse und der Game-Verband sind erfolgsverwöhnt: Nach der Corona-Pause stiegen die Besucherzahlen kontinuierlich. Vorheriges Jahr sind bereits wieder 320.000 aus 116 Ländern durch die Messehallen geströmt. Das sind jedoch noch etwa 50.000 Menschen weniger als im Rekordjahr 2019.

Nach der Opening Night startet die Gamescom am Mittwoch mit dem Fachbesuchertag, offiziell eröffnet wird sie zwischen 17.30 und 20.00 Uhr voraussichtlich von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Von Donnerstag bis Sonntag ist sie dann für alle privaten Gaming-Fans mit Ticket geöffnet.

Games-Community als "größte Gemeinschaft der Welt"

Game-Chef Felix Falk | Bildquelle: Rolf Vennenbernd/dpa

Weltweit sei das Interesse groß, erklärt Felix Falk, Geschäftsführer des Game-Verbandes: "Die größte Gemeinschaft der Welt: Das ist die Games Community. Gerade weil die so groß ist, findet sich für jede und jeden da etwas." Das spiegele auch die Gamescom wieder.

Es geht also nicht nur darum, die neuesten Computerspiele und -trends auf der Messe zu entdecken. Viele Fans kommen aus anderen Gründen:

  • Sie schauen sich 40 Jahre alte Spiele in der Retro Area an.
  • Sie wollen auf der Social Stage Live-Musik und Podcasts hören und Let's Playern zuschauen, die im Internet Games für ihr Publikum spielen.
  • In der Event Area schauen sie E-Sportlern bei Wettkämpfen zu.
  • Sie wollen Autogramme von Promis und Gaming-Größen ergattern.
  • Sie besuchen den Gamescom Congress, um sich über Künstliche Intelligenz, Hatespeech in Games und Spiele zur Förderung der Demokratie zu informieren.
  • Sie gehen aufs kostenfreie Gamescom City Festival am Samstag und Sonntag und sehen Bands wie Cat Ballou oder die Donots.

Games, die es bald zu kaufen gibt und bereits jetzt auf der Messe gespielt werden können, sind da eher nebensächlich.

Künstliche Intelligenz in Games WDR 5 Scala 20.08.2024 08:38 Min. Verfügbar bis 20.08.2025 WDR 5

Download

Für die Spieleindustrie bleibt die Gamescom dennoch interessant. "Beispielsweise sind wir so international wie nie zuvor und haben auch so viele Aussteller wie nie zuvor", sagt Felix Falk. Offiziell sind es 1.400 Aussteller, 15 Prozent mehr als im Vorjahr.

Gesamte Grafik anzeigen

Von Star Wars bis zum Fifa-Nachfolge-Spiel

Unter diesen Ausstellern sind auch die Platzhirsche: Microsoft zeigt neue Spiele für die Xbox, Ubisoft ein neues Star-Wars-Spiel oder Electronic Arts das Fußballspiel EA Sports FC 25. Für sie geht es um viel Geld: In Deutschland ist der Games-Markt circa zehn Milliarden Euro schwer, berichtet der Game-Verband - mehr als Musik- und Kino-Markt zusammen.

Aber auffallend sei laut Felix Falk, dass immer mehr Unternehmen aus verschiedenen Ländern und immer mehr aus dem asiatischen Raum kämen. "Man sieht, dass die verschiedenen Kontinente auf der Welt auch ein Stück weit um die Vorherrschaft im Games-Bereich kämpfen", so Falk.

Indie Arena Booth zeigt Vielfalt

Mit einigen dieser kleinen Unternehmen hat Valentina Birke zu tun. Sie ist die Direktorin der Indie Arena Booth, einem großen Messestand, auf dem sich fast 170 kleine Teams oder Einzelpersonen mit ihren Spieleprojekten präsentieren. "Wir probieren, möglichst viele Länder reinzukriegen, die sich das sonst unter Umständen vielleicht gar nicht leisten könnten, auf der Gamescom auszustellen", sagt Valentina Birke. Ein Quadratmeter Messestand kostet 125,50 Euro. Plus Energiepauschale, Fixkosten, Standaufbau, Steuern. Da kommen schnell ein paar tausend Euro für einen kleinen Platz auf der Gamescom zustande. Hinzu kommen Kosten für Anreise und Unterkunft.

Messebesucher testen ein Game | Bildquelle: picture alliance/dpa

In der Indie Arena gibt es auch Spiele aus Deutschland. "Wir haben eine Delegation zum Beispiel aus Hamburg, aus Bayern und aus Hessen", erklärt Valentina Birke. Darunter sind auch einige kleine Spielefirmen aus NRW. Das Besondere an diesen kleinen Unternehmen: Sie entwickeln keine typischen Action-Feuerwerke wie das erfolgreiche Call of Duty, sondern Games mit ganz neuen Ideen.

Neptune Interactive stellt zum Beispiel eine Kölsche-Kiosk-Simulation vor. Ein Spiel des Düsseldorfer Teams Rhenus Vina Musica basiert auf den Gemälden von Hieronymus Bosch. "Die Consumerinnen kommen auch zu uns, um was zu entdecken", sagt Valentina Birke: "Wir wollen ihren Horizont erweitern."

Noch gibt es Karten für die Gamescom

Das Interesse ist groß: Der Gamescom-Samstag ist bereits ausverkauft. Für die übrigen Tage der Messe gibt es aktuell noch Tickets. Die Preise liegen zwischen 9,50 Euro für die Abendkarte mit einem Einlass ab 16 Uhr und 65 Euro für die Familienkarte. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Tickets in den kommenden Tagen für Freitag und Sonntag bald vergriffen sein dürften. Zu kaufen gibt es sie ausschließlich online.

Wer es nicht schafft, muss ein Jahr warten. "Also auf jeden Fall findet die Gamescom nächstes Jahr in Köln wieder statt", erklärt Felix Falk. Der genaue Termin wird zu Beginn der Messe bekannt gegeben.

Unsere Quellen:

  • Interview Felix Falk, Geschäftsführer Game e.V.
  • Interview Valentina Birke, Direktorin Indie Arena Booth
  • Koelnmesse
  • Game e.V.
  • WDR-Reporterin Estella Mazur vor Ort